Truth or Lie

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„Lilly, wir sind da!", weckte Patrick mich. „Tschuldigung...", murmelte ich und streckte mich leicht. „Kein Problem... komm ich helfe dir." „Parrick, du musst mich nicht dauernd tragen... lass mich bitte runter... ich kann auch laufen..." „No... kannst du nicht.", womit er nun allerdings auch recht hatte.
Wir kamen zwar schnell dran, aber die Diagnose war ernüchternd. Sprunggelenk kaputt, Bänder überdehnt und angerissen. Gegebenenfalls Operation, nur aufgrund der starken Schwellung aktuell nicht möglich. Absolute Schonung, waren die Aussagen und Diagnosen des Unfallchirurgen. Mir wurde zunächst eine Luftschiene angelegt, Krücken gegeben und der Termin zur erneuten Vorstellung in einer Woche gegeben, dazu Schmerzmittel und Schmerzgel.
Ziemlich niedergeschlagen saß ich auf der Rückfahrt im Auto. Warum musste ich nur zurücklaufen. Warum war ich so Stolz gewesen, nicht zurück in den Pub zu gehen und mir ein Taxi zu rufen. Und wie in Gottes Namen sollte das alles jetzt mit Rose funktionieren. Keinerlei Belastung des Fußes war die strickte Anweisung des Arztes... aber wie sollte ich Rose denn mit Krücken tragen, im Tragetuch ganz bestimmt nicht, viel zu gefährlich.
„Lilly, es tut mir leid... hätte ich gestern nicht gehupt... dann wärst du jetzt nicht in dieser Situation. Ich weiß gar nicht..." „Patrick, niemand hat wirklich Schuld... es war ein Unfall... und wenn, dann bin ich schuld... ich hätte mir ja auch ein Taxi rufen können, aber..." „Genau, warum bist du überhaupt gelaufen... bei dem Wetter und in dem Aufzug... du hättest dir auch noch einen Lungenentzündung holen können. Ich mein, dein Outfit gestern... ich muss zugeben, du sahst wirklich heiß aus, meine Lederjacke steht dir immer noch gut... es berührt mich, das du sie all die Jahre behalten hast... aber... warum bist du einfach gegangen?" Nun waren wir an dem Punkt angelangt, den ich erst gestern geklärt haben wollte... „Erinnerungen... Erinnerungen an unsere Zeit damals... es hat mich aufgewühlt... du hast mich aufgewühlt Patrick.., dein plötzliches Auftauchen hier, dein „sich nicht zu erkennen geben", so tun, als ob du mich nicht erkennst oder kennst... das brachte mich schon an den Rande des Wahnsinns... und dann... deine Anspielungen  im Pub... der Song... das war zu viel..." Mein Auftauchen? Also ich wohn hier schon etwas länger als du... hätte ich gewusst, das du meine Lilly bist, also ich mein die Lilly von damals, von der Susan mir erzählt hatte... dann wär es vielleicht auch anders gelaufen... ich dachte ich Träume, als ich dich mit Rose auf dem Arm auf der Beerdigung gesehen hab, nur als du mich nicht erkannt hast, da dachte ich...", er verstummte. „Was dachtest du?" „Well, perhaps it is a better way, to say nothing... I mean... after all... und das du mich nicht erkannt hast... davon ab bist du diejenige gewesen, die das damals mit uns aus dem nichts beendet hat... ich dachte, vielleicht willst du auch keinen Kontakt oder so... „Warum hast du denn dann den Kontakt zu mir gesucht? Ich mein, ich hab mich nicht aufgedrängt, obwohl ich es wusste.." „Du hast mich doch zum Kaffee eingeladen, oder nicht?! Seit wann war's dir denn bewusst?" „In der Nacht nachdem dein Hund und du mich umgerannt habt... dein Blick... ich hab mich die ganze Zeit gefragt, woher ich ihn kenn.., zuerst dachte ich, das kann nicht sein... und mit der Einladung zum Kaffeetrinken, da wollte ich mir die Bestätigung holen... aber das spielt doch keine Rolle... ich hab sie jetzt..." „Und warum hast du nicht einfach was gesagt? Ich meine, meine Anspielungen.. der Song.., das war ja von mir nicht ganz unbeabsichtigt... und das Tragen meiner Lederjacke von dir ja auch nicht... damit wolltest du ja auch was bezwecken... oder lieg ich da falsch?" „Nein... liegst du nicht... ich.. ach... ich hab halt nicht gewusst, wie ich dir das sagen soll, gehofft du kommst von dir aus darauf... du sprichst mich an... irgendwie hast du es andauernd geschafft, wenn wir uns über den Weg liefen, mich völlig aus der Fassung zu bringen..." Mit hochgezogenen Brauen sah er mich erstaunt an. „Warum auf einmal... after all the years? Früher warst du doch sehr direkt!", ein leichter Unterton lag plötzlich in seiner Stimme und ich wusste worauf er anspielte. Nicht auf die Intimität zwischen uns... das war mir klar, sondern über meine Art damit umzugehen, als er ging... Unsicher biss ich mir auf meine Unterlippe. „Lilly, du hast das mit uns beendet, nicht ich! Du hast gesagt, du willst das mit uns nicht... du willst mich nicht... hast es als Urlaubsflirt und Spaß abgetan. Mich stehen lassen... nicht umgekehrt... Damn Lilian I was in love, I felt love... for you... you have broken my heart!", schrie er nun und schlug mit beiden Händen aufs Lenkrad. „ Und jetzt willst du mir was davon erzählen, das ich dich aus der Fassung gebracht habe? Wem willst du das erzählen?", funkelte er mich nun böse an. „Wenn du so denkst... warum wolltest du dann mit mir ausgehen? Warum hast du mir dann nicht sofort gesagt, was du von mir denkst, und warum hast du mit mir dann geschlafen?" „Vielleicht aus dem gleichen Grund wie du damals mit mir? Aus Spaß?" Seine Aussage traf mich. Das hatte gesessen. Mitten in mein Herz hatte er ein Messer gestoßen und mit voller Wucht umgedreht. Entgeistert und mit Tränen in den Augen sah ich ihn an, wollte was sagen, beließ es aber dabei und starrte zum Fenster raus. Er hatte recht, ja ich hatte das zu ihm gesagt... aber es entsprach nicht der Wahrheit... meine Beweggründe waren andere gewesen.

Eng umschlugen lagen wir im Sand, nachdem wir uns innig geliebt hatten. Es war das letzte Mal.. zum Abschied. Ich wollte und konnte Patricks Karriere nicht im Wege stehen. Nicht nachdem ich wusste, was ihm seine Musik und seine Karriere bedeutete, nicht nachdem ich wusste, was er und seine Familie für einen Erfolg hatten. Es hätte mit uns nicht funktionieren können. Ich wäre für ihn nur Ballast gewesen... seine heimliche Freundin... ich wollte das er glücklich ist und seinen Weg ging.
Als wir morgens in seinem Bett lagen, stand ich still und heimlich auf und schlich mich raus. Hinterließ ihm einen Abschiedsbrief... meldete mich mit einem familiären Vorwand bei der Kurleitung ab und fuhr für ein Paar Tage zu meinem Vater...

Kenmare... wo sich Zukunft mit Vergangenheit verbindetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt