113|keine Garantie mehr

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Es tat mir ganz schön weh sie so zu sehen. Seren hatte Schmerzen und ich konnte ihr nicht helfen. Sie hatte einen vollen Terminplan und falls wir uns heute noch sehen würden, wäre es höchstens Abend.
Ich seufzte und stand selbst auf, da ich wirklich zu Meghan musste.

~

Seren

Ich stieg aus der Bahn und mir ging es schon viel besser, als gestern. Meine Schmerzen waren verflogen und ich musste wirklich sagen, dass Kenan sich gut geschlagen hatte. Er hat mich in Ruhe gelassen, wenn ich es wollte, aber blieb trotzdem bei mir und massierte mich bei jeder Gelegenheit, die es gab.
Egal wie oft ich es wiederholen würde, es wäre nie genug. Kenan war wirklich das Beste in meinem Leben.

Auf seinen Wunsch hin hatte ich mich vom Spanischkurs abgemeldet, weil es ihn störte, dass mein Kommilitone und ich die meiste Zeit über alleine waren, weil die anderen zwei Mädchen kaum auftauchten und die anderen zwei Typen entpuppten sich als Paar, welches kaum lernte und ganz weit weg von uns saß. Kenan war der Meinung mein "Lehrer" stand auf mich und verlangte, dass ich dort nicht mehr hinging, weil er mich doch unterrichten könne.
So kam es dann auch.

Kenan musste sowieso hierher, da er Koray irgendwelchen Kram zum Studium bringen sollte und da ich später noch eine Vorlesung hatte, nahmen wir uns vor noch gemeinsam zu lernen.

Ich richtete meine Tasche und steuerte auf die Treppen zu, die auf das Gelände der Universität führten, als ich Enisa erkannte. Sie verharrte an der Stelle und auch ich blieb stehen. Seitdem ich wusste, dass sie eine gemeinsame Vergangenheit mit Kenan hatte, hatte ich sie nicht gesehen.
Ob sie wusste, dass Kenan es mir gesagt hatte?
Sie zögerte, doch kam auf mich zu und ich machte ebenfalls noch wenige Schritte auf sie zu.

„Hey.", flüsterte sie kleinlaut und ich nickte kurz. „Hi." Sie sah unbeholfen umher und ich erkannte die Sorge in ihren Augen. Sie hatte keine Ahnung, ob ich es nun wusste oder nicht. Ich nahm ihr die Entscheidung ab und fing an zu sprechen:„Kenan hat es mir erzählt. Also.. das mit.. euch, meine ich." Sie zog die Luft scharf ein und schien auf etwas von mir zu warten. Vielleicht eine giftige Ansage oder wenn nicht sogar ein Schlag, doch ich machte nichts dergleichen.

„Wie läuft es mit deiner Ausbildung?", fragte ich und sie sah mich überrascht an. Ich konnte sie deswegen nicht abstoßen. Natürlich sah ich das ganze anders, ob ich auch wirklich mit ihr eine Freundschaft führen könnte, mit dem Wissen, dass sie mit meinem Freund geschlafen hatte.
Bevor ich mit ihm zusammen war. Bevor ich ihn überhaupt kannte. Das war ihre Vergangenheit und ich glaubte wirklich, dass Enisa nicht daran hing. Ich war ehrlich gesagt ratlos und überließ es dem Schicksal, ob ich noch weiter mit ihr reden würde oder nicht.

„Äh.. gut. Und dein Studium?", fragte sie und wir führten eine kurze Unterhaltung über ihre Ausbildung und mein Studium während zwei Bahnen an uns vorbeifuhren, die sie bestimmt nehmen wollte. Weshalb sollte sie sonst an der Haltestelle stehen?
Doch sie stieg nicht ein, sondern sprach weiter mit mir. Unsere Unterhaltung war wirklich locker und nicht erzwungen, was mir ein gutes Gefühl gab.

„Ich.. dachte wirklich du würdest mich meiden wegen ihm.", sagte sie plötzlich und kratzte sich verlegen am Arm. Ich zuckte achtlos mit den Schultern. „Das war früher. Du stehst schließlich nicht auf ihn, das zählt für mich, nicht was früher war." Sie nickte und schluckte.
Mein Telefon vibrierte und ich zog es aus meiner Jackentasche hinaus.

»Soll ich noch länger warten? Wo bleibst du? -Kenan«

Meine Augen wanderten auf die Uhrzeit, die mir oben auf dem Bildschirm gezeigt wurde. Wir unterhielten uns seit einer halben Stunde! Alarmiert steckte ich das Telefon weg und zog sie ohne nachzudenken in eine Umarmung. Zögernd ließ ich sie wieder los.

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