Ich bewegte mich nicht. Es war wie eine Schockstarre.
Ich hatte Seren wieder gesehen. Meine wunderschöne Seren, die ich nur in meinen Träumen zu sehen bekam.~
Seren
Die Tränen strömten mir nur so über die Wangen und ich verließ so schnell ich konnte den Saal, ohne auch nur einmal zurückzusehen. Er war hier. Kenan war hier.
Mein einziger Gedanke galt ihm:
Seit wann war er zurück?Schluchzend eilte ich die Treppen hinunter und stolperte fast, doch konnte mich noch halten und blieb vor der Straße stehen.
Mit verschwommener Sicht sah ich umher. Keiner war draußen. Drinnen wurde schließlich die Rede gehalten, da hörte jeder zu, doch das einzige was ich noch hörte war seine Stimme, die meinen Namen aussprach.Ich zitterte überall und fühlte mich als hätte mir jemand ein Messer in die Brust gerammt. Ich konnte nicht klar denken und fuhr mir überfordert durch die Haare. Was sollte ich bloß tun? Hier konnte ich nicht länger bleiben, aber wohin sollte ich? Ich hatte kein Auto!
„Seren?", ertönte die bekannte Stimme von Enes. Ich sah nach links und schluchzte wieder. Er hatte eine Zigarette in der Hand, die er sofort zu Boden warf und auf mich zukam. Ich verzog kurz das Gesicht und fragte mich, seit wann er rauchte. Das hatte er mir nie erzählt und ich nie gesehen.
„Scheiße wieso weinst du?", fragte er besorgt und legte seine Hände um meine Wangen. Er strich mir die Tränen weg, doch ich konnte nicht aufhören zu weinen. Sofort umarmte ich ihn und weinte in sein Sakko hinein.
Er strich mir über den Rücken und drückte mir einen Kuss auf den Haaransatz.„Du zitterst ja total.", flüsterte er und löste sich von mir, um mir sein Sakko zu reichen. Sanft legte er es mir um die Schultern und ich sah wieder zum Eingang. Er strich meine Haare hinter mein Ohr und seine Hand ruhte auf meiner Wange. Meine Unterlippe zitterte und ich sah noch vor meinem geistigen Auge, wie er durch die Tür kam und mich umarmte.
Sofort schüttelte ich den Kopf und wendete mich mit gesenktem Kopf zu Enes.„Wieso weinst du Prinzessin? Komm sag es mir.", forderte er mich vorsichtig auf und bückte sich um Augenkontakt herzustellen. Ich versuchte mich krampfhaft zurückzuhalten, doch weinte wieder.
Wie konnte er jetzt wiederkommen?
Genau jetzt!„E-Er.. K-Kenan.. Er ist-..", brachte ich zwischen den Schluchzern hervor und legte meinen Kopf wieder an seiner Brust ab. Er strich mir wieder über den Rücken.
„Fuck..", fluchte Enes leise und legte eine Hand um meine Taille um mich seitlich zu drehen,„Komm ich bringe dich nachhause." Darauf erwiderte ich nichts und er brachte mich zu seinem Auto.
Ich setzte mich langsam hinein und er schnallte mich sogar an, weil ich bloß mein Gesicht vergrub und weiter weinte.Es schmerzte so unendlich in meiner Brust. Ihn wieder zu sehen, steigerte die Trauer und die Bilder von dem Abend seines Abgangs tauchten wieder auf. Doch, auch der Zorn steigerte sich, für das Stehenlassen.
Verdammtes Arschloch!Die ganze Fahrt lang zwang Enes mich nicht zu sprechen. Ich wimmerte und schniefte leise während mein Kopf gegen die Fensterscheibe gelehnt war. Er legte einmal seine Hand auf meine weshalb ich langsam zu ihm sah. Aufmunternd lächelte er mich an und zog seine Hand auch sofort zurück.
Ich war heilfroh ihn zu haben. Immer in solchen Momenten war er für mich da.
Vor meinem Haus angekommen stieg ich aus, genau wie er.„Du brauchst nicht-..", sprach ich das erste Mal seit meiner Heulattacke mit heiserer Stimme, doch er schien mir nicht zuhören zu wollen.
„Ich will aber.", brachte er standhaft hervor und hielt mir das Tor auf. Schwach ging ich den Weg hoch zu unserer Vorderterrasse. Ich hob meinen Kopf und wollte meine Hand auf die Tür legen, doch zog sie auch zurück.
Mist! Enes blieb neutral neben mir stehen, vergrub seine Hände in der Anzugshose und sah abwartend zu mir.
Ich sah zu ihm hoch.„Ich habe meine Tasche dort gelassen.", flüsterte ich. Sein Mund öffnete sich einen Spalt breit.
„Oh.", war das einzige, was er sagte.
Na super. Was nun?
Kenan war erst seit fünfzehn Minuten wieder in meinem Leben und schon lief alles schief. Er zerstörte mein Leben!
Ich strich über meinen nackten Arm, da sein Sakko bloß über meine Schultern hing. Er kratzte sich am Hinterkopf und sah wieder zu seinem Auto.„Komm.. mit zu mir?", schlug er unsicher vor und ich sah wieder zur geschlossenen Haustür,„Wenn die Feier vorbei ist, kann Baran dich abholen." Ich zuckte mit den Schultern. Ich hatte ihn noch gar nicht gefragt wie das Gespräch mit Baran verlief.
„Eine andere Wahl habe ich nicht.", murmelte ich und ging die zwei Stufen wieder runter,„Ihm will ich nicht wieder begegnen." Er folgte mir und wir fuhren die Straße runter für eine zehn minütige Fahrt zu ihm nachhause.
All die Zeit über war ich noch nie bei ihm zuhause. Soweit ich wusste wohnte Enes alleine in einem kleinen Blockhaus.Er parkte vor einer Garage und wir stiegen aus. Während er die äußere Haustür öffnete sah ich mir die Klingeln an.
Vier Klingeln, also vier Wohnungen.
Ich folgte ihm durch das dunkle Treppenhaus in die zweite Etage, rechte Tür.
Enes sah mich kurz an bevor er die Haustür öffnete und einen Lichtschalter betätigte.„Hereinspaziert Frau Bulut.", sprach er selbstbewusst und ich folgte ihm in die Wohnung. Der Flur war sehr klein und gegenüber von der Haustür befand sich ein Türbogen in das Innere des Hauses. Rechts von mir eine geschlossene Tür, ich ging von einem Badezimmer als.
Er führte mich hinein und ich stand schon im Wohnzimmer. Rechts noch eine weitere Tür in die Küche, das konnte ich durch den offenen Türspalt sehen und links zwei weitere Türen.
Schlafzimmer und Badezimmer, tippte ich.„Süß.", beurteilte ich und er lachte. Ich zwang mir ein kurzes Lächeln auf und setzte mich auf die graue Couch.
„Mehr brauche ich nicht. Bin schließlich alleine.", erklärte er und ich nickte eifrig.
„Ich weiß ich weiß. Es ist wirklich schön hier.", brachte ich einen vollständigen Satz heraus, der nicht so kühl klang wie sonst alles, was ich heute Abend zu sprechen wagte.
Er zog die Krawatte lockerer und sah an mir hinunter.
Ich legte sein Sakko ab und er nahm es entgegen.„Wenn du willst gebe ich dir paar Sachen von mir bis du abgeholt wirst. In diesem Kleid ist es bestimmt nicht sonderlich gemütlich.", bat er an und ich schlug es nicht ab. Dankend nickte ich und er verschwand zu einer der unbekannten Tür, durch die ich eine Bettkante sah. Schlafzimmer, wusste ich's doch.
Er schloss die Tür hinter sich und das ermöglichte mir einen gründlicheren Blick umher. Alles war schlicht gehalten und kaum persönlich, aber Enes war auch keine Person, die herzlich oder persönlich war.
Die Farben, die benutzt wurden waren schwarz, grau und blau. An einigen Möbeln noch ein Stück weiß, aber es ging unter.
Ich stellte mich an das Fenster und sah hinaus zu einem Park, der ein Stück weiter lag.
Meine Arme verschränkte ich vor der Brust und strich über meine Haut.Wie? Ich konnte es immer noch nicht glauben! Kenan war zurück. Er war wieder hier.
Seren unter Schock und jetzt unter Enes Dach.
Was denkt ihr passiert in dieser Nacht und wie lange sehr von Bedeutung wird sie sein?😎💫
Es war auf jeden Fall nicht unser letzter Besuch in dieser Wohnung
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ALL I NEED
Teen Fiction1. Teil: all I hate [ehemals voller Leidenschaft] 2. Teil: all I want [ehemals voller Hoffnung] 3. Teil: all I need [ehemals voller Sehnsucht] HIER 4. Teil: all I love [ehemals voller Liebe] *SEHR SEHR schlau erstmal die ersten beiden Teile zu lesen...