Auf ein Guiness...

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Die letzten Einkäufe waren rasch erledigt und ich somit viel zu schnell daheim. Um so näher der Heilige Abend kam, um so mehr fehlte er mir, trotz meiner Anhaltenden Enttäuschung und meiner Wut über Patricks verhalten. Ich war traurig... darüber, das er nicht da war, Rose und mich alleine lies, traurig darüber nicht die Person an meiner Seite zu wissen, die ich so sehr liebte, aber auch immer noch traurig, das er tatsächlich meine Gefühle zu ihm anzweifelte.
Es wäre ein leichtes gewesen, erneut Mark nochmal um Hilfe zu bitten, oder einfach Patricks Schwester Patricia anzurufen, aber ich konnte einfach nicht über meinen Schatten springen und ihm hinterherrennen wie ein räudiger Hund... er war einfach abgehauen, reagierte weiterhin nicht auf meine Nachrichten oder Anrufe, es war ihm anscheinend egal... Als ich einen Teil der Einkäufe schon zu Emily brachte, bemerkte sie natürlich sofort meine Verfassung. Nun gut, unabhängig von meinen Augenringen, durch den wenigen Schlaf der letzten Wochen, sah man mir generell meine Stimmung an.
„Kind... so geht das doch nicht weiter... lass Rose heut Nacht bei uns, ruf Shiabon an und macht euch einen schönen Abend. Geht raus, in den Pub, amüsier dich...", forderte sie mich liebevoll auf. Und selbst Tom, der sich nie einmischte und meist seine Meinung fur dich behielt, sagte auch etwas. „Wenn ich den Kerl in die Finger bekomm... Niemand tut unserem Mädchen so weh!" Seine Aussage lies mich schmunzeln. Tom war nie ein Gefühlsduseliger Typ, eher kurz, prägnant und direkt, sowas von ihm zu hören berührte mich. „Weißt du mehr wie ich Darling?", fragte Susan neugierig wie sie immer war nach und blickte abwechselnd zwischen ihrem Mann und mir hin und her. Stimmt, jetzt wo sie es sagte... ich hatte beiden nichts von Patricks und meinem Streit erzählt und auch nicht worum es ging... und bevor ich selbst nachhaken konnte, fluchte Tom weiter über Patrick. „My Dear, Paddy will Lilian heirateten... und haut dann einfach ab! So was macht ein anständiger Junge nicht! Niemand bricht ihr ihr Herz. Der kann sich warm anziehen... wenn ich den in die Finger bekomm..." „Halt! Stop!", Schritt ich dazwischen. „Woher weißt du das?" Nun merkte Tom selbst seinen Faulpax..., lief unruhig durch den Raum und wusste nichts darauf zu sagen. „Patrick hat um deine Hand angehalten?", fragte Emily entzückt und sofort strahlte sie, ich hingegen verdrehte die Augen. Woher zum Teufel wusste das Tom. „Ihr wollt heiraten und du sagst nichts? Ach ist das toll..." „Emily, bevor hier Missverständnisse entstehen... Patrick und ich werden nicht heiraten. Ja, er hat mich gefragt, aber ich hab abgelehnt. Warum wieso weshalb, darauf mochte ich gerade nicht weiter eingehen, aber ja Tom hat recht... er ist abgehauen und wo er ist, weiß ich nicht! Aber Tom... woher hast du das? Hat Patrick sich bei dir gemeldet?" „Nein... ich hab auch ... egal... sorry Lilian..." „Tom?!" „Ich... ich hab Mark angerufen, nachdem ich den Affen nicht erreicht habe... weil ich es nicht ertragen konnte, dich so traurig zu sehen...schon wieder... er hat es mir dann erzählt, nachdem ich nicht locker gelassen habe... sei nicht sauer auf ihn. Ich hab mich nur um dich gesorgt... du hast das letzte Jahr schon so viel mitmachen müssen..." „Ach Tom...", ich war berührt, gerade von ihm soviel Mitgefühl zu bekommen, das hatte ich nicht erwartet. Feste zog er mich in seine Arme. „Du musst auf dich Acht geben...", stieß er hervor, löste die Umarmung und verschwand nach draußen. Bedruckt sahen Emily und ich ihm hinterher. „So hab ich ihn selten erlebt...", sagte Emily. „Es scheint ihn sehr zu beschäftigen..." „Ja... aber mir geht's gut... im weitesten Sinne... natürlich bin ich traurig und verletzt, aber das ihr euch solche Sorgen machen musst, das braucht ihr nicht... wirklich... irgendwann muss sich doch der feine Herr Kelly ja mal daheim blicken lassen... und dann kriegt der vom mir den Segen von oben, glaub mal..." „Bei deinem Temperament kann ich mir das gut vorstellen!", lachte Emily aber ergänzte: „ Dann schau nur, das Tom ihn nicht vorher in die Finger bekommt und durch den Fleischwolf dreht... so nun hau ab! Rose muss mir doch beim Dekorieren der Plätzchen helfen... da brauchen wir keine Mama, die uns auf die Finger schaut und schimpft, wenn zu viel genascht wird, oder Rose?!", lächelte sie und Rose quietschte zustimmend. „Gut... da ihr euch ja eh gegen mich verbündet... wie machen wir das morgen?" „Ich bring sie dir morgen Vormittag , bevor ich noch das Fleisch und das Brot abhole, ok?" „Passt... dann danke und euch einen schönen Abend!"

Shiabon freute sich, als ich anrief und fragte, ob sie Lust hatte, sich noch im Pub zu treffen. Ihrem Freund war das auch sehr willkommen, da er so noch mit seinen Kumpels in Ruhe zocken konnte.
Gegen halb acht trafen wir uns vorm Sallys, gönnten uns noch nen Latte und machten uns anschließend auf den Weg in den Pub von Shiabons Vater. Eigentlich wollten wir uns in eine stille Ecke zum Quatschen zurückziehen, aber Seamus sah es anders und bestand darauf, das wir an der Bar blieben. Emily hatte recht, wie so oft. Die Ablenkung tat gut, wir lachten viel und hatten unseren Spaß. Als dann noch eine Truppe holländischer Touristen den Pub betrat, wurde es dazu erst recht Gericht fröhlich. Zwei von den Holländern setzten sich zu uns, und wollten uns anscheinend anbaggern... was sie nicht wussten, das ich sie doch sehr gut verstand. Da ich grenznah zu den Niederlanden aufwuchs, die Sprache vielmals dem Deutschen ähnelte, war es ein leichtes, also flüsterte ich Shiabon ins Ohr, was sie so über uns erzählten und wir machten uns einen Spaß daraus. Der Alkohol floss, die Stimmung war ausgelassen, und um ehrlich zu sein, genoss ich, das Ben, so hieß einer der beiden Holländer, sichtlich an mir interessiert war. Seamus warf zwar zwischenzeitlich besorgte Blicke zu uns, aber Shiabon versicherte ihm, das alles in bester Ordnung war... noch...

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