Abschied und Begrüssung

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„Serious? Das ist jetzt nicht ihr Ernst, oder?" , wimmerte Patrick gespielt theatralisch. „Naja, es ist halb sieben, was erwartest du?", fragte ich lachend. „What the fuck?! Wir haben die ganze Nacht...?" „Scheint so...", grinste ich. „Komm, gib mir dein Shirt, ich geh schon...." „No way... sie ruft nach ihrem Papa... zudem hab ich sie so selten um mich... ich mach das... Geh du in Ruhe Duschen... ich kümmere mich um die kleine Lady und mach uns erstmal einen starken Kaffee..." „Ohja, das klingt gut..." Patrick schnappte sich eine frische Short, zog sich sie an und wollte gerade zu Tür raus, als er nochmal zu mir zurück kam. „Lilly... the night... this night was breathtaking...", innig küsste er mich noch mal, bevor er verschwand.

Die noch so schönste Zeit geht leider immer irgendwann zu Ende. Patrick hatte für den frühen Abend  noch einen Direktflug von Düsseldorf nach Kerry bekommen. Was das gekostet hatte, wollte er mir allerdings auch nicht sagen. Bestimmt ein halbes Vermögen... die Preise Anfang der Woche waren ja schon ähnlich utopisch gewesen. Da Patrick weiter Richtung Norden musste, setzte er mich bei seiner Schwester ab. Sein Schwager war so nett, und hatte umgehend angeboten uns zum Flieger zu bringen. Der Abschied ging dann doch kurz und schmerzlos über die Bühne. Zum einen, weil er es sich nicht noch schwerer machen wollte, zum anderen lagen er und Patricia noch im Klinsch wegen seines Betrugs...Irgendwie tat mir Patrick ganz schön leid... nicht nur wegen dem Zerwürfnis mit seiner Schwester, die all die Jahre seine engste Vertraute war, immer hinter und zu ihm stand, aber auch weil er inzwischen seit 36 h auf den Beinen war. Es stand zwar nur ein Radiotermin an, aber die weitere knapp 2 stündige Fahrt bereitete mir Bauchschmerzen, dass er mir versprechen musste, mich sofort anzurufen, wenn er da war.

