Truth!

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Patrick hatte nicht ganz vor meinem Haus geparkt , da ergriff ich schon die Flucht, riss die Beifahrertür auf, schnappte mir umständlich die Krücken und humpelte zur Haustür. „Mensch Lilly, nun warte doch, ich helf dir!" „Ich brauche deine Hilfe nicht!", zischte ich ihn an, als ich auch schon beim Aufschließen anfing auf den blöden Krücken zu wackeln, eine hinfiel, und bevor ich zu Boden ging, mich Patrick gerade so festhalten konnte. „Ich denke schon...", sagte er leise und ich schnaubte nur vor mich hin. Patrick schloss auf , reichte mir meine Krücke und ich humpelte hinein. Geschafft von dem kurzen Stück lies ich mich auf meine Couch fallen und warf die Krücken unachtsam auf den Boden. „Lilly, es tut mir leid... das eben... it was to much... total drüber... aber..." „Lass stecken Patrick! Danke fürs fahren. Rechnung reich ich ein..." „Lilly..." „Ist noch was? Oder brauchst du als Dank noch ne Runde Spaß?!" „No!" „Also?!" „Du brauchst Hilfe..." „Ich schaff das schon!" „Hat man ja eben gesehen...", murmelte er. „Ich erinner dich wer mich in die Lage gebracht hat, Patrick!", betreten sah er mich an. „Ja und es tut mir sehr leid, auch was ich vorhin im Auto gesagt habe...Lilly... das mit uns damals... das war für mich was besonderes. Das war für mich mehr als nur ein Urlaubsflirt... ich war das erste Mal verliebt... hab mit dir mein erstes Mal gehabt... hab mich noch nie so frei und gelöst gefühlt, wie mit dir... und dann...", seine Stimme versagte. „ Ich wollte dir und deiner Karriere nicht im Wege stehen..., deshalb bin ich gegangen.", gab ich endlich zu. „Ich... ich... es war für mich nicht nur ein Flirt, nicht nur Spaß. Meine Gefühle dir gegenüber waren ehrlich und aufrichtig... nur das mit uns... das hätte doch nie im Leben funktioniert. Du hast selber gesagt, das du kaum daheim gewesen wärst... ein „uns" hatte in deiner Welt einfach keinen Platz. Es war der einfachste Weg... dachte ich zumindest... ich hab nie wieder sowas für jemanden empfunden..." „Ist das wahr?", fragte er unsicher, während er immer noch im Türrahmen stand. Kaum merklich nickte ich nur. „Deshalb wusste ich auch nicht, wie ich mit dir sprechen sollte... ich wusste, ich hatte dich verletzt, dir weh getan... aber ich dachte so wäre es für uns am einfachsten..." „Am Einfachsten? Es hat mir im wahrsten Sinne des Wortes den Boden unter den Füßen weggerissen... von da an hab ich nur noch funktioniert... bis es irgendwann nicht mehr ging... aber das weißt du mit Sicherheit..." Patrick glitt den Türrahmen herunter, hielt sich die Hände vor den Kopf und sagte keinen Ton mehr, bis ich ein leises Schluchzen wahr nahm. „Patrick...", wisperte ich... versuchte aufzustehen und da ich an meine Krücken nicht kam, hopste ich irgendwie umständlich zu ihm rüber, stieß meinen Fuß mehrfach an, was ordentlich schmerzte, mir jedoch in diesem Augenblick herzlich egal war. Langsam lies ich mich neben ihn runter und zog ihn in meine Arme, er vergrub seinen Kopf an meiner Brust, und umklammerte mich fest. „Ich weiß gar nichts.., hab alles mit dir ausgeblendet, nicht nach dir gesucht... die ganzen Jahre nicht... auch jetzt nicht... das hat sich nicht richtig angefühlt. Das wäre nur der Paddy gewesen... nicht mein Patrick...!", sanft strich ich über seinen Rücken und fühlte mich 18 Jahre zurückversetzt.

