Was ist er denn nun?

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„Wow... das war für dich auch bestimmt keine leichte Situation!", stellte Kathy fest und ich stimmte ihr zu. „Nein, das war es ganz und gar nicht, allerdings haben die Gespräche mit Patrick mir sehr geholfen, mit der Situation und den Geschehnissen klarzukommen und sie zu verstehen." „Es zu verstehen, das er schwul ist, oder Bi?", fragte Maite, die das Ganze anscheinend immer noch nicht begreifen oder wahrhaben wollte. „Ja! Ich bekomm seinen Wortlaut zwar nicht mehr zusammen, aber es ging darum, das es eigentlich egal ist ob man hetero, bi oder homosexuell ist. Es geht einzig und allein und Gefühle, Zuneigung, Vertrauen und Liebe. Mark erklärte es ähnlich. Nie hätte er sich vorstellen können, je mit dem gleichen Geschlecht sexuelle Erfahrungen zu sammeln, geschweige denn sich in einen Mann zu verlieben... dennoch hat er sich in Patrick verliebt und wer weiß... wäre ich nicht gewesen, dann..." „Recht hat Paddy damit... es ist egal ob Mann oder Frau, Hauptsache man ist glücklich, und immerhin drei Jahre... das ist ja auch keine kurze Zeit... aber warum hat er denn nie was gesagt? Wir sind doch seine Familie!", fragte Jimmy. „Paddy hatte Angst, Angst vor Ablehnung durch uns, Unverständnis... vor allem nachdem was alles passiert war.", erklärte Patricia und ich war froh erstmal nicht mehr Stellung nehmen zu müssen. „Ablehnung durch uns? Warum denn das? Nie im Leben hätten wir das getan!", stellte John fest, was aber Patricia Anders sah. „Hätten wir nicht? Nein? Vielleicht nicht alle, aber ein Paar von uns schon! Zumindest hätten sie Vorurteile gehabt, mit Sicherheit auch versucht ihn vom Gegenteil zu überzeugen... dazu der Druck als Mädchenschwarm, nun Frauenschwarm... die Presse... die Sache mit Angelo...  auch ich musste das erstmal verdauen, aber ich habe gesehen wie glücklich Patrick endlich wieder war... und es ihm gut tat, sich bei uns jedenfalls nicht verstecken zu müssen. Mark ist ein toller Kerl, mit dem Herz am rechten Fleck! Auch was er für Paddy und Lilly getan hat, obwohl Paddy Mark betrogen hat und fremdgegangen ist, das hat meinen absoluten Respekt verdient. Und im Grunde genommen würden wir ohne ihn hier alle heut nicht gemeinsam sitzen, denn er hat Lilly Angelos Adresse besorgt..." „Wow... das ist ganz schön viel Input...", stöhnte Jimmy und rieb sich seine Schläfen. „Was für eine Last hat der arme Kerl all die Jahre getragen, ich hätte ihn nie im Stich gelassen!", erklärte Kathy voller Mitgefühl. „Paul, du hast bis jetzt noch gar nichts dazu gesagt, oder wusstest du davon?", ergänzte Kathy. „Well... wissen ist übertrieben... ich habe mir so meine Gedanken gemacht, da ich ja Paddys Hund ab und an hier hatte... Mark des Öfteren auch immer Patrick besuchte oder auch hier war... alleine oder mit ihm... aber auch ich hab mir gesagt, Hauptsache ihm geht's gut, und ich denke, viel hat auch dazu beigetragen, das er nach Kenmare gezogen ist. Hier hat er mehr Ruhe wie in Deutschland, muss sich nicht verstecken und immer aufpassen, ob Fans auftauchen." „Das ist mir auch aufgefallen...", sagte Patricia und blickte fragend in die Runde. „Gibt es sonst noch irgendwas? Irgendwelche Fragen, dann bitte jetzt, denn ich hoffe, das Denis Paddy finden konnte, und dann mal hoffentlich Ruhe einkehrt." „Naja Ruhe... eher Ruhe vor dem Sturm würde ich sagen!", meinte Jimmy und erntete Ungläubige Gesichter. „Ja... wenn Angelo nachher kommt... und Paddy und er treffen auf einander... und wie reagiert er erst auf die Sache mit Mark?", sagte Jimmy schmunzelnd. „Jimmy, ich hatte zu Anfang klar und deutlich darum gebeten, das alles, was hier besprochen und erzählt wurde, auch hier bleibt und darüber nicht mehr gesprochen wird! Und das erwarte ich jetzt auch! Kein Wort zu Angelo! Wenn, dann sollte Paddy selbst es ihm sagen, oder er lässt es, genauso wie jetzt keiner von uns Paddy mit Fragen Löchern wird! Das ist unsensible! Wenn er von sich aus was sagt und erzählt, ok... aber so... und nehmt auch generell etwas Rücksicht, oder was glaubt ihr, wie Lilly sich dabei fühlt! So und nun sollte wieder Ruhe einkehren, wir haben schließlich eine Verlobung und Weihnachten zu feiern, wenn denn dann auch Paddy mal wieder da ist!", sprach Patricia zuletzt ein Machtwort und ging anschließend raus, um nach den Männern zu sehen. Ich schnappte mir schnell meine Jacke und folgte ihr. Draußen trafen wir auf Denis, der gerade aus dem Mietwagen stieg. Patricks Auto hingegen war weg...
„Schatz, es tut mir leid... ich bin fast bis Kenmare gefahren... nichts... er ist einfach gefahren, und irgendwann hab ich ihn verloren. Ans Handy geht er auch nicht...", resignierte er. Unschlüssig, was wir jetzt tun könnten, blickte Patricia umher.  „Mein Handy liegt in Patricks Auto... aber... Patricia, kann ich dein Handy und eurem Mietwagen haben? Ich könnte mir vorstellen, wo er ist... glaub ich zumindest..." „Selbstverständlich! Ich hole eben meine Sachen, und komm mit!", sagte sie, doch ich schüttelte nur den Kopf. „Du kennst Patrick... es war seine größte Angst, das er geoutet wird... mir hat er all das und noch viel mehr anvertraut. Sei mir nicht böse, aber ich glaube es ist besser, wenn ich erstmal allein fahre. Sobald ich ihn gefunden habe melde ich mich... sollte er dennoch hier her zurückkommen, dann..." „... dann rufen wir dich sofort an. Lass Rose nur bitte hier.. ich denke für sie..." „... ja... darum hätte ich dich jetzt auch gebeten. Bis nachher." „Denis gab mir den Autoschlüssel und Patricia mir ihr Handy und ich machte mich sofort auf den Weg...

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