52|„Du hast es nicht vergessen."

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Nervös schnallte ich mich an und betätigte den Knopf um das Fenster zu öffnen. Lara drehte um und es beeindruckte mich, dass sie so gemütlich in so einem engen Kleid fahren konnte.
Ich würde gehen, das Geschenk ablegen und sofort verschwinden ehe er mich sah. Lara würde ich schon verlieren, da machte ich mir keine Sorgen.

~

Eine halbe Stunde war nun vergangen zwischen diesen weißen Wänden, die man kaum durch die flackernden Lichter und die Menschenmengen erkennen konnte.
Ich hatte ein Sodawasser und saß alleine auf einem kleinen Hocker. Lara war.. irgendwo. Wie ich es vermutete verlor ich sie.
Besser gesagt verschwand sie mit Emin und noch einigen anderen Männern, vor denen ich höchstwahrscheinlich wegrennen würde. Aber Lara war nun mal Lara und sie versuchte sie sogar zu überreden sie hochzuheben wie Hanteln. Sie war ganz einfach verrückt.

Weder Alina noch Lewis oder Erkan war hier. Ella konnte ich immer noch nicht ausfindig machen. Sie war aber bestimmt mit Koray und da konnte ich bestimmt nicht mitreden.
Alissa jedoch, ja sie konnte ich sofort sehen. Wie könnte man es denn auch nicht, wenn sie auf dem Tisch tanzte und sturzbesoffen war.
Alkohol war nun für mich tabu, denn bis jetzt hatte ich immer nur Scheiße getan, wenn ich betrunken war. Das brauchte ich nicht noch ein weiteres Mal.

Seufzend stand ich auf und entschied mich nun einen Abgang zu machen.
Denn ich war komplett alleine in einem verhassten Haus mit fremden Betrunkenen, die sich lächerlich aufführten. Aber ich durfte nicht urteilen. Bestimmt war ich schlimmer.
Durch die Menge im Wohnzimmer trat ich in die riesige Eingangshalle und zu meiner Überraschung war es auch hier total überfüllt. (Ironie war auch bekannt, was ich hier sehr schnell wiederfand im Gegensatz zu meinen Freunden!) Die laute Musik dröhnte von jeder Ecke des Hauses und ich hatte Mitleid mit Lisa, die am nächsten Morgen all das sauber machen müsste.

Die Treppen erreicht steuerte ich schon wie von selbst auf sein Zimmer zu, doch als ich den Türgriff in die Hand nahm fuhr mir ein Schauer über den Rücken.
So viele Erinnerung schwelgten hier drinnen und die letzte, war sichtlich unangenehm und schwachsinnig.

Dennoch drückte ich sie runter. Einfach den Kopf senken, die Schachtel irgendwo ablegen und weg ohne einmal aufzublicken, ging ich nochmal im Kopf durch. Doch plötzlich fragte ich mich ob sein Schlafzimmer vielleicht abgeschlossen sein könnte, doch sobald ich die Türklinke hinunterzog öffnete sich die Tür und dieser Gedankenzug war verschwunden.

Kenan hatte ich ebenfalls nicht gesehen, aber ich ging ehrlich gesagt sogar davon aus, dass er gar nicht hier war, denn Lara erzählte mir, dass Kenan gar nichts von der Party wüsste. Somit eine Überraschung und wenn ich mich recht erinnerte hasste er Überraschungen.
Also hatte ich auch keine Sorge, ihm irgendwo zu begegnen. Bestimmt fuhr er sofort weg als er all die Autos auf dem Hof sah. Auch, wenn Koray und Serdar dafür verantwortlich waren ihn hierherzubringen.
Es war mittlerweile schon zehn Uhr Abends und alle waren schon hier. Es kamen sogar jede Sekunde immer mehr.