Patricia öffnete, nachdem ich noch nichtmal geklingelt hatte und blickte umher. „Wo ist der Hund?" „Ich freu mich auch dich zu sehen...", gab ich lachend von mir, während Rose schon auf Linda zu stürmte. „Wau Wau.... Wau wau..." „Rose, das ist ein Hund und der macht Wau Wau!", erklärte ich geduldig, denn ich hasste nichts mehr, wenn Eltern ihren Kindern das nicht von Anfang an richtig beibrachten. „Wenn du deinen Bruder meinst, der ist direkt weiter... Termine..." „Ach, so ein Blödsinn! Der traut sich nur nicht, mit unter die Augen zu treten!", merkte sie schnippisch an und begrüßte mich dann herzlich. „Auch das..." „Der ist so ein Blödmann... aber komm doch mit rein.., Kaffee?" „Ja bitte, am besten intravenös...", lachte ich und folgte Patricia rein.
„Na erzähl schon... konntet ihr das klären, oder vielleicht auch kitten?", fragte sie, nachdem Denis sich Rose und Linda geschnappt hatte und sie im Garten verschwunden waren, während wir auf der Terrasse draußen saßen und ich den Kaffee nur so inhalierte, denn auch ich merkte deutlich die Müdigkeit, die in meinen Knochen nach oben stieg. „Beides denke ich... er hat sich jedenfalls so gefreut, als wir ihn abholten... es war so berührend... ich hatte ihn gesehen, wie er bereits vorm Tor draußen wartete, stellte mich etwas abseits und schickte Rose vor... zuerst nahm er ihr Rufen nicht war, aber du kennst sie ja, sie kann sehr energisch werden..." „Ohja... das stimmt... ein richtiger Kelly Dickkopf, obwohl... sorry Lilly... auch wenn sie nicht von euch ist, also... ich rede mich gerade um Kopf und Kragen, entschuldige bitte, aber ich denke, du weißt wie ich es meine... für uns ist sie Patricks Tochter... euer Kind..." „Schon gut! Ich vergesse es ja inzwischen auch selbst oft... aber ich denke, das ist auch gut so... naja... also Rose rief dann fast schon schimpfend und sein Blick... unbezahlbar. Er starrte erst Rose an und sah sich hektisch um, bevor er sie feste in seine Arme nahm... seine Emotionen gingen durch und dann bin ich auch zu ihnen..." „Was für eine schöne Geste... Lilly du bist echt taff... auch wie du das alles so wegsteckst...", sagte Patricia mitfühlend und drückte meine Hand. „Was bleibt mir anderes übrig... hab ich eine Wahl?!" „Eine Wahl hat man immer... du liebst ihn sehr... mehr wie er eigentlich nach seinen Aktionen verdient hat...", gab sie ehrlich zur Antwort. „Hat denn nicht jeder eine zweite Chance verdient? Ich hab ihn damals auch sehr verletzt..." „Lilly... ihr wart beide das erste Mal verliebt... wart jung... sehr jung... und du wolltest damit ja eigentlich nur sein bestes... zumal du ihn nie betrogen hast... oder?!" „Nein... nie... ich könnte das auch nie... und ich könnte nie jemanden anderes so lieben...  was glaubst du, warum ich mich nie auf was festes einlassen konnte..." „Na fester gehts bei euch beiden jetzt kaum noch... oder?", deutlich fixierte sie mich. „Ähm... also... ne... geht nicht... aber...", stotterte ich, denn damit hatte ich nun nicht gerechnet. „Du willst bestimmt wissen, woher ich das weiß..., oder?!"  „Weiß nicht..." „Denis sollte doch eure Flugtickets ausdrucken... und lesen können wir auch... warum habt ihr denn nichts gesagt... ich mein eine Hochzeit? Das ist doch so was besonderes und schönes!", schwärmte Patricia sofort. „Weil es total spontan war, wir uns eigentlich daraus erst einen Spaß machen wollten, wann ihr das mitbekommt... es war auch nur Standesamtlich... die kirchliche Hochzeit sollte in 2 Monaten erst sein... aber dann kam die Sache mit Valentin und... zuerst wollte ich die Scheidung und...", sagte ich traurig. „Jetzt aber nicht mehr, oder? Also hoffe ich jedenfalls... ihr beiden liebt euch doch... ihr habt Rose..." „Nein, die Scheidung will ich natürlich nicht mehr... und alles andere liegt auf Eis... wir haben ja auch nicht mehr darüber gesprochen... es musste ja erst die Sache mit ihm und Valentin geklärt werden, das haben wir jetzt... und das Vertrauen... ich will ihm ja vertrauen... die Angst schwingt mit und es bedarf Zeit... das weiß er aber auch... und... Patricia, Joey hat mir einen USB Stick mit Aufnahmen von euch anvertraut, zum reinhören... da ist ein Song von dir und..." „Ja Lilly... es ist eure Geschichte... ihr beiden seid damit gemeint..., wenn es das ist, was du fragen möchtest..." „Ja... aber warum?" „Warum ich einen Song über euch geschrieben habe meinst du?! Eure Geschichte... ihr... ihr habt mich berührt... und wenn mich was so bewegt, dann schreibe ich darüber, versuche das in meinen Songs zu verarbeiten..." „Ich... ich weiß nicht, was ich sagen soll..." „Musst du auch nicht Lilly, denn ich sehe doch, das der Song dich berührt hat..." „Ja... Patrick auch... er saß neben mir... und..." „Und...? Genug Trübsal geblasen und sentimental gewesen... so Schwägerin, ein Glas Sekt geht doch? Oder? Müssen ja jedenfalls anstoßen und dich nun offiziell in der Familie willkommen heißen... dann Essen wir und dann musst ihr ja auch schon fast los... also?!"

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