Nach vorne schauen...

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„Nun ausgeschlossen nicht, aber es gestaltet sich bei solchen Vorerkrankungen durchaus schwieriger auf natürlichem Wege ein Kind zu zeugen. Nun ist es erstmal wichtig, das alles abheilt und Frau Weber gesund wird. Alles andere wird sich zeigen, und wenn es auf natürlichen Wege nicht klappt, es gibt noch viele alternativ Möglichkeiten... ich wünsche Ihnen beiden von Herzen alles Gute.", verabschiedete sich die Ärztin und ging.
Patrick nahm meine Tasche, half mir vom Bett runter und schweigend gingen wir zu seinem Mietwagen. Ausgeheckt aus dem Hotel hatten wir heute Morgen bereits, also ging es auf direktem Weg nach Düsseldorf. Die Schmerzmittel, die Ralf mir gegeben hatten wirkten und bis auf ein minimales Ziehen merkte ich kaum was von dem Eingriff. Allerdings machte mir das Thema Schwangerschaft mehr Kopfschmerzen.
Patrick war bereits knapp die Hälfte der Strecke gefahren, als ich das Schweigen, welches für mich immer unerträglicher wurde, unterbrach.
„Pat... und was ist, wenn ich jetzt wirklich kein Kind mehr bekommen kann? Du hast dir doch einen Stammhalter gewünscht und ...", plötzlich kamen mir wieder die Tränen. Ich fühlte mich nach der möglichen Diagnose so unbrauchbar und durch den Virus so beschmutzt, schämte mich auch und war vollends durcheinander. Das war alles so schnell gegangen. Von der Diagnose hin zur OP waren keine 24 Stunden vergangen. „Ach Lilly... darüber machst du dir jetzt Sorgen? Das ich meinen Stammhalter nicht bekomme? You are so stupid Sunshine!, sagte er sanft und legte seine rechte Hand auf meine, die auf meinem Oberschenkel lag und streichelte sie etwas. „Weißt du was viel wichtiger ist? Das du gesund wirst, zudem haben wir eine wundervolle Tochter, und jetzt komm mir nicht damit, das wir Rose ja nur adoptieren... ich weiß was in deinem wunderschönen Kopf vor sich geht... der rattert mal wieder ganz schön, oder?" „Ja...", gab ich ehrlich zu. „Und was ist mit Mark und Lena?" „Mark ist in Köln, den werde ich mir heute noch zur Brust nehmen!" „Patrick bitte, tue nichts unüberlegtes! Du warst ihm gegenüber auch nicht ehrlich, hast ihn mit mir betrogen!" „Richtig, aber ich war trotzdem in der Lage mich zu schützen und ein Gummi zu benutzen, er anscheinend nicht! Jetzt ist es nur HPV, was schon schlimm genug ist, es hätte aber auch weitaus mehr passieren können... Hepatitis, HIV, und was weiß ich noch... ich habe in meinem Leben nur mit zwei Personen ohne Gummi geschlafen, das warst du und Mark... Er hatte damals keinen Bock mehr auf Kondome... also ließen wir uns beide untersuchen... wir war's mit dir?" „Nur einer... das warst du..." „Siehst du... es kann also nur von ihm und Lena kommen... Jesus, how could he be so stupid?!" Patrick hatte ja recht... er hatte ihm vertraut, ihm zu Liebe auf Kondome verzichtet. Sicherheit war ihm immer sehr wichtig gewesen... und nun war dieses Vertrauen anstandslos zerstört worden.
„Komm Themenwechsel... ich bin schon sauer genug, sonst explodiere ich gleich noch... so verantwortungslos kann man doch nicht sein... Bor, ich könnte dem..." „Patrick bitte, das bringt doch jetzt nichts... nachher baust du noch einen Unfall und ich möchte wenn schon lädiert, aber dennoch Unfallfrei bei deiner Schwester ankommen..." „Deinen Humor haste Gott sei Dank nicht verloren!", lächelte er und beruhigte sich somit etwas.