Gezwungen sah ich auf den Parkettboden während ich überlegte ob ich es auf sein Bett oder auf den Dreisitzer legen sollte. Vielleicht auch sein Schreibtisch.
Um was machte ich mir hier gerade Sorgen? Es war dämlich! Schnaubend steuerte ich nach rechts und blieb stehen als ich die Bettkante sah. Leise legte ich es darauf ab und unwillkürlich schweifte mein Blick auf das Bett. Ich erschauderte bei all den Erinnerungen

Kenan küsste meinen Hals entlang und ich biss mir auf die Unterlippe um nicht aufzustöhnen. Seine raue Hand fuhr meinen nackten Oberschenkel hoch und wieder runter bis er mein Bein aufsetzte.

„Ich muss wirklich.. gehen.", brachte ich leise und voller Lust von mir, dabei meinte ich alles ernst. Auch, wenn es nicht so wirkte. Kenan grinste und ich spürte seine warme Zunge um mein Schlüsselbein. Zufrieden seufzte ich und drückte ihn fester an mich.

„Nein musst du nicht.", redete er mir ein und ich spürte das selbstgefällige Grinsen. Auch ich grinste mit geschlossenen Augen.
Ich war schon viel zu spät, aber ich kam einfach nicht gegen ihn und diese Lippen an. Das könnte ich noch Stunden fortführen. Einfach daliegen und küssen.

„Was verdammt machst du in meinem Zimmer?", brüllte eine Stimme und sofort wachte ich aus dieser dämlichen Erinnerung auf. Augenblicklich drehte ich mich um und mein Herz raste förmlich. Er kam ins Zimmer und sein aggressiver Blick wurde weich. „Oh."
Kenan stand angespannt an der Tür und all das Gebrülle und Gelache kam hinein.

„I-Ich.. Ich wollte..", stotterte ich und strich kurz über mein Schlüsselbein, doch schüttelte sofort den Kopf und drückte meine Hand hinunter. Reiß dich zusammen Seren, ermahnte meine innere Stimme mich. Ich hielt die Luft an und sah wieder zu ihm hoch.
Kenan ließ die Tür hinter sich und Schloss fallen und ging an mir vorbei zu seinem Kleiderschrank.

„T-Tut mir wirklich leid Kenan. Ich wollte gerade.. sowieso gehen.", entschuldigte ich mich und knetete meine Hände. Schweigend zog er die Tür an die Seite und kniete sich hin. Ich beobachtete ihn still während er eine kleine Schachtel hervorholte.
Er stand wieder auf und kam auf mich zu um mir die schwarz Schachtel hinzuhalten. Verwirrt starrte ich darauf.

„Was.. was ist das?", fragte ich verwirrt und er streckte es mir aufdringlicher hin. Ich sah zu ihm auf. Er sah mich nicht an. Somit griff ich auch nach der weißen Schachtel und streckte sie auch ihm hin.

„Ich.. habe.. also.. das ist ein Geschenk für dich.", sagte ich verlegen und er starrte darauf. Er streckte mir wieder die kleine Schachtel hin.

„Das ist dein Geschenk.", brummte er leise. Ich sah sofort darauf und etwas in mir zerbrach. Oder schmolz oder glühte. Ach keine Ahnung, aber irgendwas passierte in mir.
Ich reichte ihm sanft sein Geschenk und er öffnete die Schachtel. Mein Herz klopfte schnell und ich umklammerte die schwarze Schachtel, die er in meine Hand legte.

„I-Ich hoffe es ist richtig und gefällt d-dir.", stotterte ich und machte nun klar, dass ich Geschenke hasste. Egal ob ich es verschenkte oder selbst annahm, es war immer eine ganz unangenehme Situation.
Sein Mund fiel auf und er schien sich zu entspannen. Ich sah ebenfalls auf die Schachtel und strich sanft darüber. Es war egal, was nun darin war. Ein kleines Lächeln bildete sich auf meinen Lippen.

„Du hast es nicht vergessen.", sagten wir wie aus einem Mund und sahen beide auf.
Wir starrten uns erst an, doch langsam lächelten wir beide darüber, dass wir uns erinnerten.

Nächstes Kapitel ein Rückblick 🔙
Vielleicht auch übernächstes. Mal schauen wie viel in das nächste passt.
Was denkt ihr meinen sie? Also die Geschenke ist ja klar, aber wieso hat Seren was bekommen und was hat Kenan? Habe ich eigentlich sogar schon geschrieben haha

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