Ich weiß nicht wie lange wir einfach nur auf dem Boden saßen und uns im Arm hielten ohne was zu sagen, aber plötzlich stand Emily hinter uns und sah uns kritisch an. „Alles in Ordnung?" „Ähm ja.. Ähm...", versuchte Patrick was zu sagen und wischte sich schnell seine Tränen weg. Fragend sah sie zu mir und bittend schüttelte ich nur den Kipf, damit sie nicht weiter nachbohrte, jedenfalls für den Moment. Spätestens wenn wir die Möglichkeit hätten, alleine miteinander reden zu können, würde sie mich Fragen Löschern. Patrick stand auf und half mir vorsichtig hoch. „Ich hab den Wagen gesehen, gedacht ich schau mal nach... Oh mein Gott Kind, das sieht ja schlimm aus.", stellte Emily besorgt fest. „Geht schon..", wank ich ab, aber Patrick korrigierte meine Aussage umgehend. „Nein... also... eventuell muss Lilly noch operiert werden, das klärt sich aber nächste Woche. Das Sprunggelenk hat ordentlich was abbekommen und die Bänder sind angerissen. Sie darf den Fuß überhaupt nicht belasten...", erklärte er ihr ausführlich und ich verdrehte nur noch die Augen, denn ich wusste was das nun für mich hieß. 24/7 würde nun Emily hier bei uns verbringen. Mir nicht mal 5 Minuten zum Atmen lassen. So gern ich sie hatte, so dankbar ich ihr und ihrem Mann war, ich war dennoch ein Mensch, der gerne auch alleine war... „Gut, ich sag Tom Bescheid, dann bleib ich die nächsten Tage hier. Alleine, und mit Rose... das schaffst du ja gar nicht!" Genervt verdrehte ich meine Augen. „Emily, bei aller Dankbarkeit. Ich schaff das schon. Patrick hat seine Hilfe schon angeboten. Er bleibt hier, hilft mit Rose und so. Aber ich wurde mich freuen, wenn du trotzdem zum Tee kommst, und Rose wie besprochen tagsüber nimmst, damit ich mich um den Laden kümmern kann." „Ich bleib hier?", fragte Patrick erstaunt nach korrigierte aber schnell seine Aussage, als er begriff, worum es mir ging. „Ja, natürlich hab ich das gesagt. War ja auch meine Schuld... also das mit Lillys Fuß und so." „Oh ok... na dann... willst du dich denn heut noch ausruhen? Also Rose kann gern bei uns bleiben, sie ist so ein Sonnenschein.., und irgendwie sind wir ja auch für sie sowas wie Oma und Opa... aber nur wenn das für dich ok ist Kind..." „Ach Emily, natürlich ist das für mich in Ordnung. Also beides... Ich weiß gar nicht was ich gerade sagen soll...!", sofort überkam mich das schlechte Gewissen mit der Notlüge, aber ich wusste, das es so besser war. Emily nahm noch ein paar Sachen für Rose mit, trank noch einen Tee mit uns und verabschiedete sich. Sie wollte mit Rose jedenfalls zum Frühstuck kommen, und danach die Einkäufe übernehmen. Damit konnte ich leben.
„Soso, ich bleib also hier, ja?!", schmunzelte Patrick, als Emily weg war. „Ja tut mir leid, aber ich brauch wirklich keinen Babysitter. So lieb sie ja ist, aber..." „Versteh schon. Susan erzählte mir ja schon einiges über die beiden. Sie haben halt keine eigenen Kinder... Susan war für sie Familie und umgekehrt... nun bist du es..." „Ja... ich bin auch froh, die beiden zu haben... nun denn... also du kannst ruhig fahren, wenn du willst." „Und wenn ich gern bleiben wollen würde?", fragte er unsicher.

Kenmare... wo sich Zukunft mit Vergangenheit verbindetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt