Tourabschluss

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Die zweieinhalb Wochen ohne Patrick zogen sich wie Kaugummi und die Übelkeit setzte mir weiterhin ganz schön zu. Ich war Anfang der 13. Woche erst und überlegte wohin das noch führen sollte und das Kotzen endlich sein Ende nahm. Ich hatte mir einen Schwangerschaftsratgeber im Internet bestellt, denn noch wusste hier keiner von meinen „Anderen Umständen", und wäre ich in den hiesigen Bauchladen gegangen, dann hätte das den gleichen Effekt gehabt, es genauso in die Zeitung zu setzten, denn dann hätte es jeder gewusst. Noch konnte ich die Minikleine Wölbung, die sich langsam begann abzuzeichnen noch gut verstecken und kaschieren, aber lange würde ich das nicht mehr können.
Dazu graute es mir riesig vor dem Flug und suchte nach Möglichkeiten irgendwie die eineinhalb Stunden Flug zu überstehen, ohne mit Rose auf der winzig kleinen Toilette aushadern zu müssen. Schließlich fand ich durch ein Forum Seabeads, die auf Akkupressurbasis angewendet wurden und somit Übelkeit, als auch Sodbrennen, sowie diverse andere Schwangerschaftssymptome lindern sollten... und siehe da... den Flug überstand ich zumindest so, das ich mich mal nicht übergeben musste.
Andy holte uns dann wie besprochen am Münchener Flughafen am frühen Vormittag ab und fuhr uns zum Königsplatz. Die Band war bereits da, verkabelte die Instrumente, machte Soundcheck, nur Patrick lies auf sich warten. Pino traf ich dann in seiner Garderobe. Zuvor hatte ich Rose bei unserem Kindermädchen, welches wir meist in Deutschland hatten, in Obhut gegeben, die sich mit der kleinen Aufmachte, einen Spielplatz zu suchen.
Als ich eintrat, telefonierte Pino gerade und er lies einem deutlich spüren, das er mehr als nur sauer war und beendete das Gespräch.
„Oh Lilian, du bist schon da... schön dich zu sehen... Ähm.... wie gehts dir? Flug gut überstanden? Du ich muss los, wir sehen uns später... kennst dich ja aus." Er wollte gerade zur Tür raus, konnte mich ihm aber noch kurz in den Weg stellen. „Weißt du wo Patrick steckt?!" „Nein, aber er kommt sicher gleich." „War er das am Telefon?" „Ähm nein... es war... du ich muss noch was erledigen! Bis nachher!", schon schob Pino sich an mir vorbei und verschwand. Irgendwas in mir sagte sofort, das er mir nicht die Wahrheit gesagt hatte und alle Alarmglocken fingen gleichzeitig an zu läuten. Ich fischte in meiner Handtasche nach meinen Handy und versuchte ihn anzurufen... erfolglos... ein ungutes Gefühl machte sich breit und ich beschloss zu Patrick zu fahren. Andy wusste mit Sicherheit wo er war, also ging ich zielstrebig zum Catering, wo ich ihm auch in die Arme lief. „Andy, fahr mich zu Patrick!", forderte ich ihn ohne wenn und aber auf. „Wie bitte?!", fragte er noch mit vollem Mund. „Du weißt wo er ist! Fahr mich zu ihm... bitte!" „Ist er noch nicht hier?", fragte er erneut, aber so überrascht wie er klang, glaubte ich ihm. „Andy.." „Los komm..."
Gute zwanzig Minuten später parkte Andy den Wagen vor einem noblen Mehrfamilienhaus. Fragend sah ich Andy an. „Auf der Klingel steht kein Name, nur Management..." „Den Schlüssel!", forderte ich. „Du kannst Klingeln... Paddy sieht dich mit der Kamera, dann mach mit er auf." „Den Schlüssel bitte! Andy..." „Lilly bist du dir sicher? Er würde das mit euch nicht noch einmal aufs Spiel setzen." „Wenn du dir so sicher bist, kannst du mir ja den Schlüssel jetzt geben." Letztlich gab er ihn mir und versprach zu warten. Ich fuhr mit dem Aufzug in die dritte Etage und stand vor der Tür. Von innen war nichts zu hören, und ich schloss auf. Sofort fiel mir Patricks Jacke und seine Schuhe ins Auge. Er war also noch da und innerlich zog sich in mir alles zusammen, was mich jetzt wohl erwarten würde. Vorsichtig ging ich durch den Flur in den Wohnbereich. Nichts auffälliges war zu sehen, Patrick aber auch nicht, also ging ich weiter und hörte schließlich Wasser laufen. Auf alles gefasst, was mich erwarten würde öffnete ich einfach die Tür. Patrick schoss sofort herum und starrte mich an. „Lilly, verdammt! Erschreck mich doch nicht so!", schrie er auf. „Was machst du hier?" „Hast du jemanden anderes erwartet?" „Lilly serious? Biste deswegen hier her um mich eventuell zu erwischen?" Kopfschüttelnd drehte er sich um und duschte weiter. „Entweder gibst du mir jetzt eine Antwort und schlägst weiter Wurzeln, oder du kommst zu mir unter die Dusche... ich hab dich nämlich vermisst!", sagte er nun sanfter, drehte den Kopf in meine Richtung und lächelte mich an. „Patrick... ich... es tut mir leid... Pino... er war so komisch und sauer und..." „Ja... weil er wieder 2 Meet & Greats gebucht hat, ohne mir was zu sagen, dazu 3 zusätzliche Interviews, obwohl er wusste, das du mit Rose, sowie meine Geschwister da sind. Und deshalb hab ich nein gesagt und mir mit Absicht Zeit gelassen... und da du jetzt ja da bist, lass ich mir auch gern länger Zeit... nun komm schon Sunshine!", Patrick streckte mir seine Hand entgegen. „Andy... er ist unten im Wagen...und wartet auf mich..." „Das kennt der schon... der wird die Zeit nutzen und schlafen... immerhin fährt er uns heut Nacht noch nach Köln... so und kommst du jetzt oder brauchst ne schriftliche Einladung..." Ich zögerte immer noch, schämte mich, das ich wirklich vermutet hatte, das Patrick womöglich nicht allein in dieser Wohnung war. „Sunshine... please... jetzt sind wir allein... die nächsten Tage nicht..." Das Wasser der Dusche lief weiter, er trat dennoch hinaus, nass, tropfte alles voll und kam auf mich zu, denn ich stand immer noch in der Türe. Patrick zog mich an sich ran und so schnell konnte ich gar nicht reagieren, da presste er schon seinen Lippen auf meine. „Du machst mich nass... ich meine Haare... mein Make-up...", stieß ich nur hervor. „Trocknet alles wieder, Hairdryer liegt im Schrank und vor Ort gibt es ne Visagistin... ich diskutier jetzt auch nicht weiter..."

Kenmare... wo sich Zukunft mit Vergangenheit verbindetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt