4|bloß Freunde

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„Schon vergessen.", grinste er und rieb sich den Bauch,„Gehen wir was essen?" Ich nickte und sah nochmal zu meiner Balkontür.
Früher kam er immer durch mein Balkon, weil er die Haustür nicht benutzen konnte.
Er kam immer durch mein Balkon.

~

Mit zwei Tüten gefüllt mit Frühlingsrollen und Sushi wartete ich auf den Bus.
Eigentlich sollte ich es selbst essen, einfach, weil keiner der beiden es für nötig hielt mich abzuholen.
Ihr Begründung war:„Wenn wir dich abholen könnten, dann könnten wir uns das Essen auch selbst besorgen." Mürrisch sah ich vor mich und zählte die Minuten.

Emin als auch Baran verbrachten Nächte dort und ich glaubte sogar, dass dort Schlafsäcke waren. Zu meinem Glück kam der Bus schon und ich sah nochmal auf meinem Telefon nach. Die Nummer war richtig.
Noch immer konnte ich den Weg nicht auswendig obwohl ich schon zig Male dorthin fuhr, selbstständig natürlich.

Gerade als ich in den Bus steigen wollte fiel mein Blick an dem Bus vorbei.
Mein Mund öffnete sich und ich starrte ihn an, sowie er mich.
Serdar.
Obwohl auch er noch in der Universität war, sahen wir uns viel seltener als davor. Nicht, dass es mich störte, aber seitdem er weg war stritt ich eine Runde mit jedem von ihnen und Serdar entfernte sich von mir.
Wie befreiend.

Er starrte weiter, doch ich fasste mich wieder und stieg in den Bus. Ich sah durch die Fenster, dass er weiterging und in ein rotes Auto stieg.
Serdar hatte sich ein neues Auto zugelegt. Das wusste ich nicht.

[...]

Ich trat die Tür auf und hörte Gelächter aus den Nebenräumen.
Mein Blick glitt vom leeren Empfang mit gestapelten Kartons zum langen Flur rechts davon.

„Hat jemand Essen bestellt?", rief ich und schon steckten mein Bruder und Emin die Köpfe durch.
Sie kamen angerannt und rissen die Tüten von meinen Händen und gingen in das leere Wartezimmer.

„Schön wie sehnsüchtig ich erwartet wurde!", rief ich hinterher und folgte ihnen. Es hat sich seit dem letzten Mal sehr verändert.
Das Wartezimmer war vollständig und in weiß und himmelblau eingerichtet.

„Ich liebe dich Seren.", bedankte Emin sich und packte die Frühlingsrollen aus,„Du bist ein Engel." Baran grinste breit und nahm die Stäbe zur Hand.

„Wessen Schwester ist sie denn auch?", prahlte er und streckte seine Hand zu mir. Ich ging auf ihn zu und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. Emin war schon in sein Essen vertieft und sah uns beide an.
Barans und mein Verhältnis hatte sich sehr verbessert. Wir hatten keine Probleme mehr und waren genau wie früher, sehr viel früher.

„Die Praxis sieht gut aus ihr angehenden Ärzte.", lobte ich ihre Arbeit und beide strahlten vor Freude,„Wird es diesen Monat noch fertig?" Sie nickten und Emin sah konzentriert in die Luft.

„Wir müssen nur noch auf eine Bestellung warten und den letzten Behandlungsraum einrichten. Dann können wir endlich arbeiten.", erzählte er und sah schockiert zu uns,„Endlich? Dass ich das mal sage." Er lachte und wir stimmten mit ein.
Ich schnappte mir eine Frühlingsrolle und lehnte noch an Barans Schulter.

„Aber ich kann Ece nicht mehr ertragen! Ich muss ausziehen und dafür brauche ich Geld.", fügte er hinzu und Baran lachte leise, doch ich schlug ihm auf die Schulter,„Die ist noch nerviger als davor. Die ist jetzt in der Schule und will alles von mir wissen." Ich legte den Kopf schief.

„Die Arme! Du bist ihr großer Bruder, na klar will sie alles wissen!", nahm ich den kleinen Teufel in Schutz und grinste,„Teufel.." Ece ist wirklich braver geworden. Nicht annähernd so brav wie Lia, aber wirklich beeindruckend nett zu früher.
Emin lachte.

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