Das ein oder andere Übel

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„Sorry... ich...", am liebsten wäre ich vor Scham im Erdboden versunken nur Patrick schien das völlig anders zu sehen und lächelte entspannt. „Hier... noch ein Grund mehr den Test jetzt zu machen, oder?" Ich zuckte nur mit den Schultern, nahm den Test und verschwand ins Bad, nachdem Patrick noch nicht mal mich mein Erbrochenes aufwischen lies... wobei es mehr Galle und Flüssigkeit war.
Ich setzte mich auf den Rand der Wanne und starrte die kleine Verpackung an, die ich in den Händen hielt. Sollte es wirklich sein? Sollte ich tatsächlich schwanger sein? Und warum hatte Patrick sofort so eine Vermutung, und nicht ich? Ich war doch eine Frau... aber ich hatte vor etwas über zwei Wochen noch meine Periode gehabt... selbst wenn wir einmal ungeschützt miteinander geschlafen hatten... ein einziges Mal und dann direkt ein Volltreffer, unwahrscheinlicher ging es kaum. Ich nahm mir den Beipackzettel zur Hand, denn so ein Ding hatte ich zuvor noch nie in der Hand gehabt, als es an der Tür klopfte.
„Sunshine? Alles ok dadrin? Darf ich... darf ich vielleicht rein kommen?", fragte Patrick. „Ja... komm rein..." vorsichtig lugte er durch den Türspalt. „Und?" „Nichts und... bin gerade am lesen... das ist ja teils eine Wissenschaft für sich, so ein Test. Entweder in ein Gefäß pinkeln, oder den Mittelstrahl des Urins nutzen, dazu am besten mit Morgenurin und... ach keine Ahnung." „Ich hol mal ein Glas!", schon war er raus und kam stolz wie Oskar damit zurück. „Hier... ich Dreh mich auch um!" „Hör doch mit dem Quatsch auf... wir gehen miteinander in die Kiste, duschen gemeinsam... und in der Klinik biste auch damals pinkeln gegangen wenn ich auch im Bad war..." „Ja stimmt... würde mir heut auch nichts ausmachen... bin halt in ner Großfamilie Groß geworden, da ging es halt oft nicht anders... aber egal... dann los... oder willst du keine Gewissheit haben?" „Doch... nagut, dann gib her." Kopfschüttelnd füllte ich das Glas und stellte es auf dem Waschbecken ab, während Patrick das Stäbchen eintunkte. „Sei nur nicht enttäuscht, wenn nicht. Müssen jetzt noch 5 Minuten warten... komm ich brauch nen Kaffee!", doch Patrick rührte sich nicht, sondern grinste nur breit. „Kaffee Kriegste nicht! Eher einen Tee!", bekam ich zur Antwort. „Von wegen warten... clear beyond any doubt!" „Wie?" „Look... schwanger 3+" „Das ... das... kann nicht... ich... nein... unmöglich... ich...", stotterte ich und sah auf den Test, den Patrick immer noch grinsend in der Hand hielt. Wie ein aufgescheuchtes Huhn lief ich im Badezimmer auf und ab, bis Patrick mich plötzlich zu sich zog, tief in meine Augen sah, mich einfach nur zärtlich küsste und mich somit auf den Boden der Tatsachen und ins hier und jetzt zurückholte. „Und..  und wenn der Test falsch war und nicht richtig funktioniert hat und..." „Lilly... calm down. Wir warten jetzt ab, bis wir zurück in Kenmare sind, dann fahren wir zu deiner Ärztin, die wird uns dann schon mit Sicherheit sagen können, ob das so abwegig ist... aber ich denke... der Test ist schon sehr zuverlässig... Andy hat extra sich informiert und den dann mitgebracht..." „Warum hast du überhaupt Andy geschickt... das ist mir unangenehm..." „Also... was denkst du, was passiert, wenn ich in eine Apotheke gehe und nach einem Schwangerschaftstest frage?! Dann kann ich auch gleich die Bildzeitung anrufen. Und peinlich muss dir das nun überhaupt nicht sein. Wir sind verheiratet... meinst du Andy weiß nicht was man als Paar so tut und was passieren kann? Du bist echt süß heut." „Ich bin nicht süß!", knurrte ich, kuschelte mich aber in seine Arme. „Dann sind es deine Hormone... ist ja auch egal... was viel wichtiger ist... Lilly... du bist schwanger... wir... wir bekommen ein Baby... Rose ein Geschwisterchen... ich... weiß gerade nicht wohin mit mir, what I should think... I mean... the results after your illness... and now, we gonna have a baby... it is unreal... what do you think? Freust du dich nicht?" „Doch schon..." „Aber?" „Und wenn es nicht so ist? Oder es passiert was, oder..." „Sunshine relax... alles wird gut... wir behalten jetzt erstmal die Nerven! Du kannst ja vielleicht gleich mal deine Ärztin anrufen und schonmal einen Termin machen, vielleicht auch, wenn ich noch zu Hause bin und dann sehen wir weiter..." „Ok... aber wir sagen es noch keinem ja?" „Alles was du willst!"
Ich war nach dem Test total durch den Wind! Konnte das wirklich sein? Sollte sich Patricks und mein Wunsch auf ein eigenes Kind sich nicht erfüllen? Ich konnte und wollte das kaum
Glauben, mir keine falschen Hoffnungen machen, mich freuen und dann wäre es nicht so. Patrick hielt auch sein Versprechen, machte kein Aufsehen darum und lenkte mich die folgenden Tage gut ab. Langsam legte sich auch die Übelkeit. Nur der Flug mit dem Privatjet nach Osnabrück war die reinste Hölle, das der Spuckbeutel gar nicht erst ausreichte und mir Patrick direkt den Abfalleimer mit einem zufriedenen Lächeln reichte. „Ich weiß gar nicht, was es da zu Lachen gibt!", motzte ich in einer kurzen Pause, in der sich mein Magen nicht entleerte. „Wie weit bist du Lilian?", fragte Pino und ich funkelte nur Böse Patrick an der nur kopfschüttelnd und entschuldigend seine Hände hob. „Paddy hat nichts gesagt, nur ich kann eins und eins zusammen zählen. Nächstes mal zahlt ihr den Test nicht mit der Firmenkarte!", grinste Pino. „Wenn es so ist ca 8. Woche...", gab ich zu. „Na dann haste mit dem Kotzen noch etwas Freude. Bei meiner Frau hat sich das bis in den vierten Monat gezogen..." Böse sah ich Patrick an. „Das ist alles deine Schuld!", zischte ich und schon drehte sich mein Magen wieder um. „Paddy... Das gezicke legt sich aber erst nach der Schwangerschaft wieder!", merkte Pino an und die beiden Männer grinsten sich nur weiter einen. „Ich hab das gehört!" meckerte ich und Patrick reichte mir ein Glas Wasser. „Sunshine... wenn es nur das ist, da kann ich mit leben!"

Kenmare... wo sich Zukunft mit Vergangenheit verbindetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt