Ängste, Sorgen, Hoffnung

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„Sunshine... worauf willst du nun hinaus? Natürlich ist der Sex mit Mark anders gewesen wie mit uns... aber selbst der Sex mit Valentin war anders wie mit Mark... also was meinst du konkret?" Warum fiel es mir nur so schwer, da so offen drüber zu sprechen, so als ob ich verklemmt wäre, was ich nun ganz und gar nicht war. Sex war doch bekanntlich die schönste Nebensache der Welt... „Lilly?", fragte er nochmals nach. „Ach verdammt...", stieß ich hervor. „Weißt du, ich hatte heut Vormittag noch ein Gespräch mit deiner Schwester... sie wollte halt wissen, wie es mir geht und so... und ob ich besser zurecht komme... wegen Mark... naja... wir sprachen halt auch über meine Ängste und so..." „Ja?! Ich weiß immer noch nicht worauf du hinaus willst... ich mein, ich bin ein Mann, die stehen bekanntlich ja mal öfter auf dem Schlauch, aber du sprichst gerade in Rätseln." „Ja... das weiß ich auch... das ist auch gerade total komisch für mich, darüber zu reden...", stieß ich hervor und sah beschämt zu Boden. Patrick zog mich indes in seine Arme und ich vergrub meinen Kopf in seiner Halsbeuge. Verdammt, warum roch er immer nur so extrem gut und lies schon wieder meine Gedanken in eine ganz andere Richtung abdriften. „You know, you can tell me everything! So come on....", forderte er mich auf. „Das weiß ich..." „Und warum fällt es dir dann so schwer?", schmunzelte Patrick. Ich atmete noch mal tief durch , schloss meine Augen und sendete kurz gedanklich ein Stoßgebet. „Vermisst du den Analverkehr?", so nun war es endlich raus. „Bitte was?", plötzlich prustete Patrick vor Lachen los. „Sunshine serious?! Das beschäftigt dich so sehr?" „Ich weiß gar nicht, was es da jetzt zu lachen gibt!", murmelte ich, stand auf und drehte mich etwas von ihm weg. Lachte er mich jetzt ernsthaft aus, war mein erster Gedanke. „Lilly, komm her!", er war ebenfalls aufgestanden und zog mich zurück ins seine Arme. „Sorry... ich wollte nicht so taktlos sein... aber... sonst bist du doch eher direkt... und nicht so... was hast du mal zu mir gesagt? Ver... verklemmt, genau das war es..." „Ich bin nicht verklemmt, das weißt du ganz genau!", motzte ich und schon verschloss Patrick meine Lippen mit seinen und küsste mich zärtlich. „Ich mag es, wenn du dich aufregst... dann bist du direkt um das vielfache Leidenschaftlicher!", grinste er in den Kuss und vertiefte ihn kurz. „So, back to your question... well...", unsicher strich er sich über seinen Hinterkopf. „Also vermissen, ist das falsche Wort dafür. Vermissen tue ich bei uns beiden nichts. Ich finde es perfekt. Du bist perfekt. Aber... ich würde lügen, wenn ich nicht sagen würde, das ich es nicht gern mal mit dir ausprobieren würde...", gab er zu und sah mich eindringlich an. „Und warum hast du nie was gesagt?" „Warum hätte ich was sagen sollen? Wenn es dazu gekommen wäre, dann wäre es schön gewesen, und wenn nicht, dann nicht! Weder du noch ich geben uns beim Akt doch irgendwelche großartigen Anweisungen. Was hätte ich denn sagen sollen?" „Na... das du das halt ausprobieren willst!", sagte ich schlussfolgernd. „Wir haben über unsere Wünsche und Vorlieben aber noch nie reden müssen. Es passte doch immer alles... oder hast du wünsche? Willst du es irgendwie anders?" „Ach Patrick...", seufzte ich. „Nein, ich hab keine Wünsche! Das mit dir, mit uns, das ist wie du sagst Perfekt! Unser erstes Mal war für mich perfekt, obwohl du keinerlei Erfahrung hattest, meintest, versagt zu haben..." „Na komm... es war damals ein Schnellschuss... und das Gummi... selbst das konnte ich nicht drüber ziehen und..." „Patrick, du warst total nervös, aber auch so süß unbeholfen dabei, aber auch so zärtlich und einfühlsam... ich fand es schön, so wie es war!" „Und ich erst...", sanft küsste er mich erneut. „Lilly, ich glaub du solltest langsam zurück. Ich hole dich dann später ab... ok?" „Was willst du machen? Heim? Dir den Kopf zermartern, was dort gesprochen wird, oder auch nicht?! Nein mein lieber, du kommst schön mit! Sie wissen jetzt alle Bescheid, du musst ihnen nichts mehr vormachen und dich auch für nichts auf der Welt schämen! Doch, dafür das du mich und Mark hintergangen und betrogen hast schon, aber das war's auch. Na und, warst halt zwischendrin mit Männern zusammen, so what?! Erinner dich an deine eigenen Worte!" „Schon, aber..." „Nichts aber... du hast jetzt die Möglichkeit endlich Frieden zu  Schließen, und ich denke Angelo würde es dir übel nehmen, mehr als das sogar, wenn du nicht da bist! Und ich finde es den anderen gegenüber auch nicht fair, immerhin sind sie hauptsächlich wegen dir alle angereist. „You are right..." „Ich weiß, das ich recht habe... na los komm..." „Und die Sache, die dir so Bauchschmerzen bereitet?", versuchte er erneut Zeit zu schinden. „Reden wir nochmal in Ruhe irgendwann drüber! Nun schwing deinen Knackarsch ins Auto, ich fahr dir hinterher!", forderte ich ihn auf. „Also stehst du doch drauf... Merk ich mir!", zwinkerte er mir zu und grinste frech. Lachend schüttelte ich nur den Kopf, stieg in den Mietwagen seiner Schwester und fuhr ihm nach. Allerdings fuhr er heute besonders langsam, er schinderte schon wieder Zeit. Mir war natürlich bewusst, was er all die Jahre für eine Last getragen hatte, aber auch jetzt, wo es ihm eigentlich besser gehen sollte, das es keine Geheimnisse mehr gab, selbst da war seine Last immer noch nicht weg. Zudem seine Sorge über das bevorstehende Zusammentreffen mit seinem Bruder... ich hoffte zutiefst, das er daran nicht endgültig zerbrach, denn im überspielen war er ein Meister.

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