Tuiscint

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Ich hatte Rose wie besprochen zu Emily gebracht. Natürlich versuchte sie durch Nachfragen heraus zu bekommen, was zwischen mir und Patrick vorgefallen war, aber ich bat sie einfach, erstmal zu warten, bis ich das zwischen ihm und mir geklärt hatte. Sie hatte aber auch ein Gespür dafür, wenn etwas im Argen lag.
Tief atmete ich nochmal durch, bevor ich an Patricks Haustüre klopfte, und hörte plötzlich schon durch die geschlossene Tür, das er mit jemanden lautstark stritt. Eigentlich wollte ich nicht lauschen, aber es ergab sich allein durch Patricks wütende und laute Stimme, das ich Wortfetzen mitbekam, wie „sie ist eine Freundin" „Mark" „ich komme so schnell wie möglich wieder" und Sachen die keinen wirklichen Sinn ergaben. Ohne erst zu schauen, riss Patrick die Haustür auf, starrte mich an und hatte sein Telefon am Ohr. „Ich muss Schluss machen... ja ja ich auch...ja Tschüss........ Lilly wolltest du nicht vorher anrufen?" „Der Überraschungsmoment ist oftmals besser.... komm ich ungelegen?!" „Ja... Ähm nein, komm rein..." „Du hättest auch noch in Ruhe zu Ende telefonieren können... klang ja sehr wichtig..." „Nein.. ja... nichts was nicht auch warten könnte... aber... Lilly was ist los? Bekomm ich jetzt eine ordentliche Begrüßung?", fragte er vorsichtig nach und sah mir traurig in die Augen. „Hallo!", sagte ich und reichte ihm meine Hand. Völlig desorientiert sah er mich an. „Bin ich im falschen Film oder was ist auf einmal mit dir los?" „Tja Patrick, das Frage ich dich....!" „Komm erstmal rein... vielleicht kannst du mir mal erklären, warum du so Strange drauf bist... Wein? Wasser?" „Nein danke, nichts von allem. Ich hatte auch nicht vor so lange zu bleiben.", gab ich kühl von mir und setzte mich an den Esstisch. „ Patrick, warum lügst du mich an?" „Wie bitte? Was hab ich?" „Was ist das für dich mit uns?" „Lilly, das weißt du doch..." „Ach weiß ich das ja?!" „Was ist denn los mit dir?" „Was los ist? Patrick, ich beobachte das seit ein paar Wochen... und irgendwas stimmt nicht!" „What the hell are you thinking and talking about?!" „Patrick ernsthaft?! Du bist seit zwei Tagen zurück! Ich hab dich gesehen, und dann kommst du heute erst um hallo zu sagen und lügst mir dann noch ins Gesicht? Dann, das wir immer nur bei mir oder alleine sind. Gehen wir spazieren, und es kommen uns andere Personen entgegen, lässt du meine Hand los! Essen gehen, wenn dann nur außerhalb von hier, nicht mal ins Sallys gehen wir, warum? Bin ich dir peinlich? Nicht gut genug? Dazu kommt, wenn du mal wieder Besuch von deinem Kumpel bekommst, dann vergisst du mich komplett. Kein Anruf, keine Nachricht, lässt dich die ganzen Tage nicht einmal sehen... warum stellst du uns nicht mal vernünftig einander vor? Das mein ich, was ist das für dich mit uns? Nur ne Affäre? Nur Spaß? Nur Bedürfnisse befriedigen?", schrie ich ihn an, das er mich erschrocken mit weit aufgerissen Augen nur ansah. Ich war genauso erschrocken von mir, das ich so eskalierte aber in diesem Moment platzten alle Ängste, alle Zweifel aus mir heraus. Ich wollte Gewissheit, wollte wissen woran ich bin. Wir waren keine Teenager mehr, standen mit beiden Beinen im Leben und gerade für Rose brauchte ich Sicherheit, gerade weil sie so an Patrick hing.
„Lilly... I am sorry... I didn't want to... „Er stand auf, hockte sich neben mich und nahm meine Hände in seine. „Lilian Weber, ich liebe dich, das hab ich immer getan! Ja du hast Recht... ich hab dich angelogen... aber ich hab echt viel um die Ohren, mein Management ist sehr angespannt... ich musste einige Dinge regeln... das war nicht in Ordnung, und du hast völlig Recht auf mich sauer zu sein, aber manchmal brauch ich auch meine Auszeit... die Termine in Deutschland schlauchen ganz schön, dann der Druck mit der neuen Platte... erinnere dich an damals... da will ich nicht mehr hin... versteh das nicht falsch, du und Rose seit keine Belastung für mich, ganz im Gegenteil. Aber ich brauch auch Zeit für mich, verstehst du?" „Und deswegen war auch Mark hier... warum kannst du dich nicht melden wenn der da ist, oder warum hast du mir das mit der Zeit für dich nicht einfach gesagt? Meinst du ich versteh das nicht?!" „Mark... ja... es ist schwierig... irgendwann lernt ihr euch vielleicht mal kennen, aber aktuell ist das keine gute Idee..." „Warum?" „Lilly... irgendwann... nicht jetzt!" „Weiß er überhaupt von uns? War er das vorhin am Telefon? Ich bin also „nur" eine Freundin?" Ich stand auf, bereit zu gehen. Es reichte mir. „Lilly... ich...", mit hängenden Schultern, die Hände tief in den Hosentaschen vergraben stand er vor mir. „Patrick, ich habe keinen Bock auf Spielchen! Werd dir klar was du willst! Was das mit uns ist..." „I already know it, but..." „Verdammt noch mal! Dann krieg endlich deine Zähne auseinander! Ich hab keinen Bock auf Heimlichkeiten und Versteckspiele, erinner dich, warum ich damals gegangen bin. Auffordernd sah ich ihn an und wartete auf eine Antwort... nur es kam keine. „Wie heißt sie?" „Wer?" „Vergiss es einfach...!" In dem Augenblick konnte ich meine Tränen nicht mehr zurückhalten. Meine Gefühle übermannten mich. Aus Wut, aus Trauet und aus Schmerz! „Lilly, ich hab keine andere Frau..." Patrick wollte mich in den Arm nehmen, aber ich wich zurück. „Ich muss hier raus...", wehrte ich ab und ging. Patrick rief mir noch nach, ich sollte bleiben, aber ich musste einen freien Kopf bekommen. Zu viele Gedanken schweiften in mir umher, ungeklärte Fragen, Aussagen, die keinen Sinn ergaben und Antworten, denen ich kaum Glauben schenken vermochte. Es war alles so widersprüchlich, ergab keinen Sinn. Wenn Patrick mich doch liebte, wie er sagte, warum verheimlichte er uns dann?
Ich lief und lief, bis ich am Strand war. Ohne Ziel war ich einfach losgelaufen und im wahrsten Sinne des Wortes nun hier gestrandet. Völlig fertig mit den Nerven lies ich mich in den Sand fallen und starrte aufs Meer. Die Schönheit dieses Anblickes, den ich normalerweise so liebte, konnte ich nicht wahrnehmen, denn meine Augen waren von Tränen verschleiert. Inzwischen klingelte dazu noch mein Handy im Minutentakt. Anrufe, WhatsApp... alle von Patrick... aber ich wollte meine Ruhe, musste nachdenken, einen klaren Kopf bekommen, soweit es mir überhaupt möglich war, also schaltete ich es aus, ohne seine Nachrichten gelesen zu haben.
Plötzlich schlug das Wetter wie so typisch hier um, so das ich keine andere Wahl hatte, als mich auf den Heimweg zu machen. Trocken nach Hause schaffte ich es nicht mehr. Nass bis auf die Unterhose schloss ich auf und wanderte schnurstracks ins Badezimmer, Lies achtlos meine Kleidung fallen und setze mich in die Wanne.  Die Augen geschlossen, die Beine angewinkelt und an meine Körper gezogen lies ich das heiße Wasser über mich fließen um langsam etwas aufzuwärmen, als sich plötzlich von hinten Arme um mich legte und mich zu sich zogen.

Kenmare... wo sich Zukunft mit Vergangenheit verbindetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt