Beschwerden

303 23 1
                                    

Die Woche in Deutschland verging wieder viel zu schnell, so wie immer eigentlich, wenn wir mal entspannte Zeit für uns und unsere Familie hatten. Natürlich war es hier nicht so einfach, sich öffentlich zu bewegen, wie bei uns daheim, dennoch genossen Patrick und ich die Zeit mit Rose, die sonst so selten war.
Der Besuch bei Joey, sowie die Lüftung unseres kleinen großen Geheimnisse allerdings war wunderschön und der Höhepunkt eigentlich unseres Aufenthaltes. Vielleicht lag es an meinem Kleid, was nicht so vorteilhaft geschnitten war, denn die kleine Wölbung zeichnete sich deutlich an, so brauchte Patrick erst gar nichts zu sagen, denn jeder sah sofort nur mit großen Augen auf meinen kleinen Minibauch, während Patrick nur grinste und vor stolz fast platzte. Besonders Jimmy und Maite waren total aus dem Häuschen und konnten es zunächst kaum glauben.
„Serious?", fragten beide und sahen abwechselnd zu Patrick und mir. Wie nach einer erfolgreichen Schlacht, brüstete sich Patrick damit, streckte seine Brust raus, und posierte so, als ob er die Welt gerade geredet hatte, was alle zum Lachen brachte. „Übertreib es nicht, ja?!", flüsterte ich ihm zu, bevor ich rein ging und mir einen Sitzplatz suchte. Auch wenn die Scgwangerschaft noch nicht so weit fortgeschritten war, merkte ich doch von Tag zu Tag deutlich, wie sehr mich immer mehr alles anstrengte, und ich immer öfters ein Ziehen in der Leistengegend hatte. Um Patrick nicht zu beunruhigen, sagte ich nichts, wollte aber, sobald wir zurück waren, das umgehend mit meiner Frauenärztin abklären lassen.
Rose fühlte sich wohl, sehr wohl sogar. Patricks Nichten und Neffen achteten sehr auf die kleine Lady, während sie Joeys Anwesen erkundeten und schnell hatte sie es raus, wie sie ihre Cousins um den Finger wickeln konnte und somit ihren Willen bekam. „Ganz die Mutter, die Kleine!", stellte Joey lachend später beim Essen fest. „Warum?", fragte ich ebenfalls lachend. „Naja... überleg doch mal, was du mit unserem Paddy gemacht hast. Alleine sein Dauergrinsen... dann die Aktion mit dem Ring... das muss man erstmal hinbekommen... zuviel Liebestrank... wie bei Asterix und Obelix!" Nun lachten alle, bis auf einen. „Ihr seid doof, wisst ihr das! Anstatt mir mein Glück zu gönnen...". schmollte er und nun lachten seine Geschwister inklusive mir noch mehr. „Ich glaube die Wirkung lässt langsam nach... muss wohl Emily bitten, neuen zu brauen...", stellte ich trocken fest und Patrick sah mich entrüstet an. „Machste jetzt mit denen schon gemeinsame Sache?!" „Gelegentlich... aber nicht immer..." „Du bist gemein...", schmollte Patrick, aber ich konnte genau erkennen, das seine Mundwinkel schon deutlich zuckten und er sich extrem zusammen riss nicht auch laut loszulachen. Ich griff nach Patricks Hemd, zog ihn zu mir und legte sanft meine Lippen auf seine. „Behalte dein Strahlen!", flüsterte ich in den Kuss hinein. „Mit dir immer...", stieß er hervor, bevor Jimmy uns unterbrach. „Bor habt ihr kein Zuhause?!"
