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„Lilian? Was ist das eigentlich für ein Karton der seit Wochen hier steht?", fragte Emily, als sie mal wieder meinte, mir Essen vorbei zu bringen. „Da sind seine Sachen drin!", sagte ich kühl und wandte mich wieder Rose zu, die inzwischen krabbelte und nichts mehr sicher vor ihr war. „Willst du ihm denn das nicht bringen und mal mit ihm reden? Immer weißt du ihn ab, ignorierst seine Anrufe, seine Nachrichten, und seine Blumen schickst du ihm auch zurück. Mein Kind, was soll er denn noch tun?" „Erstens, woher weißt du das schon wieder alles und zweitens was er tun soll? Mich in Ruhe lassen! Nein Rose, lass die CDs im Regal... bitte! Oh nein... nicht schon wieder...", stöhnte ich und Rose lachte vor Freude. „Da da ma da...", brabbelte sie vergnügt. „Komm gib die CDs wieder her Schatz!", aber eine hielt sie fest und klammerte sich regelrecht an sie. Es war Patricks Cd... „Lilian... siehst du? Rose vermisst ihn! Und du auch, wenn du ehrlich zu dir bist!" „Emily, natürlich! Aber ich kann ihm das nicht verzeihen! Was glaubst du warum ich ihm aus dem Weg gehe, nicht auf seine Nachrichten reagiere." Sie seufzte auf und gab es schließlich auch auf weiter nachzubohren.
Emily war gerade gegangen, als es an der Tür klopfte. Zuerst dachte ich, sie hätte was vergessen, umso überraschter war ich dann über den unangekündigten Besuch...

„Mark... was machst du denn hier?", fragte ich erstaunt und fand mich in einer Umarmung wieder. „Meine Sachen holen... Paddy ist nicht da... hat aber den Schlüssel bei den Nachbarn hinterlegt.., und da dachte ich, ich sag mal kurz Hallo..."
Aus dem kurzen Hallo wurde dann ein gemütlicher Abend. Wir aßen gemeinsam, und anschließend brachte ich Rose ins Bett, nachdem sie voller Freude die ganze Zeit an Marks Bart herumgezogen hatte. Wir setzten uns mit einer Flasche Wein raus und genossen den warmen Spätsommer. „Wie gehts dir?", fragte er, während wir beide aufs Meer blickten. „Ganz gut.. und dir?" „Und wie gehts dir wirklich Lilian?" Unsere Blicke trafen sich und durchdringend sah er mich an, das ich meinen Kopf abwandte und wieder aufs Meer starrte. „Lilian, ich seh es doch, auch wenn ich dich kaum kenne... du siehst genauso scheisse wie Paddy aus!" „Du hast ihn gesehen?" „Zwangsläufig in unserer Branche...aber nur beruflich, nicht privat.., habt ihr denn mal geredet?" „Nein, kein Bedarf... du?" „Ja, als er seine Sachen holte... war auch gut so... mir gehts besser..." „Das freut mich... und wie gehts bei dir jetzt weiter?" „Du meinst mit der Liebe? Ach... aktuell will ich meine Ruhe... wenn nur etwas Spaß... und nein, keinen Mann mehr, wenn du das fragen willst! Das mit Paddy... das war was besonderes, eine Erfahrung, die ich nicht missen möchte... aber weißt du was zusätzlich such zwischen uns stand? Ich wollte immer eine Familie gründen... sicherlich gibt es auch Gleichgeschlechtliche Eltern, aber mit unserem Job... das wäre nicht möglich gewesen... vielleicht lern ich ja nochmal eine Frau kennen... und gründe dann doch noch meine kleine Familie... vielleicht ist das auch der Gedanke, der mich daran nicht so zerbrechen lässt wie euch beide... ja es tat weh.,, aber mir gehts gut..." „Das freut mich Mark, wirklich... aber warum kommst du dann, wenn er nicht da ist...?" „Weil er es so wollte! Er wollte auf gar keinen Fall, das du falsche Schlüsse ziehst!" „Warum sollte ich? Das Thema ist durch!" „Wirklich?", ich wich seinem Blick erneut aus. „Für ihn nicht!" „Ich weiß... und jetzt fang du nicht auch noch an, ich soll mit ihm reden! Wie lange bleibst du eigentlich?" „Übermorgen. Ich Schlaf so lange in Patricks Gästezimmer..." „Morgen Abend schon was vor? Im Pub spielt ne hiesige U2 Rockcoverband... Lust auf Spaß und Ablenkung?" „Und deine Tochter?" „Du meinst Rose? Sie ist nicht meine Tochter.... Meine beste Freundin ist gestorben... sie konnten die kleine gerade noch..." „Lilian.., ich weiß das alles... aber sie ist doch wie deine Tochter oder?" „Ja... irgendwie schon." „Na dann... haben wir beide wohl ein Date morgen!", grinste Mark und schenkte nochmal den Wein nach. „Ein Date?" „Ja du weißt doch was ich meine...," „Soso..." Mark verabschiedete sich und wir verabredeten uns für den nächsten Abend, das wir uns direkt am Pub treffen wollten. Das der folgende Abend noch einige Überraschungen für mich bot, ahnte ich da noch nicht.

Kenmare... wo sich Zukunft mit Vergangenheit verbindetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt