Besser ich als sie

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~Sushi ~

Ich hasste mein Leben. Ich hätte dort liegen sollen und nicht sie.
Wütend schmiss ich einen Stein die steile Klippe hinab, bevor ich mich in das Gras schmiss.
Grummelig stellte ich mein Handy wieder an, was ich vor einigen Stunden ausgestellt hatte, damit mir niemand auf den Sack ging, was auch prima geklappt hatte.
Im Nachhinein hätte ich es anlassen sollen.
Überrascht ging ich die endlose Liste der verpassten Anrufe durch bis ich an einem Namen festklebeben blieb. Das konnte doch nicht sein.
Oder doch?
Sanft strich ich mit dem Daumen über den Namen und wollte es nicht wahrhaben.
Da stand ihr Name.
Sollte ich zurückrufen?
Was ist, wenn es ein Scherz von meinen Bandkollegen war?
Nein, dass konnte nicht sein, sie sind vor einen Monat schon nach Hause gefahren.
Rasch drückte ich auf wählen und sprang euphorisch auf.
Es konnte nur sie sein.
Meine Freundin.
Gleichzeitig breitete sich in mir ein schlechtes Gewissen aus, dass ich gegangen war.
„Na du?“, erklang ihre fröhliche Stimme am anderen Ende.
„es tut mir leid“, rutschte es aus mir, „Wie kann ich es jemals wieder gut machen?“
„da gäbe es eine Sache“, meine Kleine schien zu überlegen, „Komm wieder zurück. Zurück zu mir. Ja?“
Mir fiel ein Stein vom Herzen, wo von ich gar nichts wusste, dass er existierte.
„ich komme“, lächelte ich erleichtert. „Bitte beeile dich“, sie machte eine Pause, „Ich vermisse dich.“
„Ich dich auch“, gab ich wehleidig zurück, „Ich werde so schnell kommen wie ich kann.“
Nach der Verabschiedung legte ich auf und steckte mein Handy rasch in die Hosentasche.
Warm durchströmte Magie meine Adern, während ich die Menschenhaut ablegte.
Schwungvoll entfaltete ich meine Schwingen, dessen Flügelmembrane sich im Wind sofort aufblähten, der über die Haut streichelte.
Kräftig stieß ich mich vom Boden ab. Sie lebte.
Mein Mädchen war am Leben.
Wieso hatte ich jemals daran gezweifelt?
Sie ist etwas ganz Besonderes ohne Zweifel.
Überglücklich schwebte ich über der schneeweißen Wolkendecke herüber. Das Leben hatte wieder einen Sinn. Ich werde sie nie wieder loslassen. Nie wieder in einen Kampf ziehen, dafür hatte ich zu viel Schmerz erfahren.
Bilder, die man sein Leben lang nicht vergisst. Und wofür das alles? Dafür, dass die Menschen in Ruhe leben konnten ohne zu wissen, dass sie schon zwei Mal vor der Vernichtung standen.
Doch dies war mir gerade alles egal. Ich wollte nur noch zu meiner Freundin und sie in den Arm nehmen.
Zu lange musste ich auf ihre Berührungen warten.
Wolken wurden durchgefühlt, während meine Flügelspitzen in sie hinein tauchten.
Eine wohlige Schauer durchjagte meinen Körper bei den glücklichen Gedanken meine Freundin wiederzusehen lebend und nicht regungslos auf dem Krankenbett, indem sie versank und noch erbärmlicher aussah.
Wieso war ich eigentlich soweit geflogen?
Hinzu kam mir der Weg nicht lang genug vor, doch jetzt zog er sich unendlich in die Länge.
Diese Tatsache brachte mein Gehirn völlig zum Durchdrehen.
Nach einer gefühlten Ewigkeit kam die Skyline von Hamburg in mein Sichtfeld.
Noch nie hatte ich mich auf eine Stad gefreut wie jetzt.
Eilig rannte ich über verschiedene Straßen bis zum Krankenhaus, dessen Geruch ich hasste.
„Wo wollen Sie den hin Herr Biesler?“, hob die Empfangsdame skeptisch eine Augenbraue, als ich durch den Flur rannte.
„Meine Freundin ist aufgewacht!“, brüllte ich glücklich ihr zu, woraufhin sie nur die Augen weit aufriss.
Hastig rannte ich die Treppe hoch. Der Fahrstuhl brauchte mir zu lange. Atemlos riss ich die Tür auf.
Dort saß, auf dem Bett und lächelte mich glücklich an.
In mir überschlugen sich alle möglichen Gefühle.
Ich hatte gar nicht bemerkt, dass Tränen über meine Wangen kullerten. 
Zwei Arme schlangen sich um meinen Körper und ein Kopf lag auf meiner Brust.
Meine Hände fuhren sanft ihre Wirbelsäule entlang, die deutlich zu spüren war, während ich meinen Kopf in ihrem Haar vergrub.
„Ich liebe dich“, flüsterte sie und hob den Kopf.
Ihre blauen Augen paralysierten mich sofort.
„Ich dich auch“, überbrückte ich die wenigen Zentimeter zwischen uns und legte meine Lippen auf ihre.  

Zerbrochene Welt (Eskimo Callboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt