Tiefe

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„Danke Tom... mir fehlen immer noch die Worte... ich kann kaum gerade einen klaren Gedanken fassen, bin total überfordert und...", plötzlich stiegen mir Tränen in die Augen und Tom nahm mich einfach nur in den Arm. „Tom, was soll ich denn jetzt tun? Ich lag so falsch, ich hab Patrick verletzt, ihm Sachen unterstellt... das verzeiht er mir doch nie...", schluchzte ich und Tom strich mir beruhigend über den Rücken. „Wenn er dir nicht verziehen hätte, dann wäre er doch heute wohl kaum hier, oder?!" „Aber was soll ich ihm denn sagen?" „Die Wahrheit... sag ihm ruhig, das ich bei Allistor war, ihn gesehen habe... aber warte dafür den Richtigen Moment ab... nicht zwischen Tür und Angel... hörst du?!" „Ja... Danke Tom..."
„Alles Ok Lilly?", plötzlich stand Patrick in der Küche und musterte mich kritisch. Tom war dann der schlagfertigere. „Ja, war halt alles etwas aufwühlend das letzte Jahr und das kam kurz hoch...ich lass euch beide mal allein..."
„Ist wirklich alles in Ordnung?" „Ja... mach dir keine Sorgen... schläft Rose?" Patrick musterte mich deutlich, sagte aber nichts mehr dazu. „Ja, schon beim Umziehen ist sie eingeschlafen. Kann ich dir noch was helfen?" „Ist nur das bisschen spül noch, das mach ich eben... geh du ruhig ins Wohnzimmer!" „Papperlapapp, ihr junges Gemüse schaut jetzt das ihr los kommt! Den Rest kann die Spülmaschine erledigen! Haut ab! Vor 10 h morgen früh wollen wir euch nicht sehen, oder Tom?!", grätschte Emily prompt dazwischen. „Wirklich? Ich meine..." „Ab zur Messe! Ich weiß doch, das Patrick dahin wollte... und du auch..." „Danke..." „Ach Kindchen, dafür nicht..."

Schweigend liefen Patrick und ich zur Kirche. Es war keinesfalls unangenehm, denn da Patrick nicht eine Sekunde, seit wir Emily und Toms Haus verlassen hatten, mich aus seinen Armen ließ, genoss ich einfach nur seine Nähe. Immer wieder drifteten meine Gedanken zu dem Ring, den Tom mir gegeben hatte und vorsichtig fühlte ich in meiner Tasche nach dem Kästchen. Es war wirklich kein Traum gewesen. Und die Frage, die mich mehr und mehr beschäftigte war, wie er nur sofort einen Verlobungsring kaufen konnte, ohne auch nur irgendwas von mir zu wissen, geschweige denn mit mir ein Wort gewechselt und das mit Mark geklärt zu haben. Aber auch Patrick hing seinen Gedanken nach, das spürte ich, besonders als wir die Kirche erreichten und er aus seiner Trance wach wurde.
„St. Patricks?" „Ja... ich fand es etwas passender... zumal hier auch weniger los ist, als in unserer... keine Touristen... wie heut Nachmittag.... ich hab doch gemerkt, wie unwohl du dich plötzlich gefühlt hast, als die Gruppe mit den 6 Frauen dich die ganze Zeit über angestarrt haben und tuschelten..." „I am sorry... das ich euch da so stehen gelassen hab und mich distanzierte... ich wollte euch nicht..." „Shhhhh.... das weiß ich doch und es war für mich absolut in Ordnung! Ich weiß das du zu mir stehst... mehr wie die vielleicht selbst bewusst ist... du willst mich und Rose nur schützen und dafür bin ich dir mehr als alles andere dankbar... ich fand es eher so unmöglich, das sie dich noch versucht haben nach der Messe für ein Foto abzufangen... und dann warst du auch noch so nett und machst das auch noch..." „Fandest du das doof? Ich hab mir halt gesagt, es ist Weihnachten und..." „Es ist und bleibt deine Entscheidung... es war mehr als nett von dir! So und nun lass uns in Ruhe die Messe genießen, ohne Fans..."

Völlig durchgefroren, aber erleichtert, das uns außer ein Paar Einheimische niemand erkannte, erreichte wir mein Haus und ich setzte uns erstmal noch eine Kanne Tee zum aufwärmen auf, während Patrick sich in ein gemütliches Outfit warf und den Kamin sowie die Kerzen anmachte. Als ich auch in gemütlichen Sachen ins Wohnzimmer kam, lief bereits im Hintergrund leise Weihnachtsmusik, während Patrick in sein Handy vertieft war. Sorgenfalten zierten sein Gesicht. Sachte ließ ich mich neben ihm nieder. „Alles ok?", fragte ich leise und traurig sah er mich an. „Maite... sie ist sauer das ich nicht gekommen bin und Angelo sich wohl auch nicht zusammenreißen könnte... jedes Jahr das Gleiche..." „Und wenn du doch noch versuchst, morgen nen Flieger zu bekommen?" „No! I stay here, with you... with Rose... sie konnten mich ja auch besuchen... mein Haus ist groß genug... warum soll ich immer?! Egal... komm her...", feste zog er mich in seine Arme und ich genoss seine Nähe, bis ich mich vorsichtig löste. „Bist du müde? Sollen wir ins Bett?" „Nein, ich möchte dir aber noch was geben." „Sunshine... das ist nicht fair... du sagtest doch inständig, keine Geschenke... und ich hab nichts für dich und..." „Patrick... pack es erstmal aus..." Vorsichtig löste Patrick das Geschenkpapier und sah sich den schwarzen Einband an, bevor er das Buch öffnete. „Sunshine... das ist... that's..." „Meine Tagebücher.... ich hab sie als ein Buch binden lassen... ich möchte das du sie liest... ich möchte das du die Wahrheit kennst... meine tiefsten Gedanken... meine Gefühle... früher... da hab ich noch viel geschrieben.. die letzten Jahre wurde es weniger.... aber sie sind vollständig..." „That's Personal... I don't know what to say... really... I mean.... are you sure?" „Ich war mir noch nie sicherer... Patrick... ich liebe dich... ich will das mit uns... das wollte ich immer... auch damals und du... du anscheinend auch, als du mich bei Susans Beerdigung gesehen hast..." „Natürlich wollte ich das... damals wie heute...", nun nahm er endlich die kleine schwarze Schachtel war, die ich ihm entgegenstreckte und wurde dezent bleich. „Wo...woher... woher hast du das?", fragte er mit brüchiger Stimme. „Tom... er hat dich durch Zufall heut Mittag beim Juwelier gesehen... dein Verhalten... das kam ihm merkwürdig vor, also ist er rein... Allistor, der Besitzer... Tom kennt ihn... ist es wahr? Also das du den Ring einen Tag nach der Beerdigung bereits gekauft hast?" „Ja..." „Warum?" „Weil ich mir damals sicher war, und als ich dich wieder sah, wusste ich, das ich dich nicht noch einmal aus meinem Leben gehen lassen möchte." „Pat... ich muss mich bei dir entschuldigen... das ich davon ausgegangen bin, das der Antrag eine Kurzschlussreaktion war und..." „Der Antrag vor ein paar Wochen, das war auch spontan... aber der Gedanke dahinter halt nicht. Ich hab mir immer gesagt, werde ich dich wieder sehen, dann werde ich dich bitten, meine Frau zu werden..."

Kenmare... wo sich Zukunft mit Vergangenheit verbindetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt