15|keine Sorge

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Wie? Ich konnte es immer noch nicht glauben! Kenan war zurück. Er war wieder hier.

~

Nachdem ich sein übergroßes Shirt und die kurzen Shorts, die bei mir bis unter die Knie gingen, anzog verließ ich das Badezimmer und setzte mich wieder auf das Sofa.
Enes betrat ebenfalls den Raum als ich mich im Schneidersitz hinsetzte.

„Wie niedlich du aussiehst.", lachte er und setzte sich, in einem Jogginganzug, neben mich. Der Anzug und mein rotes Kleid wurden durch seine Kleidung ersetzt. Abschminken konnte ich mich leider nicht, aber meine Augen brannten total, durch das Weinen und verwischen meiner Schminke.

„Willst du reden?", fragte er und lehnte seinen Kopf an seiner Hand ab. Er setzte sich seitlich hin um mich anzusehen.
Ich sah vor mich und fixierte meinen Blick auf den Fernseher. Wollte ich reden?
Ich zuckte mit den Schultern, doch schüttelte dann auch den Kopf.

„Wie war das Gespräch mit Baran?", suchte ich ein anderes Thema um mich abzulenken.
Er atmete tief durch und ich spielte mit dem Saum des Shirts, welches bis zum Ellbogen reichte.

„Eigentlich ganz gut. Er hat gesagt, ich soll dich nicht verletzen und ich habe gesagt, dass ich das nicht tun werde.", klärte er kurz und knapp auf woraufhin ich bloß nickte und nochmal alles durchging.
Dann fiel mir auf, dass ich Enes doch mit einer Zigarette sah. Meinen Kopf drehte ich zu ihm und er lächelte aufmunternd.

„Rauchst du?", fragte ich und das Lächeln verblasste sofort,„A-Also es ist mir egal, aber du hast es nie erwähnt und als ich raus gerannt bin, hattest du eine Zigarette in der Hand." Er nickte kurz und ich wartete auf eine vernünftige Antwort, die er mir auch lieferte.

„Seit fünf Jahren, also als ich zwanzig war hatte ich angefangen. Aber ich rauche auch nicht viel, bloß zwischendurch irgendwann und meistens nie mehr als eine am Tag.", erklärte er und ich nickte nun,„Ich wusste nicht, dass du das gerne wissen wollen würdest." Ich sah wieder vor mich und legte meine Hände um die Schienbeine.

„Es wäre schön gewesen, es zu wissen.", kratzte ich heraus,„Ist auch egal. Hauptsache du weißt, dass es dir schadet und es nicht allzu oft tust." Er nickte und ließ seinen Arm von der Lehne fallen.

„Möchtest du was trinken? Ich habe dich gar nicht gefragt.", fiel ihm auf und er stand auf, doch ich schüttelte dankend den Kopf,„Doch doch. Beuteltee kriege ich für uns beide hin." Ich kicherte kurz und er lächelte breit ehe er nach links verschwand.
Ich atmete tief durch und das Lächeln verblasste, welches sich erst gerade aufsetzte.

Die zwei Minuten alleine verbrachte ich damit aus dem Fenster hinter mir zu sehen und ein Paar zu beobachten. Sie stritten sich, so sehr, dass die Frau weinte, der Mann wütend umherging. Sie hielt immer wieder einen Zettel hoch bis er es ihr letztlich aus der Hand riss und in kleine Stücke zerfetzte.
Sie schupste ihn, doch er drückte sie weg und ging. Die arme Frau kniete sich hin und versuchte die Schnipsel einzusammeln.

Es war albern, aber ich übertrug diese Situation auf mich. Der Mann zerriss etwas, was der Frau gehörte, in Stücke, ließ sie alleine und die Frau sammelte es verzweifelt wieder auf. Scheiße wieso?
Es wäre so einfach gewesen, aber jetzt war er wieder da und seit einer Stunde zerbrach ich mir über nichts anderes als Kenan den Kopf!

„Ich habe nur Kamillentee. Ich hoffe du magst es.", rief Enes aus der Küche und kam hinaus. Ich zuckte hoch und drehte mich vom Fenster weg. Er legte seine Tasse auf dem Couchtisch ab und reichte mir meines.

„Dankeschön.", flüsterte ich und rührte mir dem Löffel umher. Er setzte sich wieder neben mich und beobachtete mich, wie die ganze Zeit über schon. Ich sah zu ihm auf und er war mir viel näher als mir bewusst war.
Mit großen Augen sah ich in seine dunklen Augen, die mich neugierig musterten.

„Ich sollte Baran anrufen. Damit er weiß wo ich bin.", unterbrach ich die Stille und er griff nach seiner Tasse,„Aber.. oh fuck! Mein Telefon ist in meiner Tasche." Er kramte ohne zu zögern sein Telefon hinaus und hielt es mir hin.

„Ruf ihn von meinem Telefon an. Sie sollen sich keine Sorgen machen.", bat er an und ich legte die Tasse auf den Tisch ehe ich sein Telefon nahm und fünf Minuten lang überlegte wie Barans Telefonnummer lautete.
Nach vier Signaltönen ging er sich ran und die Gespräche im Hintergrund waren viel zu laut.

„Abi?", sprach ich rein und hörte ihn erleichtert ausatmen,„A-Abi ich bin gegangen." Er seufzte erneut und ich versuchte eine gleichmäßige Stimme zu behalten.
(großer Bruder?)

»Seren? Oh Gott! Ich habe mir solche Sorgen gemacht, als ich dich nicht gesehen habe. Wo bist du?«, sprach er und ich schluckte. Enes sah mich abwartend an und rührte in seinem Tee.
Enes meinte zwar das Gespräch wäre gut verlaufen, aber Baran nun zu sagen, dass ich bei Enes zuhause wäre, würde ihn sicherlich nicht freuen.

„Bei Enes. I-Ich habe meine Tasche dort vergessen und wollte nicht nochmal.. zurück. Könntest du mich abholen, wenn die Feier endet?", ratterte ich schnell runter um einen Wutanfall zu verhindern.
Ich wartete auf eine Antwort, doch nichts war zu hören.

»Gib ihn mir.«, knurrte er. Ich zögerte, doch reichte Enes das Telefon. Locker nahm er es und sprach hinein. Er schwieg sehr lange und selbst von meinem Platz aus hörte ich Barans Stimme aus dem Telefon, doch nicht seine Worte.
Mein Kopf dröhnte. Es tat so unglaublich weh und meine Augen fühlten sich total schwer an.

„Okay. Ich schicke dir die Adresse. Viel Spaß euch.", beendete Enes gelassen das Telefonat und legte auf. Ich sah ihn gespannt an, doch er lachte und legte es auf den Couchtisch, neben meinen Tee.

„Was hat er gesagt?", fragte ich neugierig und er hob die Unterlippe hervor, während er sich mit seinem Tee in den Händen nach hinten lehnte.

„Er bringt mich um, wenn ich dich anfasse und wenn ich dir irgendwas gebe, dann sollte ich mich einfach selbst umbringen, bevor er kommt, mich grauenvoll quält und schließlich in Stücke zerreißt.", grinste er und schien kein Stück beängstigt, weshalb ich erstaunt zu ihm sah,„Ich habe keine Angst Seren. Ich werde dich weder anfassen noch dir irgendetwas geben, also kein Grund zur Sorge."

Nächstes Kapitel ist noch hier bei ihm höhö
Und leute, weil ich es total verpeilt habe und meine Klassenkameraden es gerade geschrieben haben: schönen Heiligabend *hust* an alle, die Weihnachten feiern 🎉 😂
Morgen steht dann ein Kapitelreicher Tag an haha

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