Surprise

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Emily und Tom holten pünktlich Rose ab und bestanden darauf, mich zu fahren. Ursprünglich hatte ich vor, zu laufen, aber sie ließen sich nicht umstimmen. Somit war ich natürlich viel zu früh mal wieder vor Ort... das letzte Mal das ich im Pub gewesen bin war, als Patrick seinen Auftritt dort hatte. Mit gemischten Gefühlen dachte ich an den Abend zurück. Mark und Emily hatten natürlich recht, das das Thema noch nicht für mich durch war, aber ich war zu verletzt, als das ich Patrick nur ein Bruchstück einer Chance einräumen würde.
Mark war zu meiner Überraschung schon da und war ebenso erstaunt, mich knapp vierzig Minuten zu früh anzutreffen. „Du bist aber pünktlich!" zischte ich ihm von hinten zu, was ihn zusammen fahren lies. „Mensch Lilian, Schleich dich doch nicht so an." „Ruft da etwa das schlechte Gewissen?!", grinste ich frech und Mark sah mich ertappt an." „Nee Ähm... wie... ähm... kommst du darauf?!" „Ach, das war doch nur ein Spaß.... was machst du eigentlich schon so früh hier? Hat das elendige Verspäten deines Exfreundes wohl nicht auf dich abgefärbt hm?!" „Ja... Paddy ist immer zu spät... nene wollte mir ... ja... also... den Ort nochmal anschauen und so gell?!" „Kenmare anschauen? Man müsste doch meinen du kennst jedes Eckchen,  so oft wie du hier warst..." „Ja schon aber... warum bist du denn so früh da?!" „Ach, Emily und Tom haben darauf bestanden, mich zu fahren... wollte eigentlich laufen... deshalb... hatte mir sogar extra sneaker angezogen, wollte nicht das der Abend so endet wie beim letzten Mal..., fast drei Monate Krücken haben mir gereicht!" „Steht dir aber auch! Siehst toll aus heute... vor allem die Lederjacke..." „Ja Ähm.... es war mal Patricks... die hat er mir damals geschenkt..." „Wow. Und das du sie aufgehoben hast trotz allem..." „Ja... ich trag sie halt gern und es hängen soviel Erinnerungen an ihr...", plötzlich wurde Mark hektisch und unterbrach mich... „Ähm Lilian... wir sind ja viel zu früh... Käffchen?" „Ähm Ja... ok...", schon riss er mich hinter sich her und rannte fast zum Café, das ich nicht wusste wie mir geschah. „Was bist du denn so in Eile heut... entspann dich mal..", lachte ich.
Wir tranken dann in Ruhe auf der Steinmauer im Hafen Unseren Latte und sahen dabei zu, wie langsam die Sonne dabei war unterzugehen. Die Farben auf dem Meer, was sich durch die Reflexion der Wellen und der Spiegelung zeigten, waren kaum in Worte zu fassen. Was auch Mark bestätigte. „Man... das werde ich hier schon vermissen, obwohl ich ja eher ein Großstadtkind bin... aber die Auszeiten hier haben mir immer gut getan. Als Paddy damals das Haus hier kaufte, hatte ich ihn für verrückt erklärt, mich aber nach und nach dran gewöhnt... da kommt dann doch etwas die romantische Ader durch..." „Ach Mark... ich bewundere dich echt, wie du mit der Trennung umgehst... ich bin lange noch nicht so weit wie du... was ich gern wäre... und es so weird, das wir beide hier sitzen... gemeinsam... verstehst du?" „Ja, schon n'bisschen verrückt... aber warum nicht... ich mein, du hast mir nichts getan... wir beide wussten nicht wirklich von dem doppelten Spiel... der Unterschied war halt, bei Paddy und mir war die Luft raus... zu viele Streitereien, die alles schon gut kaputt gemacht hatten... der Kinderwunsch bei mir.., dann dass wir uns immer weniger gesehen haben und er mit dir Fremdgegangen ist... vielleicht war das ja schon die langsame Trennung gewesen. Und ganz ehrlich... mir gehts erstaunlicher weise gut!" „Vermisst du ihn?" „Hmm vermissen ist das falsche Wort glaub ich... er fehlt mir als Mensch... als Freund... seine Ratschläge als Musiker... Ich denke die Zeit wird es zeigen, ob eine normale Freundschaft möglich ist.... aber komm... wir sind hier um nen geilen Abend zu haben! Genug Trübsal geblasen für heute! Du brauchst endlich mal wieder Spaß und Ablenkung Lilian!"
Der Pub war schon ordentlich besucht, das wir nur am Fenster, weit weg von der Bühne einen Platz bekamen, was aber vollkommen in Ordnung für mich war, im Gegensatz anscheinend zu Mark, der während die Band spielte immer wieder versuchte, für uns ein Plätzchen an der Bühne zu ergattern, nur leider ohne Erfolg. „Mark, jetzt bleib doch mal sitzen... ist doch ganz gemütlich hier... die Akustik ist auch prima... hier verstehen wir jedenfalls noch unser eigenes Wort.. vorne kannste dich nicht mehr unterhalten, und du wartest auf dein Guinness eine halbe Ewigkeit..." „ Ja ist ja gut... dann mal Prost!", so ganz überzeugt war er noch nicht.
Die Band war echt der Hit... die Songauswahl super und auch mit Mark konnte man sich gut unterhalten. Und dann blieb mir irgendwann das Guinness im Halse stecken. Die Band spielte gerade einen meiner Lieblingssongs von U2 als zur zweiten Strophe deine Stimme einsetze... Patricks Stimme...

