Liebe ist Liebe

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Mein Weg führte mich sofort zurück nach Kenmare, aber nicht zu einem von uns beiden nach Hause, sondern direkt zu der kleinen Kirche am Friedhof. Dort, wo er sich damals nach dem Streit mit Mark flüchtete und auch zwischenzeitlich immer wieder sich dort hin zurückzog. Die Kirche war meist nur zu Beerdigungen besucht und somit oft leer, so dass er dort die Ruhe für sich fand, sich in Ruhe bei Gott „einzuloggen", wie er es immer nannte, zur Ruhe kam und beten konnte.
Von weitem sah ich schon seinen Wagen, fuhr auf den Parkplatz und stellte den Mietwagen ab. Beruhigt, ihn gefunden zu haben, rief ich Denis an, und gab schonmal vorab Bescheid, bevor ich die Kirche betrat. Ich lies meinen Blick schweifen, denn auf den Kirchbänken sah ich ihn nicht, dann erkannte ich eine Person weit hinten in der kleinen Kapelle neben dem Hauptaltar. Dort hockte er zusammengekauert. Dieser Anblick brannte sich bei mir ein und lies mein Herz ganz schwer werden. Wüsste er doch nur, wie toll seine Familie auf die Wahrheit reagiert hatte, dann würde er hier nicht so gebrochen sitzen.
Zügig, aber leise ging ich zu ihm, und abb MB statt ihn anzusprechen, hockte ich mich einfach neben ihn und schlang meine Arme um ihn. Sofort fiel er in meine Arme und schluchzte auf. Ich zog ihn noch enger an mich und strich sanft über seinen Rücken. Nun weinte er richtig und lies sich selbst durch meine Nähe und den Halt kaum beruhigen. Da er auch so aufgewühlt war, konnte man unmöglich mit ihm reden, als wartete ich, hielt ihn weiter fest in meinen Armen und streichelte ihn, bis ich deutlich vernahm, das er sich beruhigte, die Tränen versiegte und seine Atmung sich normalisierte. „Besser?", fragte ich leise und er nickte kaum merklich, suchte und brauchte aber weiter meine Nähe, und vergrub sein Gesicht an meiner Brust.
„Wie hast du mich gefunden... woher wusstest du, das ich...", wisperte er. „Intuition...ich hab mir Sorgen gemacht..." „I am sorry... I wasn't able to stay and... fuck fuck fuck...", schrie er plötzlich auf. „Schhhhhhh, beruhige dich... es ist alles in Ordnung!", versuchte ich ihn zu beruhigen. „Hell no! Nothing is ok! Joey... why did he..." „Patrick bitte... wirklich es ist alles in Ordnung! Glaub mir!", versuchte ich es weiter. „Sie wissen jetzt alle Bescheid! Über Mark, über mich und mein... das ist so... so... embarissing!" „Patrick... komm, lass uns was spazieren gehen, ich möchte dir das alles in Ruhe erklären, aber vorab, keiner hat negatives gesagt, alle waren total verständnisvoll ok?!" Ich löste meine Umarmung, stand auf und reichte Patrick meine Hand, die er sofort danken annahm. „Ich hab dich gar nicht verdient... nach allem was ich..." „Doch, du hast mich verdient, genauso wie ich dich... wir haben uns verdient. Patrick ich liebe dich. Ich stehe zu dir, deiner Vergangenheit, unserer Vergangenheit, aber besonders zu unserer Zukunft." Patrick sagte nichts, aber er legte sofort seine Hände auf meine Wange und küsste mich zärtlich. „Ich liebe dich!", wisperte er in den Kuss. „Und trotzdem hab ich dich nicht verdient, aber ich bin froh, das du bei mir bist, zu mir stehst..."
Wir gingen gemeinsam Richtung unseren Autos. „Treffen wir uns am Leuchtturm?", fragte ich. „Ja... schon doof, das wir jetzt getrennt fahren müssen...", murmelte Patrick, stieg aber dennoch in seinen Wagen und fuhr vor. Keine fünf Minuten später parkten wir erneut unsere Wagen und liefen zwischen den Dünen zu dem kleinen Leuchtturm, der inzwischen zwar nicht mehr genutzt wurde, dennoch aber schön zu besuchen war, vor allem, weil sich hier her kaum jemand verirrte.
„Los sag schon... haben die sich das Maul über mich zerrissen, nachdem ich weg war?", knurrte er, sah aufs Meer, Griffs aber dennoch nach meiner Hand. „Auch wenn du es kaum glauben magst, aber niemand hat auch nur ansatzweise ein böse Wort darüber verlassen!", antwortete ich ehrlich. „Wie?!", überrascht sah er mich an. Naja, sie waren natürlich total überrascht, konnten das zunächst nicht glauben, aber sie waren eher besorgt um
Dich, warum du nie was gesagt hattest." „Also wissen sie jetzt alles... bis ins kleinste intimste Detail...", resignierte er und starrte wieder aufs Meer. Ich merkte deutlich, das sein Gehirn ratterte, er jegliche Möglichkeit in seinen Gedanken durchging, was er jetzt tun könnte, dafür kannte ich ihn einfach zu lange. „Patrick, sieh mich mal bitte an und hör zu.", sagte ich bestimmend, aber mit absoluten Verständnis. „Grundsätzlich wissen sie nur einen Bruchteil. Patricia hat nur soviel erzählt wie die wissen mussten, um es in etwa zu verstehen, was passiert ist. Zusätzlich hat Patricia deinen Geschwistern mehr als deutlich zu verstehen gegeben, das sie es jetzt einmal kurz erläutert, sie fragen stellen können, dich aber damit in Ruhe lassen sollen, das wenn überhaupt du mit ihnen von dir aus sprichst! Desweiteren verlangte sie, absolutes Stilschweigen Angelo gegenüber, denn wenn, dann solltest du es sein, der ihm das mit deiner, bzw. unserer Vergangenheit erklärt." „Serious?!" „Ja!" „Wissen sie auch, das ich dich und Mark betrogen habe, also das du in Hamburg warst und so?!" „Ja, alles, aber in absolut abgespeckter Kurzfassung. Natürlich wurde ich gefragt, wie ich damit zurecht komme, das du mit Männern vorher was hattest..." „Und? Was hast du gesagt? Hast du überhaupt was gesagt?" „Ich hab ihnen das gesagt, was du mir gesagt hast..." Fragend starrte er mich an. „Das es egal ist, ob bi, homosexuell oder hetero... es kommt auf die Liebe, die Zuneigung und das Vertrauen an..." „Ja das tut es... das hast du mir immer gegeben... damals wie heute... nur zwischendrin... da...", seine Stimme versagte. „... da war es Mark, und es ist ok für mich, wirklich. Inzwischen... ich kann da wirklich immer besser mit umgehen...", gab ich ehrlich zu und nutze den Augenblick, um doch meine
Sorge oder Angst, die noch in mir brannte, endlich anzusprechen und zu offenbaren. „Aber?", fragte er sanft. „Kein aber... nur ich frage mich, ob du bei mir... bei uns... ob du da was vermisst... ich mein es ist ja schon anders gewesen mit Mark... also bei Männern..."

Kenmare... wo sich Zukunft mit Vergangenheit verbindetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt