~Vanessa~Mit schnellen Flügelschlägen jagte ich durch die dunkle Unwetterwolke, die sich über dem Meer gebildet hatte. Vereinzelt zuckten helle Blitze durch die Dunkelheit.
Sie spiegelten mein Inneres wieder. Die Gedanken fuhren in meinem Kopf Achterbahn.
Wieso hatte ich es nicht früher gemerkt?
Till hatte sich in mich verliebt, das Schlimmste was passieren konnte war eingetreten.
Wieso bemerkte ich dies nicht?
Jetzt erschien mir die nächtlichen Ausflüge eine sehr dumme Idee gewesen zu sein.
Hätte man die Gefühle verhindern können?
Till konnte nichts dafür.
Ich war auch nicht böse auf ihn.
Hätte ich es sein sollen?
Ich hatte Angst um Sushi. Ihn zu verlieren.
Wie würde er es aufnehmen, diesen Kuss?
Ich wollte ihn nicht verlieren.
Doch sah er es genauso oder schloss er das Kapitel?
Tränen stehlten sich aus meinen Augen und vermischten sich mit dem Regen. Ich war an allem schuld. Ich alleine.
Egal wo ich auftauchte gab es gewissermaßen Ärger.
Es wäre wohl besser gewesen Sushi nie begegnet zu sein.
Ich hätte damals unter den Trümmerteilen sterben sollen.
Ich hätte nie geboren werden dürfen oder wenn als normaler Mensch und nicht als Drache.
Vielleicht wäre dann Gervais noch am Leben.
Meine Flügel flogen ihren eigenen Weg, wusste nicht wohin sie wollten. Tief in mir drin zog mich etwas in diese Richtung, wo gegen ich mich nicht währen konnte.
Der Sturm hatte sich gelegt.
Von der Landschaft her musste ich mich in Amerika befinden. Automatisch flog ich zu einem Berg und verwandelte mich zurück. Langsam ging ich zu der Gestalt hin, die regungslos auf dem Boden lag.
In mir breitete sich ein ungutes Gefühl aus.
Dort lag er.
Gervais.
Schreiend sackte ich in mir zusammen, Tränen strömten unaufhörlich über meine Wangen.
Ich hätte nie gedacht ihn noch einmal zu sehen, vor allem nicht so.
Er war vollkommen abgemarkert, doch Verwesung zeigte er nicht auf. Unter Tränen beschwor ich Magie herauf und legte den leblosen Körper meines besten Freundes in einen durchsichtigen Sarg aus Diamant.
Die Zeit würde ihn nichts mehr anhaben.
Mit Tränen verschleierter Sicht betrachtete ich sein Gesicht. Er sah so friedlich aus, auf seinen Lippen ein sanftes Lächeln.
„Wenn du mich so sehen würdest, wärst du maßlos enttäuscht von mir“, legte ich eine Hand auf den kalten Sarg, „Ich habe alles vermasselt. Sushi will bestimmt von mir nichts mehr wissen. Ich bin der reinste Alptraum.“ Erschöpft lehnte ich mich gegen den Sarg. Halt suchend.
Wir befanden uns über den Wolken, die wie eine weiße Decke unter uns lagen, über uns der hellblaue Himmel.
Wieso konnte im Leben nicht einmal etwas klappen?
Wieso musste immer alles so schwer sein?
„Ich habe auf ganzer Linie versagt“, winselte ich.
„Du hast gar nicht versagt“, ertönte eine tiefe Stimme.
Erschrocken drehte ich mich um und erblickte ihn.
Automatisch wich ich zurück.
„Wie hast du mich gefunden?“, studierte ich jede Bewegung von ihm, „Du hättest nicht kommen dürfen.“
„Ich konnte dein Schrei, doch nicht einfach ignorieren“, Till ließ die schultern hängen, „Es tut mir leid. Ich weiß, ich hätte es nicht tun dürfen. Jahrelang habe ich keinen anderen Drachen gesehen. Dann kamt ihr. Kamst du.“
„Man kann es eh nicht mehr rückgängig machen“, zwang ich mich zu einem Grinsen, „Wie geht es Sushi?“
„Am liebsten würde er mich umbringen“, kratzte er sich am Hinterkopf.
„Ich hätte auch nichts anderes erwartet“, gestand ich.
„Er macht sich wahnsinnige Sorgen“, fuhr der Riese fort, „Kommst du zurück?“
„Ich weiß es nicht“, ich drehte mich zu Gervais, „Es sind schon zu viele wegen mir gestorben.“
„Sie sind nicht wegen dir gestorben“, lag eine schwere Hand auf meiner Schulter, „Das war der Krieg und es werden noch viele weitere sterben.“ Till sollte damit recht behalten.
Der Krieg verbarg sich schon um der nächsten Ecke.
„Ich komme mit“, beschloss ich, „Aber dein Geheimnis muss geheim bleiben, sonst köpft dich Sushi wirklich noch.“ Er nickte langsam.
Lange blickten wir gegen den endlosen Horizont, der sich blutrot färbte.
Wir hielten Distanz, einen Sicherheitsabstand.
Sicher war sicher.
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Zerbrochene Welt (Eskimo Callboy)
FanfictionDas letzte was ich von meiner Welt sah, war Krieg und Tode Menschen oder Drachen. Dann wurde alles weiß um mich, schließlich wurde ich in die Parallelwelt Erde teleportiert. Wenn ich mich kurz vorstellen darf ich bin Vanessa und 17 Jahre alt, allerd...