Sauer funkelte ich Mark an. „War das deine Idee?" „Nein... ja... auch... eher seine... hab ihm nur gesagt, das wir heute hier sind... und..." Ich kramte in meiner Tasche nach Geld, rief Shiabon zu mir, die ausnahmsweise hinterm Tresen stand, und zahlte. „Lilian, was wird das?" „Schönen Abend noch!" Innerlich wie äußerlich kochte ich vor Wut. Mark griff kurz nach meinem Arm, doch ich schüttelte ihn ab. Als ich dann zur Tür raus wollte, trafen sich auch noch ausgerechnet Patricks und mein Blick... schlecht sah er aus, aber ich konnte mich auch nicht zurückhalten, ihn nur verachtend ansehen und dann zur Tür raus zu stürmen. Was hatte Mark sich dabei nur gedacht?! Warum wollte keiner verstehen, das ich Abstand wollte, nicht mit Patrick reden wollte und konnte.
Als ich gerade dabei war, mir ein Taxi zu rufen, trat mir Mark gegenüber. „Lilian, was soll das.... rede endlich mit ihm... lass ihn erklären... ich hab's auch getan... ey verdammt, der Kerl dadrin liebt dich, fliegt extra aus München her, um dir einen Sing zu spielen.. und du hast nichts besseres im Sinn, als abzuhauen! Das ist feige!" „Was das soll? Du fragst mich allen Ernstes was das soll?", schrie ich ihn an. „Was soll das abgekartete Spiel? Nimmt keiner Rücksicht was ich will oder wie es mir geht?" „Lilian, ey... jetzt lass mal die Kitche im Dorf! Ihm gehts genauso scheisse!"
„Warum ist er hier Mark?" „Weil ich ihm ne Nachricht geschickt hab, ob es ok ist, das ich mit dir heut Abend in den Pub zum Konzert gehe.,, er kennt die Band... es war seine Idee... hat mich um Rat gefragt... und ob ich ihn vom Flughafen holen könnte... und nichts verraten sollte... deshalb war ich auch so früh schon da... Soundcheck..." „Weißt du was ich am wenigsten verstehe? Das gerade du bei dem scheiss noch mit machst! Er hat doch genauso hintergangen wie mich.., ist zweigleisig gefahren... und du hilfst ihm jetzt auch noch? Was stimmt mit dir nicht?!" „Weil ich erkannt habe, das er dich liebt! Weil ich euch beiden nicht im Wege stehen will und ich weiß, das man gegen Gefühle nichts tun kann! Ich erinnere dich daran, das ich dir gesagt habe, das ich immer auf Frauen stand... bis Pardy es geschafft hatte, mein Herz für sich zu gewinnen... Liebe kennt keine Grenzen... und nur weil es mit ihm und mir hat nicht sollen sein, soll ich ihm dann im Wege stehen, wenn du sein Glück bist?" Ich konnte nicht sofort auf das gesagte von Mark irgendwas erwidern, als plötzlich Patricks Stimme hinter uns ertönte. „Lilly? Können wir bitte miteinander reden?" In dem Moment wollte ich ihm einfach genauso weh tun, wie er mir weh getan hatte. Ich legte meine Hände in Marks Nacken, der mich immer noch ansah, blickte kurz rüber zu Patrick und küsste im nächsten Moment Mark tief und innig, der zunächst auf den Kuss erwiderte.

Kenmare... wo sich Zukunft mit Vergangenheit verbindetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt