25|schöne Lügen

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Er brachte kein Ton hervor und genau in diesem Moment bog Enes Auto vor die Haustür. Ich sah zu ihm und sofort stieg er aus. Er kam auf uns zu und alle beide schienen auf hundertachtzig zu sein.

~

Enes hatte seinen Blick fest auf Kenan fixiert, der ebenso zornig auf ihn zuging. Sie wollten sich jetzt nicht tatsächlich prügeln oder? Darauf hatte ich wirklich keine Lust. Noch mehr Drama hielt ich nicht aus.
Sofort stellte ich mich zwischen beide und hielt Enes zurück.

„Mach das bitte nicht.", flüsterte ich und sah ihn flehend an, doch er sah mich nicht an,„Enes bitte." Kenan sah zwischen ihm und mir her.

„Was suchst du hier?", fauchte Enes und wollte vor, doch ich hielt ihn weiter zurück.

„Was ich hier suche? Das sollte ich dich fragen! Was soll der Scheiß?", keifte Kenan und die letzte Frage war eher an mich gewandt. Ich sah flüchtig zu ihm, doch hielt weiterhin Enes zurück, der nun wirklich absolut wütend war und auf ihn losgehen wollte.

„Lass Seren in Ruhe! Sie hat nichts mehr mit dir zu bereden.", sprach Enes für mich und ich schluckte. Kenan machte einen Schritt auf ihn zu und sofort sah ich zu ihm.

„Kenan hör auf.", rief ich aufgebracht und sofort blieb er stehen.

„Das geht dich ein Dreck an was zwischen ihr und mir ist!", keifte Kenan und Enes machte nun einen Schritt. So langsam schaffte ich es nicht mehr zwischen den beiden muskulösen Männern zu stehen.
Konnte denn kein Nachbar oder auch Ella und ihre Mutter hinauskommen? Herumschreien wollte ich herzlich wenig, denn das wäre ein Stück weit übertrieben dafür, dass sie sich noch nicht schlugen.

„Nein tut es nicht.", knurrte Enes und Kenan schnaubte zornig auf, und ich sah genau, dass er sich zurückhielt, was noch ehrlich erstaunte, dass er noch nicht auf ihn losging,„Du bist gegangen und brauchst jetzt nicht wieder ankommen als hätte sie dich sehnsüchtig erwartet! Du bist irrelevant für sie." Kenan sah zwischen ihm und mir hin und her.

„Kam dir nur zu gut, dass ich weg war stimmt's?", keifte er ihn an und deutete darauf, wie ich Enes zurückhielt und ängstlich zu Kenan sah,„Hast es sofort ausgenutzt und willst jetzt versuchen meinen Platz zu ersetzen!"

„Ja es kam mir nur zu gut, dass du dich verpisst hast!", stimmte er ihm zu und ich sah zu ihm hoch,„Du warst so ein Idiot sie gehen gelassen zu haben!" Kenan sah ihn entsetzt an und machte einen großen Schritt auf ihn zu.

„Alter hast du nichts besseres zutun als dich an mein Mädchen ranzumachen?", schrie er ihn an und griff nach seinem Kragen. Ich atmete tief durch und schupste sie auseinander.

„Ich bin nicht dein Mädchen!", mischte ich mich ein und spürte Enes selbstgefälliges Grinsen,„Grins nicht Enes! Ihr seid doch beide bescheuert! Kenan lass mich in Ruhe. Du hast damals deine Entscheidung getroffen und ich musste es akzeptieren, jetzt akzeptier du meine Entscheidung." Alle beide schwiegen und ich fuhr mir frustriert durch die Haare.
Konnte ich den Stress nicht abschütteln?

„Los Enes. Lass uns bitte gehen.", entschied ich letztlich und verließ das Grundstück. Aus dem Augenwinkel sah ich noch wie sie kurz davor waren aufeinander loszugehen.

„Enes!", rief ich und sofort kam er. Kenan sah planlos zu mir während ich die Autotür aufzog.

„Ich bereue es Seren!", rief er und ich hielt inne,„Wirklich. Ich bereue es uns beiden sechzehn Monate genommen zu haben!" Ich sah ihn an und schluckte. Enes blieb ebenfalls am Auto stehen und sah schon fast panisch zu mir.

„Gut.", sagte ich und alle beide wirkten verblüfft und sogar schockiert,„Gut, dass du es bereust." Mit diesen Worten stieg ich in das Auto und Enes tat es mir sofort gleich. Kenan stürmte in das Haus und schon fuhr ich mir überfordert übers Gesicht.
Bloß eine Träne! Wow! Ich war stolz auf mich.

„Wo sollen wir hin?", fragte Enes und ich sah aus dem Fenster. Er hätte nicht rauskommen sollen. Enes hätte im Auto auf mich warten sollen, anstatt Kenan mehr zu provozieren.

„Kannst du mich nachhause fahren? Ich habe ehrlich gesagt keine Lust mehr irgendwas zu machen außer ein Bad zu nehmen und zu schlafen.", bat ich ihn. Er nickte sofort und drehte mitten auf der Straße um.

Nach einer kurzen Fahrt parkte er vor dem Haus und ich dankte ihm fürs Fahren, entschuldigte mich nochmal für die Situation und eilte ins Haus.
Sobald ich in der Badewanne lag schloss ich meine Augen und lehnte meinen Kopf zurück.

Das war doch sowas von gelogen!
Wo ging es mir tausend Mal besser ohne ihn? Wieso konnten meine Worte denn nicht Wirklichkeit sein?
Ich hatte wirklich gelernt ohne ihn zu leben, aber ob es mir dabei auch besser ging? Mir ging es einfach gut als ich wie ein naives, kleines Mädchen in seinen Armen lag.
Auch, wenn es bloß eine Lüge war, war es schön. Eine schöne Lüge.
Ich wollte nicht, dass all das bloß Show war für seinen Spaß. Was sollte ihm denn daran Spaß machen, mir Hoffnungen zu machen um sie letztlich alle zu zertrümmern?
Welchem Kranken würde das Spaß machen?
Wenn er von Anfang an gehen wollte, wieso hatte er sich dann auf diese Beziehung eingelassen?
Das war so egoistisch von ihm!
Hatte er denn gar nicht daran gedacht, wie es mir ging nachdem er am anderen Ende der Welt lebte?

Kenan war einfach unglaublich.
Ich konnte nicht glauben, dass ich die schönsten Momente erst durch ihn erlebt hatte, doch auch die schlimmsten.
Was sollte ich nur mit diesem Mann und meinen Gefühlen machen?

Doch keine Schläge (fürs erste)
Seren weiß auch selbst, dass es ihr nicht besser geht 😅🤭🤭
Nächstes Kapitel unter den Männern hihihi welche wollen wir denn dabei haben? 🌚

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