Back to Ireland

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Langsam löste ich meine Umarmung und stand auf. „Steht der Deal?" „Hab ich eine andere Wahl?!", frage er mit einem gequälten Lächeln. „Hast du, aber ob die daraus resultierenden Konsequenzen für uns alle so doll sind, bezweifle ich..." „Deal...!" „Gut... ich besorg dir jetzt den Espresso... willst du sonst noch was vom Catering?" „Nee... mir ist nicht nach Essen..." Ermahnend sah ich ihn an. „Proteinshake please..." „Immerhin, geht doch! Ab unter die Dusche, und leg dir mal die 2 Teelöffel solange in deinen Kühlschrank!", forderte ich ihn auf. „Warum denn das nun zum Teufel?!" „Schau in den Spiegel Patrick... dann wirst du wissen warum... bis gleich."

Froh endlich aus der für mich trotzdem beklemmenden Situation entkommen zu sein, schloss ich die Garderobentüre hinter mir und lehnte mich an diese. Es tat weh, ihn so zu sehen, und mir tat es weh, in seiner Gegenwart zu sein... das war doch nicht richtig... wir beiden litten, er wegen mir und ich wegen ihm, dennoch gab es für mich kein zurück... ich war einfach zutiefst verletzt und enttäuscht, dennoch räumte ich ihm die Chance ein, sich zu erklären. Warum tat ich mir das an, warum wollte ich mich damit selbst quälen, nur damit es ihm besser ging? Was war denn mit mir? Wer dachte an mich dabei und wie es mir damit ging?
„Lilian? Alles ok mit Patrick? Tritt er auf?", ich hatte beim verlassen der Garderobe gar nicht bemerkt, das Basti und Pino immer noch hier waren und warteten.
„Ja, tut er... aber er braucht Ruhe... kannst du dich bitte darum kümmern, heute noch 2 Flüge nach Irland zu bekommen? Dublin, Cork, Kerry, ganz egal... so ist er, falls doch was zu den Medien durchdringt erstmal fern ab vom Schuss, und der Deal, das er überhaupt auftritt war, das ich mit ihm rede... allein...so ich muss zum Catering..." „Lilian warte..., packst du das überhaupt? Ich mein...du investierst das alles, nur damit er Auftritt?", fragte Pino. „Nicht nur wegen des Auftrittes... hauptsächlich wegen ihm...ich hab ihn einmal durch die Hölle gehen sehen, wenn ich eine Wiedeholung verhindern kann, in dem ich mit ihm rede, dann investiere ich gerne meine Kraft." „Du bist unglaublich taff...", meinte Basti noch, bevor ich zum Catering verschwand.

Patrick saß neben mir im Flugzeug, sein Kopf ruhte auf meiner Schulter. Kurz nach dem Start war er sofort eingeschlafen. Trotz all meiner Wut und Enttäuschung war ich stolz auf ihn. Er hatte sein Program, zwar in etwas abgespeckter Form, denn sonst hätten wir den Flieger nicht mehr bekommen, durchgezogen. Er hatte sein Pokerface gekonnt aufgesetzt, als er die Bühne betrat, und es abgelegt als wir im Taxi zum Flughafen fuhren.
„Patrick? Wach werden!", versuchte ich so ruhig wie möglich ihn zu wecken, was aber total nach hinten los ging, und er total aufschreckte. „Shhh... beruhig dich!", erschrocken aber auch total durch den Wind sah er mich an. „Sorry... nightmare...", nuschelte er. „Wir landen gleich." „Thanks... soll ich das erste Stück der Fahrt nach Hause übernehmen, damit du etwas schlafen kannst?" „Wir fahren nicht heim..." „Aber... du hast doch gesagt, wir..." „Ich hab gesagt, ich flieg mit dir nach Irland und wir reden, das werde ich auch tun... wir nehmen uns gleich wie besprochen den Leihwagen. Ich hab uns ein Haus in Wicklow gemietet. Dort haben wir unsere Ruhe... Emily und Tom wissen auch Bescheid..." Patrick nickte zunächst und nahm es erstmal so hin. Rückblickend glaubte ich, ihm war damals alles Recht, Hauptsache, weit weg von Deutschland, den Medien, seiner Angst, das Zuviel von seinem Privatleben hätte bekannt werden können, nach seinem emotionalen Ausbruch, und der Aussicht darauf, das ich ihm versprochen hatte mit ihm zu reden.
Nach der Landung lotste ich Patrick erstmal
durch den Flughaven zum Sparmarkt, der sich ebenfalls in den Terminals befand und Rund um die Uhr offen hatte. Patrick war nicht sonderlich begeistert, und fragte, ob wir den Einkauf nicht auf den nächsten Tag verschieben konnte, was ich verneinte, und ihm nicht zu passen schien, aber das war mir egal. Er wollte doch reden, und somit wollte ich nicht noch am nächsten Tag die Zeit verschwenden, einkaufen zu gehen, anstatt zu reden und mir seine Erklärung anhören zu können. Obwohl ich langsam durch seine Muffelige Art und Weise, selber noch mehr schlechte Laune bekam, kaufte ich dich tatsächlich fast ausschließlich Sachen, die er gerne aß. Vielleicht lag es auch daran, das man bei ihm immer auf alle Zutaten achten musste, weswegen ich unterbewusst einfach nicht weiter drüber nachgedacht hatte. Vielleicht hätten wir auch nicht unbedingt soviel Wein kaufen sollen, denn an der Kasse hatten wir beide je 4 Flaschen, die wir aufs Band legten. Es war zumindest es wert, das Patrick das erste Mal nicht gezwungen oder gequält, sondern ehrlich Lächeln musste.
Nachdem wir den Mietwagen abgeholt und unsere Einkäufe verstaut hatten erreichten wir nach ner guten halben Stunde fahrt, das Haus. Von außen konnte man nicht viel erkennen, da es spät geworden war und eigentlich wollte ich nur noch schnellstmöglich aus den Klamotten raus, unter die Dusche und dann einfach nur schlafen. Die Vermietern hatte wie telefonisch abgesprochen, den Haustürschlüssel im Vorgarten versteckt, so dass wir total erschöpft gegen halb zwei endlich zur Ruhe kommen konnten. Dachte ich da noch, denn zu unserer oder eher gesagt meiner Überraschung, war nur ein Schlafzimmer hergerichtet, das zweite sogar abgeschlossen, das einer von uns auf der Couch schlafen musste. Patrick bat mich sofort, bei ihm zu bleiben, er wollte nicht, das ich auf die Couch ging, also griff ich zur Notlüge um einer etwaigen Katastrophe aus dem Weg zu gehen und entgegen zu wirken, indem ich ihn bat, schon mal Duschen zu gehen, während ich noch etwas arbeitete.

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