Weckdienst

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~Sushi~

Der nächste Morgen kam viel zu früh. Quälend langsam schälte ich mich aus dem gemütlichen Bett.
Es fehlte jemand neben mir. Dämliches Einzelbett!
Vanessa schlief gegenüber von mir, sodass ich sie beim Schlafen zu sehen konnte. Die Kleine sah aus wie ein friedlicher Engel.
Sollte ich sie wecken?
Ich ließ es lieber bleiben. Einen schlafenden Drachen sollte man lieber nicht wecken, es sei denn man hängt nicht mehr an sein Leben. Till regte sich schwerfällig und hievte die Beine über die Bettkante.
„Morgen“, brummelte er verschlafen, „Schläft sie noch?“
„Ja, tut sie“, flüsterte ich mahnend, „Und ich würde sie, wenn ich du wäre nicht aufwecken.“
In der Dunkelheit erkannte ich wie er fragend eine Augenbraue hob, dann stand er auf.
„Ich habe es dir ja gesagt!“, verschränkte ich die Arme vor der Brust. Auf Zehnspitzen tippelte der Riese zu ihrem Bett.
Ich musterte Vanessa genau und erkannte ein verschwörerisches Grinsen auf den Lippen.
Sie war wach.
Ich musste aufpassen, dass ich nicht laut loslachte. Till setzte zu einem leichten Sprung an. Meine Freundin sprang blitzschnell auf den Boden, sodass der Riese auf dem leeren Bett landete, was bedrohlich ächzte. Vanessa kugelte sich lachend auf den Boden. Ich stieg lauthals mit ein. Der Sänger warf uns einen giftigen Blick zu.
„Dein Weckversuch ist wohl fehlgeschlagen“, grinste sie zufrieden. „Ja ist er“, grummelte er, „Mein Knie wird es dir noch danken.“
„Das will ich doch hoffen“, neckte die Kleine.
Weiß sie eigentlich, dass er mindestens das Doppelte wiegte wie sie?
Siegreich stolzierte Vanessa aus dem Zimmer.
Kopf schüttelt folgten wir ihr nach unten. Der Rest saß bereits am Tisch und musterte uns ausgiebig.
„Ihr scheint ja einen ganz schönen Spaß zu haben um diese Uhrzeit“, gähnte Daniel herzhaft.
Mein Blick wanderte auf die Uhr vom Backofen. 5:10 Uhr, stand dort in leuchtenden roten Ziffern.
„Gute Laune am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen“, setzte sich Vanessa an den Tisch.
Till humpelte hinter ihr her.
„Was ist de mit dir passiert?“, zog Christoph eine Augenbraue hoch.
„Er wollte Weckdienst von Vanessa spielen und sie war bereist wach“, setzte ich mich neben sie.
„Till soll ich dir Mal einen guten Rat geben?“, meinte Kevin guter Dinge, „Versuche sie auf keinen Fall zu wecken, erst recht nicht, wenn sie schläft.
Es könnte das letzte sein was du tust.“
„Ich habe es bemerkt“, lud er seinen Teller voll.
„Wir fangen wie ihr alle im Dorf seid und Vanessa verachtete Blicke zu werft und sie mit Sachen bewerft“, nutzte Simon die Stille, während wir gemütlich aßen, „Und danach kommt die verfolgungs Szene im Wald.“
Ein zustimmendes Brummen von allen bestätigte, dass jeder zugehört hatte. Nachdem das Geschirr weggeräumt wurde und sich jeder fertig gemacht hatte, versammelte sich die Truppe mitten im mittelalterlichen Dorf.
Glücklich und zufrieden hielt ich meine Freundin in den Armen, die sich mit dem Rücken an meine Brust schmiegte. Ihre gleichmäßige Atmung beruhigte mich. Sanft gab ich ihr einen kurzen Kuss auf den Haaransatz. Mit leuchteten Augen blickte sie mich liebevoll an. Hoffentlich werde ich sie im Leben nicht verlieren. Damals hatte ich eine heiten Angst um sie, als sie im Kampfgefecht nicht mehr zu sehen war. Ich hätte sie verlieren können für immer. Und jetzt stand ein neuer Kampf vor der Tür mit einem unbekannten Gegner. Eine Handvoll Drachen gegen eine Arme aus Untoten Drachen, die man nur töten konnte indem man sie vollkommen auseinandernahm. Das Dorf war voller Leben, während wir die erste Szene abdrehten. Vanessa trug ein zerschlissenes Kleid, ihre Haare vollkommen verzaust mit Staub, das Make- Up rundete das Bild ab. Irgendwie fühlte ich mich unwohl dabei meine Freundin mit diversen Sachen zu bewerfen. Zum Glück musste die Szene nur einmal gedreht werden. Barfuß hechtete Vanessa durch den Wald, hinter ihr her rannten die Rammsteiner mit Mistkabeln und Äxten, wobei sie lauthals brüllten, was mir einen Schauer über den Rücken jagte. Erschöpft schmiss sich die Kleine in das grüne Gras, die anderen sechs taten es ihr gleich. Ihr Brustkorb hebte und senkte sich wild.
„Morgen früh werden wir die Szene drehen wo Vanessa Till auspeitscht“, meinte Simon professionell, „Wir werden es in einem kleinen Kreis drehen, weshalb ihr anderen bis zum Nachmittag frei habt.“
Ein sanftes Lächeln zeichnete sich auf ihren Lippen ab. Vorsichtig beugte ich mich über Vanessa, die die Augen geschlossen hatte. Mutwillig stand ich auf, um sie die Sonne genießen zu lassen. Nach einmal blickte ich zurück, bevor ich mich zur Dusche bequemte.  

Zerbrochene Welt (Eskimo Callboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt