Callas, Lilien, Rosen

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Ralf hatte sich aus Rücksicht für ein Paar Tage zu einem Kumpel verkrümelt, was mir natürlich total unangenehm, für ihn aber selbstverständlich war.
Rose war total verzaubert von ihrer kleinen Schwester und wich ihr kaum von der Seite. Dr. Henning, meine Frauenärztin und auch Anna waren mehr als zufrieden mit meinen als aus Callas Werten. Außer ihrer zarten Gestalt lies nichts darauf hindeuten, dass sie eigentlich ein Frühchen war. Auch das Stillen klappte super und der Alltag mit beiden Mädchen  erstaunlicher Weise gut.
Jimmy hatte mich nach langem Hin und Her davon überzeugen können, das Patrick die erste Nacht mit Calla bei mir verbrachte und auf der Couch schlief, falls was seien sollte, allerdings war die Stimmung mehr als gedrückt zwischen uns und wir schwiegen uns hauptsächlich an. Als am darauffolgenden Nachmittag das Taxi kam, tat sich Patrick sehr schwer damit zu gehen. Den ganzen Vormittag hatte er mit seinen Kindern verbracht, lies mich schlafen und mich von der kurzen, aber dennoch heftigen Geburt erholen. Gegen 11 h hatte er mich kurz geweckt, als Calla unruhig wurde und ich sie stillte und kurz bevor das Taxi kam.
„In 2 Wochen komm ich zurück... wo finde ich dich dann?", fragte er, die Klinke schon in der Hand, bereit zu gehen. Tief atmete ich nochmal durch, denn die Entscheidung hatte ich mir wahrhaftig nicht leicht gemacht. „Zu Hause..." „Lilly... wo ist dein zu Hause...", hackte er mit brüchiger Stimme nach. „Komm nach Hause und wir sehen dann weiter... ja?" „Danke... meldest du dich, wenn irgendwas ist und darf ich.. also..." „Ja... und nun schau, das du den Flieger erwischst und du ne gute Show ablieferst!" „Danke... ich... danke!"
Patrick war gerade weg, da stand Ralf plötzlich in der Küche und überraschte mich mit einem riesigen Blumenstrauß voller weißer Callas und Lilien. Dazu in der Mitte 4 rosa Rosen. „Herzlichen Glückwunsch!", grinste er mir entgegen und zog mich sanft in seine Arme. „Dankeschön... die sind ja ein Traum!" „Wo ist denn unsere kleine neue Erdenbürgerin?" „Komm mal mit!" Ralf folgte mir ins Schlafzimmer und schmolz fast genauso dahin wie ich. Calla schlief in der Mitte des Bettes, umrandet un Kissen und neben ihr saß Rose, hielt das kleine Händchen ihrer Schwester fest und schaut Peppa Wutz." „Oh mein Gott ist das süß!", gab er zu. „Rose weicht ihr kaum von der Seite... möchte dauernd helfen..." „Das ist doch schön.... meinste ich sie kommt gleich mit zum Spielplatz?" „Ralf... musst du nicht arbeiten?" „Doch... hab mir frei genommen... dachte, du kannst etwas Hilfe gebrauchen... Patrick ist schon weg nehm ich an..." „Ja... vor zwanzig Minuten oder so..." „Und?!" „Komm... lass uns in die Küche gehen... Tee oder Kaffee?" „Lass... ich nach schon! Ich lass mich doch hier in meinem Zuhause bedienen... dazu noch, wo du gerade entbunden hast... aber erzähl mal... das war ja nun doch recht fix..." Ich setzte mich an den Esstisch und Ralf kochte Tee. „Vorab... du musst nicht zu nem Kumpel... das hier ist dein Zuhause... ich..." „Lilian... mit meinem Schichtdienst... ich bring nur noch mehr Unruhe rein... das passt schon und war vorher schon längst abgeklärt... aber jetzt erzähl!" „Danke... naja... wie du sagtest, bin ich Jimmy hinterher gefahren... bis zu Hagenbeck... Joey ist mit Rose rein und ich wollte noch kurz warten, da von Patrick nichts zu sehen war... als Calla mit dann vermehrt auf die Blase drückte wollte ich gerade fahren und ein Taxi versperrte mir den Weg und... Patrick stieg aus und sah mich natürlich sofort... irgendwann hat er sich aber einfach umgedreht und ist zum Eingang. Ich wollte so nicht mit ihm auseinander gehen, ich wollte mit ihm reden... aber deine doofen Sportsitze... ich konnte kaum aussteigen und rief schon aus dem Wagen heraus nach ihm... zuerst blieb er stehen, ging weiter. Als ich es endlich geschafft hatte rief ich erneut, er sah mich an  und mein Herz schlug mir bis zum Hals. Diese Aufregung fand Calla glaub ich gar nicht gut und tritt stark umsich, das ich mir an den Bauch fasst und Patrick plötzlich mich im Arm hielt und dann ist die Fruchtblase geplatzt... Patrick war echt toll, hat die Nerven behalten und mich ins Geburtshaus zu Anna gefahren... naja und keine Stunde war Calla schon da... Ralf die Wehen... die waren plötzlich da von Null auf Hundert... ich dachte, ich halte das nicht aus... dazu Patrick, der nicht wusste, was er tun sollte... Anna hat ihm dann glaub ich Anweisungen gegeben und... naja ich hab seine Hand etwas gequetscht... und dann ging es so schnell... und plötzlich war Calla da und...", mir liefen wieder die Tränen, da ich das alles kaum fassen konnte." „Vielleicht war das alles Schicksal... Calla wollte vielleicht ihren Papa dabei haben... aber ihr gehts gut ja? Ich mein, sie ist ja etwas zu früh..." „Ja... alles in Ordnung. Das Stillen klappt auch... mal schauen wie die nächsten Tage werden... letzte Nacht hat sich Patrick gekümmert und mich nur zum Stillen geweckt..." „Er ist halt ein toller Papa... Lilian... meinst du nicht... das du nach Hause gehörst... zu ihm? Ich will dich hier nicht rauswerfen, bitte versteh das nicht falsch! Du kannst immer hier bleiben! Aber... euer Zuhause ist doch in Irland... und bei Patrick... du hättest ihn gestern mal erleben müssen, wie er gestrahlt hat, als er von Calla und dir sprach... er liebt dich und die Kinder!" „Und deswegen springt er wieder mit Valentin ins Bett? Ich werde nach Hause fliegen... je nachdem wie es mit Calla klappt, Jimmy wollte sonst nach Tourende Patricia bitten, mich eventuell zu begleiten... auch wegen dem ganzen Zeug... das schaff ich ja nicht alleine und... dann mal sehen..." „Langsam Lilian. Patrick hat was getan?" „Er ... er hat mich vor nicht ganz einem Jahr mit Valentin betrogen... ich hab die beiden erwischt... er war Patricks erster Mann, wenn du verstehst und es war nur Sex..." „Und das glaubst du ihm?!" „Ja Ralf... wir haben lange miteinander gesprochen, viel geredet... warum es überhaupt passiert ist und... Patrick hat Bedürfnisse, die ich halt nur ansatzweise erfüllen konnte und..." „Du brauchst nicht ins Detail zu gehen... ich kann mir vorstellen was du meinst... und wenn ich dich jetzt richtig verstanden hab, ist es erneut dazu gekommen, das er mit ihm geschlafen hat?" „Ja!", presste ich hervor. „Mensch Lilian... mir fehlen gerade die Worte..." „Jimmy meint, er hätte mich ja nicht betrogen, da Patrick immer noch meint, wir sind getrennt... waren getrennt, was auch immer.... wegen Weihnachten und... Ralf... ich brauch mal kurz Luft...". Ich nahm meine Jacke und ging auf den Balkon und blieb dort eine Weile bis Ralf zu mir kam.
„Lilian... hier... ich hab gerade das Bettzeug von der Couch geräumt und das hier gefunden." Er gab mir einen Briefumschlag wo Lilly drauf stand und ging wieder rein. Es war eindeutig Patricks Handschrift.

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