Zurück in Kenmare ging alles seinen gang... jedenfalls für alle anderen. Meine Frauenärztin hatte mir bei meinem letzten Besuch mehr als deutlich gemacht, nachdem ich ihr die Beschwerden geschildert hatte, das es sich bei mir um eine Risikoschwangerschaft handeln würde, und sollte ich nicht deutlich kürzer treten, die Wahrscheinlichkeit groß wäre, unserer ungeborenes Kind verlieren zu können. Umgehend bekam ich natürlich Angst, aber wo sollte ich noch kürzer treten, fragte ich mich. Ich arbeitete schon nicht mehr im Blumenladen, Patricks Sachen erledigte ich von zu Hause am Pc, was überhaupt nicht anstrengend war oder mich stresste. Einzug und allein, nahm ich Rose auf den Arm, denn selbst die Einkäufe übernahm Patrick oder Tom.
Als dann auch noch leichte Blutungen einsetzten, obwohl ich mich nur noch zwischen Couch und Bett bewegte, gelegentlich mit einem Abstecher in die Küche, wurde mir absolute Bettruhe verordnet. Die Alternative war die Klinik, wenn sich die Blutungen nicht einstellten... nur das konnte und wollte ich auch nicht. Alle packten mich plötzlich in Watte, besonders Patrick... und alles ging mir gehörig gegen den Strich. Als dann auch noch im November und Dezember Termine für ihn anstanden und er nach Deutschland musste, vereinbarte er mit Emily hinter meinem Rücken, das Rose für die Zeit seiner Abwesenheit zu Emily und Tom ging. Bei allem Verständnis für meine Situation, mir nun auch noch mein Kind wegzunehmen, damit hatte er den Vogel abgeschossen und das Fass zum Überlaufen gebracht. Ich hatte es bereits die letzten Wochen so hingenommen, das ich nicht mal fünf Minuten alleine war, immer jemand um mich herumschwirrte, so dass ich das Gefühl hatte, nicht mehr atmen zu können. Aber das war Zuviel, und ich lies Patrick meine Wut und Enttäuschung deutlich spüren. Generell lief es nicht sonderlich gut mit uns, seit mir im September die Schonung verordnet wurde, denn der Sex wurde uns zurecht auch „verboten". Ich wusste, das gerade er daran deutlich zu knabbern hatte, aber selbst, wenn ich ihm mit anderen Dingen „Abhilfe" verschaffen wollte oder einfach nur seine Nähe suchte, zog er sich zurück.
Das da noch mehr hinter steckte, ahnte ich zu dein Zeitpunkt nicht... denn ich versuchte einfach nur ruhig zu bleiben, mich zu schonen und mich darauf vorzubereiten was noch kommen sollte... denn das war der Gipfel der Krönung und lies mich an alles, was ich geglaubt hatte, zu zweifeln....
Es war einen Tag vor dem Heiligen Abend. Patrick kam gerade mit den letzten Einkäufen nach Hause, während Rose mal wieder bei Emily und Tom war. Er verräumte alles und rief mir aus der Küche mal eben so die Neuigkeiten zu.
„Lilly... was ich noch vergessen hatte dir zu erzählen... ich fliege mit Rose am ersten Weihnachtstag nach Deutschland zu meiner Familie. Mach dir keine Sorten, ist auch schon alles mit Emily geklärt... sie und Tom kümmern sich dann um dich..." Im ersten Moment wusste ich darauf nichts zu erwidern bis er aus der Küche ins Wohnzimmer kam. „Hast du gehört, was ich gesagt hab?", fragte er nach. „Warum fliegst du denn nicht schon morgen? Ist doch dann nicht so stressig...?!" „Meinst du? Stimmt... eigentlich hast du recht... ich glaub ich schau mal nach nem Flug!", er wollte gerade ins Büro, da explodierte ich endgültig und zu meiner Schande musste ich gestehen, das auch ein Paar Dinge durchs Wohnzimmer plötzlich flogen... alles was in meiner Reichweite sich befand!
„Michael Patrick Kelly... solltest du dich das wagen... dann gehen wir getrennte Wege!"

Kenmare... wo sich Zukunft mit Vergangenheit verbindetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt