Heilig Abend

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Mein Schädel brummte ordentlich, als ich mich am nächsten Morgen aufrichtete und voller Schmerz griff ich mir direkt an meinen Kopf. „Scheisse!", brummte ich vor mich hin. Als ich dann aufstehen wollte, entdeckte ich auf meinem Nachttisch ein Glas Wasser, daneben lag eine Packung Schmerzmittel und darunter lag ein kleiner Zettel. Etwas perplex nahm ich das Stück Papier zur Hand, nachdem ich mir zunächst 2 Tabletten gegönnt hatte.

Good Morning Lilly,

ich dachte, du brauchst vorsorglich was gegen deinen Kater. Danke... du weißt wofür... ich weiß auch, das das jetzt viel verlangt ist nach allem und... could I stay with you and Rose tonight? It's Christmas... And... Denk drüber nach ja? Bin noch was erledigen.. Call me!

Love Pat!

Die Erinnerung an den gestrigen Abend sowie die letzte Nacht kamen schleichend zurück und erklärten mir auch, warum ich völlig nackt in meinem Bett lag. Natürlich wollte ich nichts mehr, als Patrick heute am Heiligen Abend bei mir zu wissen, aber war es klug gewesen, mit ihm sofort wieder im Bett zu landen, als ob nichts passiert war?! Hätte ich doch nur nicht so viel getrunken... die Quittung bekam ich jetzt doppelt... dicker Brummschädel und Sex mit dem Ex... oder kein Ex? Warum war es nur so kompliziert mit uns.... dabei wollte ich doch im Grunde genommen nur ihn... eine glückliche und normale Beziehung... mir mit ihm ein gemeinsames Leben mit Rose aufbauen...auch wenn das schier unmöglich schien nach all den Vorfallen die letzten Monate, sowie seinem Job. Egal, wenn wir beide es wirklich wollten, dann würde das auch funktionieren... irgendwie... sprach ich mir Mut zu und griff zu meinem Handy...

„Lilly..."
„Hey..."
„Was macht der Kopf?"
„Brummt dank dir nicht mehr so doll... danke für die Ibus... du weshalb ich anrufe... wegen heut Abend..."
„Sorry, ich wollte mich nicht aufdrängen, ich kann verstehen, das es zu kurzfristig war und..."
„Nein, halt... Patrick... ich will heut Abend nicht ohne dich sein... und jeden anderen Tag auch nicht..."
„Does that mean... ich mein... du, also ihr... ich darf kommen?"
„Ich hoffe doch, du kommst..."
„Ich würde nichts lieber tun..."
„Ok, also... Emily ist noch einiges für heut Abend am vorbereiten... die Geschenke sind auch soweit verpackt... Tom holt mit Rose den Baum, den er mit ihr dann schmücken will, naja vielleicht sie eher davon abhalten die Kugeln zu zerdeppern, aber... also worauf ich hinaus will... du bist schon so früh weg, und wie ich dich kenne hast du noch nicht gefrühstückt... magst du mich abholen und wir gehen im Sallys was essen?"
„Oh Lilly... I am sorry... I can't... also natürlich würde ich gern mit dir essen, aber ich bin nicht in Kenmare... ich muss noch was erledigen... aber heut Nachmittag bin ich da... wie ist denn der Plan?"
„Oh ok... schade...  also ich wollte mit Rose in die Familienmesse, danach kurz zu Susan ans Grab und dann machen wir Bescherung bei Emily und Tom mit anschliessendem Abendessen... Und nachts wollte ich in die Christmette... Rose bleibt die Nacht nochmal bei den beiden, morgen ist dann Frühstuck und nochmals Bescherung. So bekommt Rose beide Bräuche mit... kannst dir ja überlegen, wann du dazu kommst und mich anrufen...", sagte ich etwas traurig darüber, das er wieder unterwegs war, aber was hatte ich auch erwartet...
„Lilly... da gibt es nichts zu überlegen... ich beeil mich und dann komm ich einfach direkt zu dir... ok? Fertig machen darf ich mich doch auch bei dir, oder?"
„Klar..."
„Aber?"
„Nichts aber... ich dachte nur... wir... ach... weißt du, egal... ich freu mich wenn du nachher kommst... ich mach mir jetzt erstmal ne Kanne Kaffe, leg mich jetzt in die Wanne und warte auf dich..."
„Genau, relax etwas... aber Kaffee machen brauchst du nicht... already done... steht fertig in der Küche... ich war vorhin so frei... Sunshine, ich muss aber jetzt wirklich weiter ja?! Freu mich auf dich!"
„Gut, bis später!", das hörte er wohl nicht mehr, denn als ich das sagte, erklang parallel nur der Unterbrechungston.

Ich warf mir eben den Morgenmamtel über, stellte das Wasser der Badewanne an und holte mir den Kaffee. Ebenfalls klebte eine Notiz an der Kaffeemaschine.

Breakfast: look into the fridge. :-*

Wann war er bitte aufgestanden, und wann hatte er, der sonst jedem Morgenmuffel den Rang ablief, noch die Zeit gefunden, ein Frühstück sowie eine Schale frisches Porridge mit Obst zu machen...?! Egal, ich fand es super lieb und aufmerksam von ihm, das er das gemacht hatte, stellte alles auf ein Tablett und nahm es einfach mit ins Bad. Ich genoss das leckere Frühstück, sowie die heisse Wanne, die meine müden Lebensgeister weckte, döste gerade weg, als es plötzlich lautstark unten rumste, laut polterte und jemand lauthals fluchte. Sofort stand ich senkrecht in der Wanne, schnappte mir ein Handtuch und schoss schon die Treppe runter.

„Lilly, it's me!", rief mir eine vertraute Stimme zu und ich musste sofort loslachen. „Patrick, was machst du da unter dem Gestrüpp?", lachte ich immer noch, denn Patrick lag mit einer Tanne, die gefühlt eine Größe von einem Hochhaus hatte, halb auf dem Sofa, halb auf dem Boden. „Don't worry... I get it!" „Bist du dir da sicher?!", schmunzelte ich. „I don't need help..." „Gut, dann dusch ich mal zu Ende..." „Lilly please... it was a fucking Joke.... kannst mir bitte eben helfen, das scheiss Ding wird langsam schwer..."
Grinsend hielt ich kurz die Tanne, bis Patrick unter ihr heraus gekrabbelt war, Hiefte sie mit ihm in den Ständer, den er vors Bücherregal gestellt hatte und er zog die Halterung fest.
„Christmas, without a Tree is not Christmas....", stellte er fest, während er den Baum und ich ihn begutachtete. „Ja... aber Tom und Emily haben einen Baum..." „I know, but Rose... sie wohnt hier, sie brauch einen richtigen Weihnachtsbaum!" „Ok... nackt? Ich hab nichts... keine Kugeln, keine Lichterkette..." „Don't worry... alles im Auto! Sunshine... du weißt schon, das du noch Schaum in den Haaren hast, oder ist das jetzt Mode?", lachte er plötzlich los. „Haha... da bist du nicht ganz unschuldig dran! Wer hat denn hier eben so geschrien, das ich nur schnell aus der Wanne gesprungen bin?!" „War ja auch so nicht geplant... sorry... wollt dich doch überraschen und..." „Sanft gab ich ihm einen Kuss. „Das hast du auch! Danke!" „Ok, dann geh du wieder ins Bad und ich mach hier weiter ja?"

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