7|verzeihen?

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Ich lehnte mich gegen das Fußende meines Bettes und zog meine Beine an meinen Körper. Bitterlich weinte ich legte meinen Kopf in mein Schoß.
Ich hasste dich Kenan Aksoy. Ich hasste dich mehr als sonst wen!

~

Sorgfältig legte ich die unbenutzten Instrumente in das oberste Regal und zählte wie viele Zangen nun darin waren. Fünfzehn. Und es gab noch so viele ungeöffnete Packungen.

„Hier sind noch Zangen!", rief Erkan plötzlich und legte mir eine Schachtel hin. Ich seufzte und er grinste, zwinkerte mir zu und verließ den Behandlungsraum.
Ich nahm die Schachtel und verließ selbst den Raum, denn dieser brauchte definitiv keine weiteren! Während die Männer alle mit den Papieren beschäftigt waren, räumte ich mit Alina gemeinsam alles auf.

Gedankenlos öffnete ich die Tür und trat in den zweiten Behandlungsraum, der schon besetzt war. Verwundert blickte ich Alina in die roten Augen. Sie saß weinend auf der Liege und strich sofort unter ihren Augen entlang als sie mich entdeckte.
Schockiert ging ich auf sie zu und strich ihre Haare aus dem Gesicht.

„Was ist passiert?", fragte ich sie verblüfft und setzte mich neben sie. Stumm zuckte sie mit den Schultern und sah gebunden auf ihren Schoß, während ich neben ihr, auf der Liege, Platz nahm.
Es dauerte keine fünf Sekunden und sie sah verzweifelt zur Tür.

„Ich verstehe nicht was wir falsch machen.", zitterte ihre Stimme und ihre Augen glänzten in dem grellen Licht, des Raumes,„Dieses Jahr hat so schön angefangen und alles war doch gut, aber immer wieder muss ich unbedingt irgendwas dämliches sagen und es macht ihn entweder wütend oder verletzlich. Dazu kommt noch seine kranke Eifersucht, jedem gegenüber!" Ich hörte ihr aufmerksam zu und strich ihr über den Rücken.

Das stimmte. Baran und Alina waren wirklich ein Traumpaar, die letzten Monate, doch seit meinem Geburtstag waren sie etwas bissig zueinander. Es hatte nichts mit mir zutun, bloß Barans Eifersucht, eines alten Schulkameraden gegenüber, der damals in Alina verliebt war. Heute war er verheiratet! Aber es störte Baran trotzdem, dass er Witze über seine damaligen Fantasien über eine gemeinsame Zukunft machte, obwohl Alina ihn immer abwies.
Konnte ich ihm nicht verübeln. Es hätte mich genauso gestört. Vielleicht waren wir beide einfach krank eifersüchtige Menschen.
Lag wohl in unseren Genen.

„Unsere Beziehung geht den Bach runter ich spüre es.", murmelte sie und schniefte,„Aber nächste Woche ist noch die Eröffnungsfeier von der Praxis und ich möchte für ihn da sein." Sie sah mich ratlos an. Überfordert weiteten sich meine Augen und ich hob meine Hände vor den Körper.

„Mich solltest du nicht nach Beziehungsproblemen fragen.", lachte ich nervös, obwohl es nichts zu lachen gab,„Kämpft gemeinsam und redet über eure Probleme, aber ich will dir nichts vormachen. Es klappt nicht immer, deswegen verlass dich nicht auf ihn. Niemals. Auf niemanden. Lieb ihn und steh ihm zur Seite, aber vergiss dich selbst nicht. Wenn es dich unglücklich macht, dann zwing dich nicht, denn du bist nicht gezwungen mit ihm zu bleiben." Sie sah bedrückt auf ihre Hände, als hätte sie keine Wahl mehr.

„Aber bloß, wenn du unglücklich bist.", erinnerte ich sie und lächelte sanft,„Ich möchte, dass du glücklich bist, egal mit wem. Ich glaube aber an euch, denk daran. Du und mein Bruder liebt euch wirklich und sieh bloß nicht die negativen Seiten an euch. Denk daran, was ihr alles gemeinsam erlebt hattet." Sie sah mich mit glasigen Augen an.

„W-Wenn K-.. er wieder kommen würde..", fing sie leise und zittrig an,„Würdest du ihm auch verzeihen, weil ihr tolle Momente hattet?" Mein Mund öffnete sich ein Stück und mein Herz setzte aus.
Würde ich? Nein. Auf keinen Fall.
Er bewies mir bloß, dass ich ihm nichts bedeutete und an seiner Seite zu sein, bedeutete für mich bloß Schmerz und Leid.

Alina wusch sich nochmals über die Wangen und sprang von der Liege.

„Tut mir leid. Ich wollte das nicht fragen, das passt überhaupt nicht.", nahm sie es zurück und umarmte mich,„Dankeschön. Ich liebe dich. Du bist die Beste und verdienst dein Glück mehr als sonst wer." Sie entfernte sich wieder von mir und verließ den Raum, dass nun ich erstarrt auf der Liege saß.
Erst gestern Abend hatte ich mich in den Schlaf geweint nachdem ich mir jedes der einundfünfzig Videos der gemeinsamen zwei Jahre anhörte. Ansehen konnte ich nicht. Ich traute mich einfach nicht, ihn anzusehen.

Das plötzliche Klingeln meines Telefons riss mich aus meinen Gedanken. Ich zog es aus der Tasche meiner kurzen Shorts und erkannte Emins Namen auf dem Bildschirm.
Er wollte bestimmt Baran sprechen, der vielleicht nicht an sein Telefon ran ging, um nach einigen Dingen zu fragen, da er grade im Rathaus war und irgendwas erledigte.

„Hey.", nahm ich schon ab und seine Stimme stoppte, die zuvor noch mit jemandem zu reden schien.

»Äh Seren hey.«, sprach er nervös und ich sah verwirrt umher.

„Willst du Baran sprechen? Ich glaube er ist aber gerade bestätigt.", redete ich schon los ohne zu wissen, was er nun wollte. Es kam erstmal nichts von ihm, weshalb ich ihn nochmal beim Namen nannte.

»Ja, nein. Ach egal, ich wollte einfach.. Ich schaffe das nicht. Egal Seren leg einfach auf. Leg auf, wir sehen uns die Tage.«, seufzte er gegen Ende und legte selbst auf.
Verständnislos sah ich wieder auf mein Telefon. Was war denn das gerade? Wieso hatte Emin mich angerufen, wenn er doch nichts zu sagen hatte?

Ich beließ es dabei und sprang auf um auch diese Zangen einzusortieren.
Morgen würde ich mir mein Kleid kaufen und noch ein Geschenk für Erkan, wenn ich es nicht vergaß!

Balina wieder in Krisensituationen
Was glaubt ihr weshalb Emin angerufen hat? 😎
Geht Seren alleine auf Shoppingtour?
Ferien haben ENDLICH begonnen 🤪

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