Ist es das Ende?

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„Hör ma! Gehts noch?! Du hast mich gerade fast am Kopf getroffen! What's your fucking problem Lilly?!", schrie er nun auch mich an. „Was mein Problem ist?! Was mein scheiss Problem ist, fragst du?! Patrick, du bist mein Problem! Ich hab lange meinen Mund gehalten, alles hingenommen, und zurückgesteckt, damit ich unser Kind nicht verliere... und was hast du getan?! Du hast mich nur noch bevormundet! Hast mir mein Kind vorgehalten und weggenommen und jetzt willst du dich an Weihnachten verpissen?! Und am besten noch an Heilig Abend?! Du hast den Schuss wohl noch nicht laut genug gehört! Irgendwann ist meine Geduld auch zu Ende!" „Du sagtest doch gerade ich kann morgen fliegen..." „Bist du doof?! Das war ironisch gemeint! Denkst du auch mal im entferntesten Sinne an mich? Wie es mir dabei geht?!" „Verdammt nochmal, ich nehm die ganze Zeit eine scheiß Rücksicht auf dich! Reiss mir hier den Arsch auf für dich und bekomm dann als dank jetzt den Arschtritt! Soll etwa meine Family hier her kommen, wo du Ruhe brauchst? Da ist es logisch, das ich fliege, und dir auch Rose abnehme.  Und ich hab dir unser Kind nicht weggenommen, ich habe nur dafür gesorgt, das Rose vernünftig betreut ist, da du das aktuell nicht gewährleisten kannst!" „Ich glaub es hackt bei dir! Weißt du was ich eigentlich brauche? Dich... dich und Rose! Hättest du einmal mich gefragt, was ich möchte, mich nicht immer übergangen, dann wüsstest du das! Aber weißt du was! Flieg ruhig! Flieg zu deiner Familie! Aber Rose bleibt hier.... hier bei mir! Nicht bei Emily und Tom. Nicht bei Shiabon und erst recht nicht bei dir und deiner Familie! Sie ist meine Tochter... mein Kind! Und jetzt schau, das du Land gewinnst und verschwindest!" Ich stand auf und ging hoch. „Lilly..." „Nein!"
Als ich dabei war, um mich anzuziehen um anschließend Rose abzuholen, hörte ich nur noch, das dir Tür ins Schloss fiel....

Patrick hatte es tatsächlich getan... er war am selben Tag noch allein nach Deutschland geflogen, und das wusste ich nur, da seine Schwester mich plötzlich anrief und fragte, ob alles in Ordnung wäre, da Denis ihn gerade vom Flughafen abholte. Ich sagte nichts dazu, außer das sie mit Patrick selber sprechen sollte.  Natürlich konnte sie sich vorstellen, das wir uns gestritten hatten, wollte auch vermitteln, aber ich wank ab und bat sie, sich da nicht einzumischen und beendete das Gespräch. Anschließend fuhr ich zur letzten Kontrolle meiner Frauenärztin für dieses Jahr... und was sollte ich sagen. Das Durchhaltevermögen der letzten Wochen, das permanente liegen und die Schonung hatte Früchte getragen und endlich gab mir meine Gynäkologin Entwarnung. Natürlich bestand sie darauf, das ich weiter Ruhe walten lies, mich nicht übernehmen sollte, aber ich durfte wieder normal Leben, aufstehen, mich bewegen, und vorsichtig den Alltag bestreiten...  ich hatte sogar ihr Ok, wieder reisen zu können... und als Krönenden Abschluss gab es auch ein Outing.
Hätte Patrick es einmal in Betracht gezogen, den Termin bei der Ärztin abzuwarten, mich in seine Pläne mit einbezogen, dann wäre die ganze Situation nicht eskaliert und ich nicht zutiefst verletzt und enttäuscht über sein Verhalten.
Als ich nach Hause kam, war mal wieder Emily in der Küche und kochte...wie jeden Tag.
„Lilian... Da bist du ja endlich! Hab dich schon vor über einer Stunde erwartet! Dein Habdy hattest du auch nicht mit! Mensch Kind... ich hab mir Sorgen gemacht und..." „Stopp Emily... es reicht! Es reicht wirklich! Ich kann es nicht mehr hören und nicht mehr ertragen. Ich weiß, du meinst es nur gut... aber bitte... ich brauche Ruhe... Zeit für mich... mich und Rose... und das alleine!", unterbrach ich sie und erntete nur einen unverständnusvollen Blick von ihr. „Ok... kommt Patrick denn gleich?" „Nein Emily... er wird auch vorerst nicht kommen! Er ist in Deutschland!" Wieso ist er..." „Emily... bitte... ich möchte, das du meinen Wunsch jetzt akzeptierst und nach Hause gehst. Rose und ich kommen morgen wie besprochen zu euch zum Feiern und gemeinsamen Essen... aber die kommenden Tage brauch ich einfach Zeit für mich und meine Tochter... verstehst du das?" „Und Patrick?" „Ist in Deutschland wie gesagt...." „Aber es ist doch Weihnachten, er kann doch nicht..." „Emily... bitte... nicht heute... nicht morgen... entschuldigst du mich jetzt?!", dabei ging ich ins Wohnzimmer zu Rose, und zog ihr was an, nahm Bonos Leine und machte mich seit Wochen das erste mal wieder mit den Beiden auf um an den Strand zu gehen.
Die steife Brise, das Rauschen des Meeres, das Geschrei der Möwen... es war ein befreiendes Gefühl einfach hier draußen zu sein und Rose und Bono dabei zu beobachten, wie sie durch den Sand tollten, nicht aber ohne einen Faden Beigeschmack, der mir umgehend einen Stich ins Herz versetzte. Patrick... er war zu weit gegangen... natürlich hatte ich ihn rausgeworfen... aber das er uns tatsächlich an Weihnachten allein lies... dafür fand ich keine Worte... Rose... sie war noch zu klein, um das alles zu verstehen, und das Patrick öfters weg war, kannte sie inzwischen. Unbewusst liefen mir ein Paar Tränen die Wangen hinunter und ich atmete schwer. War's das jetzt, fragte ich mich. Bei all meinen Gefühlen, all meiner Liebe die ich für ihn empfand... oder dachte zu empfinden... die letzten Wochen hatten einen großen Keil zwischen uns getrieben und nun war er weg... was sollte ich davon noch halten... verstand er mich denn nicht ein bisschen?
Plötzlich wollte ich einfach nur noch weg... schnellstmöglich... weg von daheim... von dem Haus, was in den letzten Wochen mehr Gefängnis als alles andere für mich war, so dass ich zum Handy griff und eine WhatsApp schickte.

Hey... gibst du zwei Frauen ab dem 25. für ein Paar Tage Asyl? Ich muss dringend hier raus...
Lilly

Hey... natürlich... aber ich bin bei meinen Eltern in Frankfurt. Hast ja den Schlüssel... fühl dich wie zu Hause... und wenn ich kommen soll... sag einfach Bescheid ja?!
Ralf

Danke... nein, alles gut... brauch nur was Abstand... Bestell Grüße! Bis denn!

Jo... mach ich... Silvester?

Sehen wir dann... weiß noch nicht... ich brauch Zeit für mich ... und Rose..."

Alles gut bei euch?

Telefonieren die Tage ja? Ich muss jetzt nen Flug buchen... Danke dir nochmal!

„Ok... wenn was ist... meld dich! 🙏🏻

Ich zögerte keine Sekunde länger und buchte Rose und mir den Flug in die Freiheit.

Kenmare... wo sich Zukunft mit Vergangenheit verbindetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt