Dinner

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Total geschafft verzog ich mich für eine Stunde mit Calla ins Schlafzimmer. Auch wenn sie relativ entspannt war, war es dennoch für uns beide anstrengend gewesen, denn zusätzlich zu meinem Kleid, brauchte ich noch zwei Taufkleider für die Mädchen. Patricia hatte mein Traumkleod, was ich zu guter letzt doch noch gefunden hatte, mit ins Hotel genommen, damit Patrick es nicht noch vorher sah. Auch wenn er traditionell die letzte Nacht vor der kirchlichen Trauung in seinem Haus schlafen wollte, kannte ich ihn doch zu gut, das er extrem neugierig war. Und ich wollte auf keinen Fall riskieren, das er es vorher auch nur ansatzweise sah...
„Sunshine...", leise vernahm ich Patricks Stimme und seine weichen Finger, die mir über die Wange strichen. „Hmmm?!" „Awake.... wir wollten doch noch mit den anderen Essen gehen...." „Oh... wie spät ist es denn?!", nuschelte ich noch total verschlafen. „Half past six..." „Was? Wo ist Calla?" „Downstairs.... bei Trish... wir wollten dich etwas schlafen lassen... laut den Mädels habt ihr ja nen ganz schönen Shopping Wahnsinn hinter euch..." „Hör bloß auf... es war die Hölle.... und bei euch?" „Same... but finally I found the one and only... ich hoffe, ich gefalle dir auch morgen..." „Honey... ich würde dich auch so wie du gerade aussiehst heiraten... Schwarze Jeans, schwarzes Shirt... das bist halt du...", lächelte ich ihn an. „Same to you... im kleinen Schwarzen... oder Jeans mit Highheels... dazu meine Lederjacke...", grinste Patrick. „Oh erinner mich nicht an den Abend... der Rückweg..." „Aber komm... er hat uns zusammengeführt... wärst du nicht so temperamentvoll aus der Haut gefahren, dann... ich weiß nicht, wie es weiter gegangen wäre..." „Naja... irgendwann dann später hätte ich dir das genauso an den Kopf geworfen..."
„Sorry... bin halt schüchtern..." „Als ob... du und schüchtern... damals in Friedrichskoog... ja... aber heute?! Neee du bist alles, nur nicht schüchtern...", grinste ich ihn an, zog ihn zu mir und küsste ihn etwas fordernder. „Lilly...", seufzte er sofort auf... „The Family is waiting...", schob er noch hinterher, ließ sich aber doch dazu verleiten sich kurz zu mir zu legen und den Kuss für einen Moment zu vertiefen. „We need to stop... although I don't want to... but... tomorrow... tomorrow we gonna have the night of the nights..." „Maximal 5 h...", stieß ich hervor und lachte erneut nach seinen Lippen. „Calla..." „Ok... feeding... and going on...", bei seiner Aussage musste ich schmunzeln. Gut, ich konnte verstehen, das er einiges der letzten Monate nachholen wollte. Und ich hatte auch das Ok meiner Frauenärztin bekommen. Dennoch hatte ich etwas Angst, was wenn es sich nicht mehr so für ihn anfühlte wie vorher, immerhin hatte ich ein Kind bekommen. Dieser Gedanke geisterte schon einige Zeit durch meinen Kopf. „Lilly?! Alles ok?" „Na klar... warum?!" „Na... ich küss dich, zuerst erwiderst du meinen Kuss noch und dann warst du irgendwie abwesend...", Patrick strich sich dabei unsicher durch seine Haare. „Alles gut... nur etwas nervös wegen morgen...", sagte ich, was ja auch nicht gelogen war. „But... but you will come? Du lässt mich nicht stehen oder?", besorgt sah er mich an. „Niemals! Denk bitte sowas nicht! Ich freu mich wahnsinnig darauf, morgen vor Gott dir mein Ja Wort zu geben und unsere Mädchen taufen zu lassen... es ist nur... Honey... das kann ich dir nicht sagen, das ist mir peinlich..." „Sunshine... you are already my wife... nichts sollte es da geben, was dir peinlich seien müsste...", mein Blick traf auf seinen verständnisvollen und liebevollen Blick. „Ich weiß... aber... es ist schon sehr privat... intim... und..." „Und was? Ich glaub darüber sind wir doch weit hinaus, was Intimität angeht..." „Schon... ich... ich hab halt Angst, das es irgendwie anders jetzt ist... mit dir zu schlafen...", so nun war es raus und es gab kein zurück. „Warum sollte es anders sein?!", verdutzt musterte Patrick mich. „Naja... wegen der Geburt von Calla... und es ist ja noch nicht so lange her und..." „So ein Quatsch... ich mein, ich hab zwar keine Erfahrung... aber nein... Sunshine... denk gar nicht an so einen Blödsinn! Es war immer perfekt mit dir und genauso perfekt wird es immer sein... setz dich nicht so unter Druck...", sanft berührten seine Lippen meine. „I would go on.. but... die anderen warten... ich geh schonmal runter, mach dich in Ruhe fertig...", ich wollte mir noch einen Kuss erhaschen, da war er schon aufgestanden und ging raus. „Den Kuss bekommst du unten!", rief er mir noch beim runter gehen zu und lachte dabei. Er hatte es mal wieder geschafft, mir meine Ängste und Sorgen zu nehmen, so wie er es immer tat...

Eine gute halbe Stunde später saßen wir mit Patricks Geschwistern beim hiesigen Chinesen und schlugen uns im wahrsten Sinne des Wortes die Bäuche voll. Angelo und Patricia hatten bereits Mittags telefonisch das Essen vorbestellt, damit wir aufgrund der Personenanzahl gemeinsam essen konnten.
Zu unserer  Überraschung, waren noch mehr Gäste erschienen, Patricks komplette Familie inklusive Kinder und Partner waren ebenfalls nach Irland geflogen, genauso meine alte Clique, was Ralf organisiert hatte. Und auch Patricks Band war vollständig mit Partner vertreten, dazu noch Johannes Oerding mit seiner Lebensgefährtin, Gentleman, Gregor Meyle, Yvonne Catterfeld, sowie Ilse DeLange. Total überfordert mit der Situation griff ich unterhalb des Tisches nach Patricks Hand. „Honey? Kommen noch mehr Gäste?", fragte ich leise. „I don't know... Angelo invited.... ich hoffe, das er aber von deinen Freunden niemanden vergessen hat..." „Nein... alle da..." „But no Family...." „Du bist meine Familie... deine Geschwister... Patricia und Jimmy waren für mich da... das passt schon... es lebt doch niemand mehr..." „Na... so ganz stimmt das nicht Lilian...", sagte Angelo plötzlich neben mir und eine altere Dame war bei ihm im Arm eingehackt. „Tante Hetty?!", fragte ich erstaunt und stand auf. Die ältere Dame strahlte mir glücklich entgegen. „Wie kommst du denn hierher?", fragte ich und sofort liefen bei mir die Tränen. „Ich kann doch meine einzige Nichte nicht alleine, ohne Familie heiraten lassen...", lächelte meine Großtante und ich nahm sie umgehend in meine Arme. „Wie kommst du denn hierher? Ich mein der Flug und alles? Das war doch total anstrengend für dich, die weite Reise..."
„Lilian... nein... das war nicht zu weit... dein Schwager... er hat vor ein Paar Tagen angerufen und mich gebeten zu kommen... er hat alles organisiert... ein richtiges Goldstück ist er..."

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