Das 5. Rad

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„Ja?", total verschlafen ging Patrick an sein Handy und ich kuschelte mich an ihn ran. „Ey Paddy? Wo steckt ihr denn?" „Im Hotel? What's wrong?" „Hast du gepennt? Alter! Der Tisch ist in 20 Minuten reserviert und du weißt, wie schwer es ist dort ein Tisch zu bekommen! Wo ist denn Lilian?" „Fuck! Sie ist bei mir... ja wir beeilen uns! Sie muss sich noch umziehen!" „Gut, dann gehen wir schonmal vor und ihr kommt nach! Beeilt euch! Ich kann mir schon denken, was los ist!", dabei hörte man Marks breites Grinsen durchs Telefon.
„Lilly... komm, wir sind eingeschlafen... wir müssen doch los, sonst verpasst du noch dein Geburtstagsessen...", sanft streichelte er mir dabei über den Rücken, was mich wohlig aufzeufzen lies. „Hmmm, ich wäre dafür, das wir einfach hierbleiben, und da weiter machen, wo wir eben aufgehört haben, wisperte ich und suchte sehnsuchtsvoll nach seinen weichen Lippen, bis ich sie fand und küssen konnte. „Hmm das schmeckt tatsächlich nach mehr und abgeneigt bin ich ganz und gar nicht... but I am not a machine... I need a break... und es wäre Mark und Lena gegenüber nicht fair..." „Du hast ja recht... ich zieh mich an... können wir denn kurz zu Mark, das ich mich umziehen kann?" „Of course... ich spring auch nochmal schnell unter die Dusche... allein..." Gespielt zog ich ein Schüppchen, Patrick grinste und kam nochmal zu mir... „aufgeschoben heißt ja nicht aufgehoben...", zwinkerte er mir zu. „Bleib bei mir heut Nacht... dann gehör ich ausschließlich dir und steh dir zur vollsten Verfügung..."
Patrick hatte sich wirklich beeilt und zwanzig Minuten später stand ich dann auch unter der Dusche, schminkte mich, machte mir im Schnellverfahren die Haare, zog mich anschließend schnell an, und packte so gut es ging alles in meinem Handgepäckstrolley, den Rest in eine Tüte, und stellte alles schonmal in den Flur. Anschließend rief ich Patrick zu, das ich fertig war.
„Holy Jesus Lilly... you look amazing!", blies Patrick überwältig seine Backen auf. „Wow...", stieß er noch hervor, bevor ich mich schon in seinen Armen wiederfand und er mir einen tiefen Kuss gab. „Da muss ich ja heute Abend besonders gut auf dich aufpassen", lächelte er und küsste mich erneut. „Von mir aus können wir!", sagte ich und nahm meine Sachen. „Du bleibst wirklich die Nacht bei mir?", fragte er überrascht nach. „Soll ich nicht?" „Sure, of course, natürlich sollst du das... ich hab nur nicht damit gerechnet, das du das auch tust, also weil gestern sagtest du ja... und wegen der Einladung..." „Ich möchte nicht nur die Nacht mit dir verbringen... hörst du?!", hauchte ich ihm einen Kuss zu und er verstand mich endlich. „Davon ab... ich brauch dich doch als Kurier... mein neues Zeug passt nicht alles in den Koffer..." „Ach daher weht der Wind... du musst dich mit mir gut stellen... gute Taktik..." „Genau!" „Na los komm, ich helfe dir..., das kostet aber...." „Zahlbar in Naturalien? Darf ich auch anschreiben und später bezahlen?", grinste ich ihn frech an und bekam einen kleinen Klaps. „Alles was du willst!", raunte er mir zu und gemeinsam machten wir uns endlich auf den Weg ins Restaurant...
Mit ner guten halben Stunden Verspätung erreichten wir dann endlich das Restaurant und wurden von Mark nur belächelt. „Na ihr „Schlafmützen", begrüßte Mark uns und musste natürlich das ganze mit Handzeichen untermalen. Lena, die neben ihm saß verdrehte nur die Augen, stand aber ebenfalls auf, begrüßte Patrick mit einer Umarmung und auch mich nahm sie danach in den Arm und wünschte mir alles erdenklich Gute zum Geburtstag. Wir bestellten zunächst für uns alle eine große Reistafel, somit hatten wir von allen Köstlichkeiten was dabei, Lena und ich nahmen einen Wein und die Männer Bier dazu.  Der Abend war recht schön, nur irgendwie hatte ich das Problem, mit in die Gespräche einzusteigen, da es Hauptsachlich nur um Musik, Auftritte, The Voice, Sing mein Song etc ging, wo ich nicht mitreden konnte, und es mich auch nur peripher interessierte. Irgendwann, als wir noch auf die Hauptspeisen warten mussten, griff ich einfach nach meinem Handy, und begann Emails abzuarbeiten, was jedenfalls produktiver war, als augenscheinlich bei der Unterhaltung dabei zu sein. Irgendwie war mir, als ob ich das fünfte Rad am Wagen war. Erst als das Essen kam, legte ich mein Handy aus der Hand, begann wie die anderen mit dem Essen, aber irgendwie war mir der Appetit vergangen, das ich mich noch während des Essens kurz zur Toilette entschuldigte, was aber auch anscheinend niemand realisierte. Meinen Geburtstag hatte ich mir jedenfalls so nicht vorgestellt. So zuvorkommend und liebevoll Patrick sonst war, so fühlte ich mich nur noch überflüssig neben ihm. Es bestätigte mich wieder einmal, das ich nicht in diese Welt gehörte, seine Welt... ich war nunmal ich, eine ganz normale Frau, die mit beiden Beinen im Leben stand, unabhängig, mit einem Job, einem eigenen Haus, eigenen Laden und Rose... ich passte nicht hierher, das musste ich leider feststellen. Während ich also noch ziemlich unschlüssig in den Spiegel sah, kam plötzlich Lena herein. „Ach hier steckst du... haben uns schon gewundert..." „Ja ne is klar...!", sagte ich eigentlich mehr zu mir selbst, griff nach meinem Handy und tat so, als ob ich was nachlesen wollte. „Kommst du?" „Gleich..." „Lilian stimmt irgendwas nicht?" „Ach Lena, alles bestens..." „Irgendwas sagt mir, das dem nicht so ist..." „Ach.." „Hast du was gegen mich?" „Nein Lena, warum sollte ich? Ich kenn dich doch auch gar nicht..." „Naja, du redest nicht mit mir, redest allerdings auch nicht mit den anderen... ich mein, ja es ist dein Geburtstag... und ja ich bin spontan dazu gestoßen, vielleicht passt dir das ja nicht." „Du bist Marks Besuch... genau wie ich... ich hab kein Anrecht dazu, diesbezüglich Ansprüche zu stellen, ok?" „Und warum kommst du dann nicht mit zurück?" „Wozu? Um mir weiter irgendwelche Storys über euer Business anzuhören, wo ich nicht mitreden kann, was ich nicht bin, und womit ich nichts zu tun habe?", platzte es dann doch auch mir heraus. „Ihr seid so in euer Ding vertieft, das ihr mich regelrecht vergessen habt! Selbst als ihr Getränke nachbestellt habt... jeder wurde gefragt... ich?! Lass stecken Lena, du kannst vielleicht nicht wirklich was dafür... ich aber auch nicht... viel Spaß noch!" Ich lies Lena stehen, ging zum Tisch, wo mich wieder niemand wahr nahm, nahm meine Jacke und meine Tasche und ging.

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