109|Rollentausch

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Wir saßen noch bis zehn Uhr Abends in der Bar und unterhielten uns über alles, kamen auch wieder auf die Diskussion über die Flugzeuge zurück. Es tat mir doch ganz gut mich mit den beiden rumzuschlagen.
Auch, wenn ich nur bei einer freien Sekunde anfing über Ella nachzudenken. Sie hatte eingeschlagen wie eine Bombe und ließ mich seitdem keinen klaren Gedanken fassen.

~

Seren

Schon warf ich den nächsten Stein gegen das Fenster und sah frustriert vor mich, als er schon wieder nicht das Fenster öffnete. Meine Hände froren langsam ganz schön ein.
Man das war von dieser Seite aus gar nicht so romantisch, an einem Fenster zu stehen und darauf zu warten, dass die Person, die du liebst dich von dieser Qual erlöste.
Mir war es lieber die Person zu bleiben, die Fenster und Tür öffnete. Kenan hatte nun meinem vollsten Respekt, dass er sich bis jetzt noch nicht darüber beschwert hatte.

Mit den Nerven am Ende warf ich den nächsten Stein mit voller Wucht und zuckte ein Stück zurück, weil ich es mit zu viel Kraft warf. Das riesige Fenster brach aber zum Glück nicht zusammen.

Ich hatte eine Heidenangst, denn ich stand in ihren Garten und hier irgendwo müssten die Wohnzimmer sein. Seine Eltern könnte zuhause sein und mich in ihrem Garten erwischen, wie ich Steine an das Fenster ihres Sohnes warf, der anscheinend zu blöd war, um es zu öffnen. 
Und nochmal stieg mein Respekt an, da unter meinem Zimmer die Küche war und Kenan immer vor diesem Fenster stand. Meine Mutter tauchte immer wieder gerne in der Küche auf, sowie mein Vater zu späten Uhrzeiten für Mitternachtssnacks. Was er nicht alles durchstand.

Dennoch stand er nicht vor diesen Fenster!
Ich suchte nach einem Stein und wurde fündig. Ohne zu zögern holte ich aus und warf es im Drehen nach oben, dabei bemerkte ich, wie Kenan an das Fenster ging und es öffnete.
Der Stein prallte an dem halbgeöffnetem Fenster ab und Kenan zuckte zurück.

Seine Fenster waren bodenlang, doch die obere Hälfte ließ sich nur bei einem öffnen, weshalb ich nicht nur seinen Oberkörper sondern auch untenrum alles sah. Er war in einem Handtuch eingewickelt. Ich hatte also diese ganzen zehn Minuten hier in der Kälte gestanden und Steine gesammelt, während er eine schöne warme Dusche nahm?
Wie unfair das Leben doch war.

„Wieso zur Hölle wirfst du Steine an mein Fenster?", fragte er und legte seine beiden Unterarme an den Rand ab.
Ich räusperte mich und strich über meine Haare.

„Was geht ab Süßer?", fragte ich und er biss sich auf die Unterlippe, um nicht laut zu lachen,„Komm zu mir, ich fang dich auf." Er grinste und ich hörte ein leises Kichern während er den Kopf schüttelte.
Immerhin war er gut drauf.

„Das bezweifle ich.", meinte er und ließ seine Augen nicht von mir, als befürchtete er, dass ich verschwinden könnte.
Ich räusperte mich erneut und ging auf der Stelle herum während ich mir die Worte zusammenlegte. Als ich sie fand und den Mund öffnete um die auszusprechen, kam Kenan mir zuvor:„Wieso stehst du dort? Meine Eltern sind nicht da, komm rein. Es ist kalt draußen." Er vermasselte meinen Plan.
Aber ich konnte nicht leugnen, dass ich über die Information über seine Eltern nicht erleichtert wäre.

„Ruinier meinen Plan nicht. Halt die Klappe und hör zu.", ermahnte ich ihn. Er tat als würde er einen Reißverschluss am Mund zuziehen. Ich setzte wieder das Lächeln auf und öffnete den Mund, aber natürlich musste wieder nur Mist seinen Mund verlassen.

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