Gegen 15 h erreichten wir Patricias Haus, die mit Rose auf dem Arm bereits vor der Tür auf und wartete. Rose war ganz schön aufgeregt und rief von weitem schon nach uns: „Mama, Papa, Papa, Mama..." Patrick öffnete DEI Beifahrertür, half mir auszusteigen und brachte mich zur ihnen. „Gott, so schlimm?!", fragte Patricia besorgt sofort nach. „Geht, nur noch etwas wackelig auf den Beinen...", beruhigte ich sie und wollte ihr Rose abnehmen, was Patrick unterband und sie anstatt dessen auf seinen Arm nahm, womit sie auch zufrieden war. „Kommt erstmal rein, ich hab bereits Tee und Kaffee fertig und auch eine heisse Suppe gemacht, danach kannst du dich ausruhen... war alles etwas viel heute...", sagte sie verständnisvoll und führte uns ins Wohnzimmer, wo sie mir schon eine Decke reichte und fast befahl mich sofort hinzulegen, was ich so halbwegs tat, zumindest setzte ich mich gemütlich hin. Nun konnte auch Patrick nicht mehr die kleine Lady zurückhalten, denn sie wollte sofort zu mir. „Lass sie doch bitte zu mir.", sagte ich leise. „Aber du musst dich ausruhen..." „Das tue ich doch, aber gegen etwas Kuscheln ist doch nichts einzuwenden...." Ich streckte meine Arme nach ihr aus und sofort kletterte sie zu mir auf die Couch und Kuschelte ihren kleinen Kopf an meine Brust. „Ich hab die auch vermisst meine süße kleine Rose..." Es dauerte nicht lange, und sie war fest an mich gekuschelt, eingeschlafen, das Patrick sie hochnahm und im Gästezimmer sie in ihr Reisebett legte. Währenddessen stellte Patricia das Essen auf den Tisch und Patrick, wie auch Denis setzten sich zu uns. Die Jungs waren derweil noch unterwegs. „Und wie gehts jetzt weiter? Ist alles überstanden?", fragte Denis" „Zunächst... muss in 4 Wochen zur Kontrolle..." „Wie kam das denn so plötzlich? Liegt Krebs auch in deiner Familie?", fragte nun Patricia. „Mark!", zischte Patrick nur dazwischen und erntete irritierte Blicke. Überrascht sahen Denis und seine Frau abwechselnd zwischen uns her. „Was hat denn nun Mark damit zu tun?", hackte Patricia nach. „Das kann ich dir sagen! Mark hat schön in der Gegend rumgefuchtelt ohne mal sein Gehirn einzuschalten und ein scheiss Gummi zu benutzen!", schrie Patrick plötzlich. „Patrick!",
„Paddy!", sagten Patricia und ich zeitgleich. „Ja verdammt ist doch wahr! Hätte er aufgepasst, dann..." Denis und Patricia begriffen noch nicht ganz, was passiert war. „Durch einen dummen Zufall haben wir vorhin erfahren, das Lena auch HPV hat oder hatte... da ich außer mit Patrick nie ohne Kondom mit jemanden geschlafen habe und auch Patrick und Nark sich haben beide testen lassen, bevor sie ohne, liegt die Wahrscheinlichkeit nahe, das Mark ebenfalls Patrick betrogen hat... mit Lena... woher sollte ich oder er es sonst haben?!", erklärte ich ruhig. „Du hast das auch Paddy?" „Ja, aber kaum noch nachweisbar, sieht so aus, als ob es Antikörper sind... muss nochmal zum Test in 4 Wochen..." Und nun?", hakte Denis nach?" „Fahr ich gleich nach Köln und nehm den Kerl auseinander! Lilly hätte sterben können, wäre es nicht rechtzeitig entdeckt worden... zudem...", er biss sich auf die Lippen und sah mich fragend an, das ich sofort wusste, was er meinte und nickte ihm zu. „Lilly wird wohl auf natürlichem Wege nicht schwanger werden können, also es ist nicht ausgeschlossen, aber eher schwierig..." „Ich versteh, dass du wütend bist Paddy, das wäre ich an deiner Stelle auch. Und das zwischen euch noch Redebedarf ist, steht außer Frage, aber meinst du denn es ist so gut, so aufgewühlt du bist, jetzt nach Köln zu fahren?!" „Jap!", sagte er trotzig. „Ok, aber du fährst nicht allein, ich komm mit!", mischte sich nun Denis ein und Patrick gab sein Ok.

Kenmare... wo sich Zukunft mit Vergangenheit verbindetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt