Stur wie ein Kelly

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Es war bereits dunkel, als Kira und ich uns verabschiedeten. Nachdem sie mich nochmals gebeten hatte, auch ohne Patrick zu Paul mitzukommen, willigte ich schließlich ein, auch wenn mir etwas mulmig dabei war, nicht doch noch von Angelo erkannt zu werden. Kira meinte jedoch, im Notfall würde ihr schon was einfallen...
So fand ich mich schließlich am nächsten Vormittag mit Rose bei Paul wieder. Kira begrüßte uns herzlich und Rose war völlig aus dem Häuschen als sie die anderen Kinder sah. Sofort fühlte sie sich wohl und Helen, so hieß die älteste Tochter von den beiden,  versprach die kleine Lady im Auge zu behalten. Angelo war noch nicht mal überrascht, mich auch hier anzutreffen und freute sich riesig über die Schallplatten einiger Rocklegenden, die ich bereits vor zwei Wochen erstanden hatte, immer noch in der Hoffnung, das Patrick mich begleitete...
Nach dem Brunch gesellte ich mich zu Kira nach draußen, wo alle Kinder gemeinsam am Spielen waren. „Und? War doch keine schlechte Idee zu kommen, oder?" „Nein... danke nochmal... Rose fühlt sich auch sehr wohl, wie man sieht", stellte ich fest und beobachte sie, wie sie mit Joseph im Sandkasten saß und Freude dabei hatte, seine gebauten Sandburgen kaputtzumachen und anschließen freudig in die Hände klatschte. „Und dir bringt es etwas Ablenkung..." „Für den Moment... ja..." „Lilly... wenn ich was für dich tun kann... was ist mit morgen... hoffentlich bist du nicht allein daheim..." „Nein... ich bin bei Freunden... Emily und Tom sind für Rose wie ihre Großeltern... wir werden dort feiern... gemeinsam Essen und dann gibt es die Typisch deutsche Bescherung... Rose bleibt dann dort und ich werde wohl in die Nachtmesse gehen. Am ersten Weihnachtstags gibt es dann die morgend Bescherung mit Frühstuck... und dann gehen wir vielleicht nachmittags zum Weihnachtsmarkt..." „Gut... find ich eine schöne Idee, das ihr die Bräuche kombiniert... willst du noch einen Kaffee? Dann hol ich uns einen..." „Gern... aber dann werd ich auch zurück... etwas einkaufen muss ich noch und..."
Während ich auf Kira wartete beobachtete ich weiter die spielenden Kinder, meine Gedanken drifteten dabei zu Patrick und unweigerlich bahnte sich eine einzelne Träne ihren Weg... sodass ich nicht mitbekam, wie plötzlich jemand neben mir stand. „Hat Paddy es geschafft, wieder jemanden zu verletzen und mit Füßen zu treten?!" „Angelo...", stieß ich hervor und suchte nach den richtigen Worten. „Paddy? Wie kommst du darauf?", was besseres viel mir nicht ein, als erstmal eine Gegenfrage zu stellen um Zeit zu schinden, auch in der Hoffnung, das Kira schnell zurück seien würde.  „Ich hab zwar was gebraucht, und stehe auch des Öfteren mal auf der Leitung, aber solche Zufälle, das wusste ich, die konnte es nicht geben..." Eindringlich sah er mich an und wartete anscheinend auf irgendeine Reaktion meinerseits. „Du bist die Lilly... Paddys Lilly, weswegen er alles damals hingeworfen hat und abgehauen ist... diese Frau... die Joey letztens erwähnte... was willst du hier?", zischte er mir zu. „Ich... Kira... sie hat mich eingeladen..." „Wie aufs Stichwort war sie endlich zurück und ich wollte einfach nur noch weg. Ich wusste es war ein Fehler gewesen zu kommen. „Was ist hier los?", fragte sie sofort. „Kira... die Person hier... das ist Lilly... Paddys damalige Freundin... weswegen er uns alle im Stich gelassen hat!", funkelte Angelo mich hasserfüllt an. „Schatz, ich weiß von Anfang an wer sie ist! Aber lass bitte reingehen und das innen besprechen und nicht vor den Kindern!", sagte sie sanft. Angelo kochte, das merkte ich ihm deutlich an, und am liebsten wäre ich sofort gegangen, doch Kira nahm mich bei der Hand und zog mich mit rein, warf ihrem Schwager nur einen Blick zu und er Verlies den Wohnraum Richtung Küche. „Kira, was ist hier los? Was soll das? Wenn du weißt, wer sie ist, warum lädst du sie auch noch ein?", motzte Angelo seine Frau an. „Ganz einfach, weil es nicht ihre Schuld ist und war! Auch Paddys nicht, und wenn du nicht so stur und verbohrt wärst, dann würdest du das auch einsehen. Selbst wenn es Lilly nie gegeben hätte, dann wäre irgendetwas anderes damals passiert, das Paddy so oder so geflüchtet wäre, nur das willst du einfach nicht wahrhaben! Lilly kam zu mir, weil sie wollte, das ihr, also Paddy und du euch endlich aussprecht und versöhnt! Sie gibt sich auch die Schuld dafür, das Paddy so handelte, wie er es tat, aber sie trifft keine Schuld! Paddy ist bereit, mit dir zu reden, gib dir endlich einen Ruck! Sprecht miteinander!" „Das du mir so in den Rücken fällst Kira, und das noch an meinem Geburtstag und so kurz vor Weihnachten, das hätte ich nicht gedacht!", schnaubte er und wollte gerade gehen, als es aus mir heraus platzte. „Das ist wohl so ein Kelly Ding... innerhalb von Diskussionen oder Meinungsvetschiedenheiten zu verschwinden!" „Wie bitte?!", nun blieb er doch stehen und sah mich an. „Du hast mehr mit deinem Bruder gemeinsam wie du denkst! Der kann das genauso gut wie du! Sich einfach verpissen, wenn's ungemütlich wird! Weißt du, auch wenn ich mit deinem Bruder im Klinsch liege, ich bin vor zwei Wochen zu euch gekommen, damit ihr euch endlich vertragt! Damit eure Familie nicht immer so ein Stalp hat, Feiern zu organisieren und zu schauen, wer kommt wann und wie! Patrick verzichtet auch dieses Jahr wieder, euch zu liebe! Und an seinem Geburtstag! Da hockte er allein daheim, hat auf Rose aufgepasst, dabei wohnst du keine halbe Stunde entfernt! Es hat mir innerlich mein Herz zerrissen! Ich habe keine Familie mehr, bin hier her ohne wirklich jemanden zu kennen, hab bei null angefangen! Und ihr beiden bekommt es nicht hin?! Seid froh, das ihr noch Familie habt, euch habt! Lasst die Vergangenheit hinter euch! Beginnt von vorn!" „Das sagt die, die anscheinend auch wieder Stress hat mit meinem ach so tollen Bruder!" „Es reicht Angelo! Siehst du nicht die Geste, die hinter Lillys Besuch steht?! Ja, sie und Paddy haben Probleme, und trotzdem kommt sie her und setzt alles daran, das ihr euch versöhnt! Ihr seid beide so richtige Kelly Sturköpfe! Mensch Schatz! Paddy ist bereit mit dir zu reden! Jetzt spring endlich über deinen verdammten Schatten und geh auch du endlich einen Schritt auf ihn zu!" „No!", damit drehte er sich um, ging und ließ Kira und mich stehen. „Tut mir leid, das jetzt dicke Luft herrscht!" „Ach Lilly... der beruhigt sich schon wieder! Mir tut es leid, das er dich so angegangen hat..., dir nicht richtig zugehört hat..." „Ist ok... die Chancen standen 50:50... aber ich werd jetzt mal heim... Frohe Weihnachten und feiert schön!" „Euch auch Frohe Weihnachten... und Lilly? Wenn was ist, melde dich... wir bleiben in Kontakt!"

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