The last Step...

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„Du siehst wunderschön aus Lilly!", strahlte Patricia mich an und ich begutachtete mich nochmal im Spiegel in meinem Hochzeitskleid. „Paddy wird die Luft wegbleiben, wenn er dich gleich sieht!" „Meinst du?!", fragte ich unsicher. „Aber natürlich Lilly! Paddy... er liebt dich... trotz all seiner Fehler die er gemacht hat... und ich glaube, selbst wenn du in einem Kartoffelsack vor den Altar treten würdest, er hätte nur Augen für dich." „Ja..." Fehler... ja... davon hatte er einige die letzten Jahre gemacht... natürlich war ich auch nicht perfekt, war ein Mensch mit Ecken und Kanten, aber betrogen hatte ich ihn nie... inzwischen hatte ich ihm seine Faulpax verziehen und ich war mir sicher, den richtigen Schritt zu gehen und vor Gott unsere Liebe bezeugen zu lassen. Das Schicksal hatte uns beide zusammengeführt, uns verband nicht nur eine tiefe Liebe zueinander, nein uns verband auch unsere beiden Kindern... Rose, die er wie selbstverständlich adoptierte, der Wille bereits dazu da war, obwohl zwischen ihm und mir nichts geklärt war. Dann unsere freudige Überraschung nach meiner Krebserkrankung... als sich Calla ganz still und heimlich eingenistet hatte...
All die Zeit, hatte ich seine Liebe trotz aller Umstände nicht angezweifelt, tat es auch weiterhin nicht.
Es war nur alles so surreal und ich hoffte, das mich niemand aus diesem Traum jemals aufwecken würde... dachte ich 20 Jahre zurück... nie hätte ich gedacht, nachdem mir dieser schüchterne, in sich gekehrte und zu dünne junge Mann, der sich so tief in mein Herz geschlichen hatten, mich nach all den Jahren nun heiraten würde, sich unsere Jugendlichen Träume und Vorstellungen vom Leben dennoch erfüllt hatten, beziehungsweise erfüllten.
Nun stand der letzte Schritt bevor, und ich hätte gelogen, wenn ich gesagt hätte, ich wäre nicht nervös gewesen.
Das, was ich mir damals schon gewünscht hatte, das was Patrick und ich uns erträumt hatten, das sollte in der nächsten Stunde Wirklichkeit werden.
Heiraten, vor Gott unsere Liebe bezeugen, in einer kleine Kirche in Irland mit der Familie, den engsten Freunden und unseren beiden Mädchen und dann ging plötzlich alles ganz schnell, das ich „unsanft" aus meinen Erinnerungen und Gedanken gerissen wurde.

„Lilly? Joey ist da! Bist du soweit?", rief Patricia von unten hoch. Ein letzter Blick in den Spiegel und ich rief: „Ich komm!" Vorsichtig ging ich seitlich die Treppe runter, damit ich ja nicht auf mein Kleid trat und noch die Treppe herunter purzelte. Kaum unten angekommen, strahlte mich Patricia an und Joey blies die Backen auf. „Wow Lilly! Paddy wird Schnappatmung bekommen! Haben wir die Möglichkeit noch ein Beatmungsgerät zu holen?!" „Blödmann!", lachte ich ebenfalls und nahm ihm den Brautstrauß ab, den er mir entgegenhielt. „Hier... den soll ich dir von Shiabon geben. Sie ist mit Rose schon zur Kirche. Ich bin dein Chauffeur heute... Trish fährt mit Denis und nimmt auch Calla mit." „Es ist wirklich an alles gedacht!", stellte ich fest und folgte Joey zum Auto, wo mir erneut dieLuft wegblieb. „Das... das ist kein Auto... das ist..." „Eine Kutsche!", grinste Joey. „Wenn schon kitschig, dann richtig!" „Angelo... er..." „Neeee das war Paddys Wunsch! Er sagte, auchvwenn du nicht so darauf stehst, aber ihr hattet damals darüber gesprochen mit Pferden zur Kirche zu reiten..." „Das er das noch weiß...", sagte ich kaum hörbar und war wieder mal zutiefst gerührt von ihm. „Komm ich helfe dir rauf!"
Ich genoss die Kutschwagenfahrt mit Joey. Er tat alles daran, mich so gut wie möglich davon abzulenken, noch nervöser zu werden. Erzählte Anekdoten von Patrick, Auszeiten der Familie hier in Irland und auch davon, das er wohl genauso nervös war, wie ich. „Ach übrigens, Paddy läuft seit sechs Uhr heut morgen wie ein aufgescheuchtes Huhn durchs Haus! Maite ist schon dezent eskaliert! Er hat so Angst, das er dir nicht gefallt, also der Anzug, und das du nicht kommst, das du einen Rückzieher machst, wegen seinem Mist. Er war so durch den Wind, das er sich mit Rasierschaum die Zähne putzte...", lachte Joey und bekam sich kaum noch ein. „Der arme Kerl..." „Du hast auch noch Mitleid?!" „Ja klar! Ich kann ihn verstehen... und verziehen hab ich ihm doch längst alles... er hatte es auch nicht einfach all die Jahre..." „Lilly... Paddy kann sich glücklich schätzen, so jemanden wie dich an seiner Seite zu wissen und dich zur Frau zu bekommen...", lächelnd sah er mich an und stoppte die Pferde, stieg ab und reichte mir die Hand. „Bereit?!", dankend nahm ich seine Hand und stieg ebenfalls aus. „Nicht wirklich, aber ist das je jemand gewesen?! Ich hab genauso Angst!" „Wovor? Das er nicht da ist?! Da kann ich dich beruhigen! Jimmy hat eben geschrieben! Er ist bereits in der Kirsche und läuft Furchen vor Nervosität in den Steinboden.... die anderen sind auch alle da... Tom geleitet dich... er wartet im Vorraum... so nun komm und lass ihn nicht noch länger warten... 20 Jahre sind genug!", feixte Joey, hielt mit seinem Arm hin und brachte mich zu Tom bevor er in der Kirche verschwand und kurze Zeit später die Orgel zu spielen begann.
„Bereit?!", lächelte Tom, bei dem ich mich eingehackt hatte und ich nickte ihm lächelnd zu während in mir ein Feuerwerk vor Aufregung explodierte. Es gab nun kein zurück mehr, aber das wollte ich auch gar nicht. Ich wollte genau das hier, Patrick heiraten, den Mann, den ich über alles liebte.
Langsam öffnete Tom die alte schwere Kirchentüre und ging mit mir herein. Sofort sah ich Patrick, der noch mit dem Rücken zu mir gewandt vor dem Altar stand. Mein Herz raste sofort und genau in diesem Moment drehte er sich zu uns um
Und unsere Blicke trafen und verhakten sich. Ich nahm nur noch ihn war. Zuerst noch zaghaft, aber um so näher ich kam, um so mehr strahlte Patrick, bis Tom mich an ihn übergab, ihm noch was ins Ohr flüsterte und sich setzte.
„Wow Lilly!", stieß er hervor und schon befand ich mich in einem innigen Kuss.
„Paddy! Der Kuss kommt erst nach dem Ja Wort!", hörten wir Jimmy durch die Kirche rufen und es erzöge schallendes Gelächter. Patrick zuckte zurück, aber ich legte sofort meine Hand in seinen Nacken, zog ihn sachte zurück zu mir und küsste ihn sanft. „Ich liebe dich!", wisperte ich, als auch schon der Gottesdienst begann und der Pfarrer uns begrüßte.

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