Trauer und Glück liegen oft nah beieinander

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Der Alltag hatte mich daheim wieder viel zu schnell eingeholt und schmerzlich dachte ich an die ungezwungen und schönen Tage in Tirol zurück. Dazu fehlte mir Patrick... vielleicht lag es daran, das ich mir oft zu viele Gedanken machte, was er gerade machte, wenn ich Abends alleine im Bett lag und sein Anruf auf sich warten lies. Natürlich sagte ich ihm nie etwas davon, aber es hatte immer einen faden Beigeschmack, wenn entweder er sofort nach der Show schon anrief, wenn er noch nicht im Hotelzimmer war, oder der Anruf auch schonmal erst um drei Uhr morgens erfolgte. Ich bat ihn auch nicht darum, mich anzurufen, das tat er von allein, beteuerte jedesmal, wie sehr wir ihm fehlten und er die Tage zählen würde, bis er mich in seine Arme schließen könne... dennoch war mein Vertrauen ihn immer noch stark angerissen...
Dazu kam, das Termine hinzukamen, er nicht wie geplant heim kommen konnte und Pino auch nicht gerade sehr begeistert reagiert hatte, das Patrick in Zukunft seine Termine anders gelegt haben wollte, komprimierter, dicht an dicht, um mehr daheim zu sein. Die Kosten dafür wollte er aus seiner eigenen Tasche tragen, dennoch stimmte Pino nicht zu, war der Ansicht, das es viel zu viel Stress für Patrick wäre... und es gab einige hitzige Telkos zwischen uns dreien, wobei ich mich meist zurück hielt.
Patrick war deprimiert, lies seinen Zorn zwar nicht an mir aus, war aber kaum in der Lage einen positiven Gedanken zu finden. Auch ich hatte erfolglos zwischenzeitlich das Gespräch zu Pino gesucht. Er meinte, wir könnten berufliches und privates anscheinend nicht trennen, und gab mir fortan andere Aufgaben. Auch wenn diese wesentlich anspruchsvoller waren, ich somit auch mehr Verantwortung hatte, dennoch wurmte es mich. Was nach fünf Wochen, die Patrick inzwischen in Deutschland war und wir uns maximal über Videocalls sahen auch bei mir zur Resignation führte.
Es war dann Emily, der Stern in der dunklen Nacht, die eines morgens, als ich Rose gerade zur Tagesmutter bringen wollte, einfach mit der Tür ins Haus viel, im wahrsten Sinne des Wortes. „So Kind, ich übernehme dann Rose jetzt mal!", sagte sie bestimmend. „Ach... brauchst du nicht... ich bring Rose auf dem Weg zum Laden eben weg, das passt schon!@, lächelte ich, denn über ihr Angebot freute ich mich dennoch. „Nichts mit Laden heute! Dafür hast du auch gar keine Zeit mehr! Du packst jetzt sofort deine Tasche! Und Tom fährt dich gleich nach Kerry! Schau dich doch mal an! Patrick... er fehlt dir! Und wenn er schon nicht kommen kann, dann fährst du hin! Vielleicht beruhigt sich dein Magen dann auch wieder. Liebeskummer und Herzschmerz schlagen immer auf den Magen! Keine Sorge, ich hab nicht schon wieder die Sorge, das du eine Essstörung hast... aber sooft wie du im Laden auf Klo rennst..." „Shiabon..." „Ja... sie macht sich auch Sorgen um dich!" „Aber... das kostet ein Vermögen... die Flüge sind so teuer zur Zeit und..." „Keine Widerrede! Du hast das Wochenende doch sowieso nichts geplant, und wir sind mit Rose ja auch bei meiner Schwester in Cork... also!" „Emily... danke!", schluchzend viel ich ihr um den Hals.... Mensch was war nur los mit mir... sonst steckte ich doch auch immer alles so weg, und nun war ich bei jeder kleinsten Kleinigkeit völlig sentimental...
„So Kind... packen! Rose... komm... Granny nimmt dich jetzt mit!", sofort war die kleine Lady bei Emily und sah es überhaupt nicht ein, großartig sich von mir zu verabschieden... Kelly Dickkopf schoss mir sofort in den Kopf und ich musste zwangsläufig lächeln. Ich klaute mir dennoch ein kleines Küsschen, bevor sich die beiden auf den Weg machten.
Wie von einer Biene gestochen, flitze ich die Treppen hoch und packte meinen Handgepäckstrolley und Rose Tasche, die ich Tom mitgeben wollte und saß wie besprochen bei Tom im Auto. Ich hatte es sogar noch geschafft mich frisch zu Duschen, zu rasieren und etwas zu schminken, denn ich wollte Patrick nicht mit einem blassen, fahlen Gesicht, untermalt mit tiefen Augenringen unter die Nase treten.
„Da grinst aber jemand!", stellte Tom fest und ich nickte nur glücklich. „Tom... danke das ihr das ermöglicht!" „Nichts zu danken! Das haben wir gern gemacht... wenn du schon anders deinen Hintern nicht wegbekommst... weil du meinst, du würdest Rose abschieben... haben wir gedacht, nutzen wir dich spontan das Wochenende, wo sie eh bei uns ist... also auch kein schlechtes Gewissen jetzt bekommen! Genießt die Zeit zusammen, versprichst du mir das?" „Jede nich so kleinste Sekunde werde ich das!", sagte ich, drückte Tom noch kurz und gab ihm ein Küsschen auf die Wange, bevor ich zum Terminal lief, denn viel Zeit hatte ich nicht mehr. Trotzdem erreichte ich noch pünktlich meine Maschine, und ab ging es nach München und weiter mit dem Anschlussflieger nach Hamburg." „Da ich eine „Sixt Card von der Plattenfirma besaß, um mobil in Deutschland zu sein, wenn ich Termine hier hatte, nutze ich diese auch mal ganz frech. Immerhin hatte ich ja einen Termin mit ihrem Künstler, auch wenn er von seinem Glück noch nichts wusste.
Auf der Fahrt nach Schwerin überlegte ich dauernd, wie ich ihn am besten Überraschen konnte. Malte mir zig Szenarien aus, ob ich evtl. Jemanden aus der Band mit involvieren sollte, oder oder oder...
so schnell ich von Hamburg nach Schwerin unterwegs war, genauso lange brauchte ich fast, um einen Parkplatz zu finden, da selbst der Parkplatz der Angestellten bereits wegen Überfüllung geschlossen war. Zudem war bereits mittags schon die Hölle am Eingang los, das ich mich entschied, den Backstageeingang zu suchen. Diesen fand ich dann zügiger als einen Parkplatz, hielt dem Security meinen Crewpass unter die Nase und betrat das Gelände. Einige Bekannte und weniger bekannte liefen mir bereits über den Weg und grüßten freundlich, während ich Patricks Garderobe suchte. Ich hatte mir überlegt, dort einfach zu warten, da er anscheinend noch nicht da war, denn sein Wagen war nirgends zu sehen gewesen. Als ich aber dann an der Bühne vorbeikam kam es dann doch ganz anders als geplant....,

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