Where are you?

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Eigentlich war es total weird, den Exfreund seines Freundes um Hilfe zu bitten, aber ich hatte keine andere Wahl gehabt. Zudem hatte Mark mir immer wieder gesagt, das ich anrufen sollte, wenn was ist, und das hatte ich getan.
Noch während ich mit Rose und Ralf am Frühstückstisch saß, klingelte mein Handy. Es war Mark, allerdings mit eher konfusen Nachrichten.

„Hey Mark!"
„Guten Morgen Lilian."
„Oh... so förmlich und kurz? Ist was?"
„Nee, aber... Paddy, also er war hier und nun ist er wieder weg, aber keiner weiß wo..."
„Wie jetzt? Ich versteh nur Bahnhof!"
„Also, letzte Woche hatte er ja paar Termine... da war er in Köln in seinem Loft..."
„Wie in seinem Loft in Köln?!"
„Wusstest du das nicht? Er hat seit Jahren eine Wohnung in Köln... ich glaub schon vor dem Kloster..."
„Nein, wusste ich nicht... und wo ist er jetzt?"
„Das ist es ja... weder Patricia noch Pino wissen was... Paddy hat Pino gebeten, die Termine dieser Woche auf Anfang Januar zu verlegen, hat den Rückflug nach Dublin gecancelt und ist wie vom Erdboden verschluckt. Handy ist auch aus. Was allerdings ist, Pino weiß inzwischen von dir... und Patricia... sie vermutet er ist für ein Paar Tage ins Kloster nach Frankreich, um den Kopf frei zu bekommen... zuerst hat sie etwas rumgedruckst..., weil sie nicht wusste, in wie weit ich mit der Situation klar komme... als ich ihr aber sagte, das alles ok sei und ich wegen dir Lilian anrufe, war sie entspannter... Paddy hat ihr von eurem Antrag erzählt, wollte wohl Aufgebaut werden und Zuspruch erhalten... naja sie meinte wohl auch zu ihm, das dies viel zu unüberlegt, viel zu übereilt und total unsensibel war... daraufhin ist er auch dort abgerauscht... die Wahrheit verträgt er nicht immer so gut, wenn er meint, er ist im Recht..."
„Kloster... könnte das sein?"
„Ja, durchaus... früher ist er immer mal für ein Paar Tage dorthin um Kraft zu tanken..."
„Gibst du mir die Adresse?"
„Lilian... du willst doch nicht allen Ernstes über 1000 Kilometer fahren, um dann festzustellen, das du eh nicht an ihn ran kommst."
„Wieso?"
„Weil du erstens eine Frau bist, zweitens er sich meist komplett für die Zeit abschottet und ins Excile geht und drittens ist das für euch beide viel zu anstrengend. Überleg doch mal..."
„Schon aber... ich muss doch was tun können..."
„Ich glaub in diesem Fall kannst du wirklich nichts tun, außer abzuwarten, so hart das klingt..."
„Mark, ich werd noch total kürre... das meinte ich ja, ich brauch eine Sicherheit... und nicht sowas..."
„Ich weiß was du meinst... und was hast du nun vor? Wenn du eh hier bist... willst du nicht seine Schwester besuchen und mit ihr eventuell reden? Sie weiß ja Bescheid..."
„Und was soll das deiner Meinung nach bringen? Dann fühlt er sich nur noch hintergangen... ich bleib das Wochenende einfach noch hier, treffe mich vielleicht mit Freunden und flieg dann übermorgen zurück. Wir haben jetzt eh Betriebsferien und ich somit Urlaub..."
„Tu das, was du dir richtig hältst, aber ich denke nicht, das du ihn hintergehen würdest mit einem Besuch bei seiner Schwester... du bist seine Freundin, sie weiß von euch... so what.... oder ruf sie doch einfach nur mal an... Frauengespräche können manchmal hilfreich sein..."
„Und das von einem Mann... ne lass... ist ok... ich Versuch irgendwie hier meine Zeit zu genießen und dann sehen wir weiter... irgendwann taucht er auch wieder auf... ich wollte das halt nur klären. Es tut mir auch leid, das ich dich schon wieder da belästige und dich mit reingezogenen hab..."
„Ach Lilian, mach dir nicht so nen Kopf! Paddy und ich, das Thema ist doch geklärt... und ich hab dir meine Hilfe angeboten... zudem, wenn der Herr meint, einfach zu verschwinden... wie willst du allein denn an ihn ran kommen... ach und bevor ich es vergesse, ich schick dir gleich Pinos Nummer, er hat mich gebeten sie dir zu geben... wenn mal was ist... du kannst dich auch bei ihm melden... soll ich dir sagen!"
„Aber... ich kenn ihn doch gar nicht... er ist Patricks Manager und..."
„... und sein guter Freund, genau.., Lilian, versprich mir bitte, mach dir jetzt nicht so viele Gedanken, der kommt schon wieder und beruhigt sich... außerdem soll gerade er mal den Ball flach halten... was ist schlimmer? Fremdgehen oder Antrag erstmal ablehnen?! Die Frage beantwortet sich von selbst! Und ich kann dich wie gesagt verstehen... also mit diesem Sicherheitsgefühl... er tut ja auch nichts dafür, das es mal besser wird... einfach zu verschwinden... das ist feige... auch deine Gefühle anzuzweifeln, nach allem, was passiert ist..."
„Danke Mark... so ich muss dann auch... wir wollen mit Rose zum Hafen..."
„Jo, alles klar! Meld dich, wenn was ist! Bis denne!"

Patrick war also im Kloster, zumindest vermutete das seine Schwester... es würde jedenfalls erklären, warum sein Handy permanent ausgeschaltet war und auch die WhatsApp Nachrichten nicht zugestellt werden konnten. Aber war er auch wirklich da? Dazu kam, das ich mir auch Sorgen machte, gerade wegen seiner Vergangenheit, was geschehen war, als ich ihn damals abservierte...

Ralf und ich verbrachten mit Rose noch schöne Tage zusammen. Nachdem wir vom Hafen den einen Tag kamen, hatte Ralf mich überrascht und unsere alte Clique zum Racletteessen eingeladen. Ich freute mich riesig alle endlich wieder zu sehen und wir verbrachten einen ausgelassen Abend zusammen. Tamara und Louisa hatten es endlich geschafft. Das wir bereits seit knappen zehn Jahren ahnten, hatten die beiden dann auch wohl bemerkt und waren endlich ein Paar. Zuvor in ewigen Beziehungen zum anderen Geschlecht, hatte es dann bei einem gemeinsamen Freundinnen Wochenendtrip nach Amsterdam wohl endlich klick gemacht, wie mir Tamara bei einem Glas Wein auf der Terrasse anvertraute.
„Weißt du Lilly, das war so, als ob endlich der Knoten geplatzt war... ich mein, natürlich fühlte es sich zunächst befremdlich an, und du wirst halt schief angeschaut... leider... aber hier, hier drin...", dabei legte sie ihre Hand auf ihr Herz, „... da fühlt es sich richtig an..." „Ich freu mich so für euch... ihr beide strahlt richtig... und wir verurteilen euch auch nicht! Ich hab dir schon vor ein Paar Jahren gesagt, das das zwischen euch nicht nur Freundschaft ist..." „Ja... aber jetzt haben wir's geschnallt... hatten halt unsere Anlaufprobleme... aber wie sieht's denn bei dir aus? Nen feschen Iren kennengelernt? Oder jedenfalls mal was zum Spaß?", zwinkerte mir Tamara zu. „Es gibt da jemanden... ja... aber..." „Du hast dich verliebt... das ich das noch erleben darf Lilly! Erzähl! Ich will alles wissen!" „Wenn ich dir alles erzählen, dann sitzen wir noch die nächste Woche hier!", lächelte ich gequält. „Es ist total kompliziert und verworren... Er ist es..." „Er ist kompliziert?!" „Ja das auch... nein ER! ist es..." „Nein... nicht dein Ernst... nicht der Typ, weswegen du nie..." „Doch genau der... es war ein Dummer Zufall, vielleicht auch Schicksal... wir sind fast Nachbarn und... naja es sind einige Dinge passiert, die nicht gerade einfach zu bewältigen waren..." „Heisst? Mensch Lilly, lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen. Seid ihr zusammen? Oder hat er ne Frau?" „Ja doch schon... eigentlich sind wir zusammen..." „Aber?" „Tamara... nicht heute ja? Lass die Tage skypen, dann kann ich dir mal in Ruhe alles erzählen... ich freu mich jetzt vielmehr euch alle hier zu haben und zu sehen..."
Den anderen Tag machten wir einen Ausflug in den Zoo Hagenbeck, bevor es dann wieder für mich hieß, Abschied zu nehmen und ich mit Rose im Flieger nach Hause saß.

Kenmare... wo sich Zukunft mit Vergangenheit verbindetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt