Spontan Kelly

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Die Folgenden Wochen und Monate waren ohne Sonderlich aufregende Vorkommnisse. Ich erholte mich erstaunlicher Weise sehr gut von der Op, meine hiesige neue Gynäkologin war mit der Heilung mehr als zufrieden, der Virus lag bei Patrick und mir unter der Nachweisgrenze und Rose ging gerne zu ihrer neuen Tagesmutter, während ich mich nach und nach gut einarbeitete. Pino und ich verstanden uns auf Anhieb gut. Schnell fand ich mich in den Abläufen gut zu recht, und es vereinfachte Patricks Management, gerade in der terminlichen Koordination vieles, das ich nun diesen Part übernommen hatte. Es mussten weniger Rücksprachen mit Patrick direkt genommen werden, ich konnte Termine so legen, die seinen Wünschen entsprachen, in dem er entweder nicht so viel am Stück von uns getrennt war, oder Rose und ich ihn begleiten konnten. War Patrick im Nordrhein Westfählischen oder Hessischen Raum unterwegs, bestand er sogar darauf, das wir ihn begleiteten, denn somit konnten wir in seiner Wohnung in Köln bleiben, und wir sahen seine Geschwister häufiger, die wir entweder besuchten, oder uns auch mal Rose den Abend Abnahmen, damit wir Zeit für uns hatten. Man sollte meinen, wir sahen uns dadurch, das ich nun Hand in Hand mit Patrick arbeitete mehr, dem war aber nicht so. Hätte ich Patricks Jobangebote gar nicht erst angenommen, dann hätten wir uns zwar noch weniger gesehen, aber  mehr Zeit mal für uns als Paar gehabt, wenn er in Irland war, denn dann wäre Rose einfach mal abends bei Emily und Tom über Nacht gewesen. Nun war es so, das wenn ich Patrick in Deutschland begleitete, natürlich auch um zu arbeiten und zu koordinieren, war Rose immer dabei, somit Zeit für uns Fehlanzeige, dennoch lief es gut mit uns, wir beide waren zufrieden, und für kein Geld oder Job der Welt hätte ich das momentane Leben, wie wir es führten, eintauschen wollen.
Was keiner wusste, zwischenzeitlich hatten wir bereits still und heimlich  in Kenmare auf dem Standesamt geheiratet, an dem Tag, als wir auch Rose Adoptionspapiere unterzeichneten. Es war zwar alles total unspektakulär, spontan und total unromantisch, aber für uns beide war es perfekt gewesen.
Patrick und ich hatten gerade die Papiere unterzeichnet, der Beamte wollte sich gerade verabschieden, da fragte Patrick plötzlich aus dem nichts heraus, was wir bräuchten, um eine Trauung anzumelden. Der Beamte erklärte lächelnd sofort, das wir aufgrund der Adoptionspapiere, die wir benötigten, bereits auch alles für ein Aufgebot zusammen hätten und er gemeinsam mit uns direkt nach einem Termin schauen könnte. Wir setzten uns wieder und dann ging es plötzlich mehr als schnell, eigentlich als Scherz von ihm gedacht, sagte der Beamte trocken, das er jetzt noch Zeit hätte, oder alternativ... da wurde er von Patrick bereits unterbrochen, in dem er mich nur ansah und meinte: „Lilly, sind wir so verrückt und machen Nägel mit Köpfen?" Für mich war diese unperfekte, spontane und verrückte Trauung einfach nur Perfekt. Mit der Adoption hatten wir uns eh schon dafür entschieden gehabt, das Rose den Namen Kelly bekommt, und so würden auch keine komischen Fragen auftauchen, hätte ich weiter Weber geheißen, denn ich trug nun selbst den Namen Kelly. Aber hätte man es gedacht? Niemanden fiel es auf. Patrick hatte am gleichen Tag nur das Türschild ausgetauscht, wo klar und deutlich Kelly drauf stand. Weder Emily noch Tom nahmen es war. Auch Pino und andere von Patricks Kollegen schöpften keinen Verdacht und ließen sich nichts anmerken, das ich mich plötzlich am Telefon mit Kelly meldete und sogar mit Kelly unterschrieb. Patrick und ich machten uns weiterhin einen Spaß daraus und beließen es dabei nichts zu sagen.
Der Alltag setzte langsam ein, sei es in der Ehe, sei es mit dem nun nicht mehr so neuen Job, im Laden oder auch mit Rose und ihrer Tagesmutter. Alles nahm weiterhin seinen Lauf und funktionierte. Der Blumenladen lief mehr als gut und ich war mittlerweile sogar Shiabon eine vollwertige Hilfe. Ich konnte Blumen und Gestecke Binden, der Verkauf und die Nennung der einzelnen Blumen und Pflanzenarten war kein Problem mehr für mich und die Kunden akzeptierten mich inzwischen als vollwertige Nachfolgerin von Susans Laden. Mit Pino und seinem Workflow war ich schnell auf einem Nenner, konnte ihm viel abnehmen und war schnell sicher mit der Materie. Zudem vereinfachte ich einige Buchungsverfahren und spielte ihm und Patrick zwei Apps auf, mit denen die beiden sofort besser Termine handlen konnten. Alles in allem lief es Bestens bei uns... bis auf den Sex... der nach wie vor ausblieb. Zunächst durfte ich ja knappe sieben Wochen nicht, auf Grund der OP. Als ich dann laut meiner Gynäkologin endlich offiziell wieder gedurft hätte, hatte ich zunächst Angst, das es vielleicht doch nicht schmerzen könnte oder sich irgendwie anders anfühlen würden, denn Tampons verursachten bereits bei mir ein richtiges unwohlsames Gefühl. Dazu kam, das ich auch nun wieder regelmäßig meine Periode bekam, seit ich die Hormonspritze abgesetzt hatte, und hatten Patrick und ich mal die Chance alleine zu sein, hatte ich dann genau immer „Besuch", so das aus Zweisamkeit nichts wurde. Patrick war frustriert, das merkte ich ihm deutlich an, aber selbst wenn ich ihm dennoch auf andere wundervolle Art und Weise Nähe und Zuneigung geben wollte, oder um ganz gelinde Ausgedrückt, ihm Abhilfe verschaffen wollte, blockte er mit den Worten, das sei nicht das Gleiche. Anstelle dessen versuchte er mich zu überreden, nochmals den Plug zu benutzen um anderweitig Spaß haben zu können, während ich meine Tage hatte, was ich vehement ablehnte. Natürlich hatte ich Lust auf ihn, wollte Intimität, aber doch nicht so, auf Biegen und Brechen...

Trotz allem lief es gut. Es hätte nicht besser laufen können. Dachte ich ganz Naiv bis hierhin....

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