30|verpasste Anrufe und Bahnen

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„Und wieso redest du nicht mit mir? Was ist daran so falsch mit mir zu sprechen, wenn Kenan sich doch auch durch die Welt fickt?", fragte er und ich sah ihn entsetzt an. Was redete er da? Er spürte meine Verwirrung, denn er fügte noch hinzu:„Du dachtest doch nicht wirklich, dass er in Dallas keine Frau angefasst hat oder? Außerdem hat er erst dieses Wochenende eine flachgelegt."

~

Er hatte was getan?
Ich sah Serdar noch immer verdutzt an. Ich hatte nie daran gedacht ob er in Dallas mit einer Frau schlafen würde. Ich hatte diese Gedanken immer vertrieben, aber dass er erst vor wenigen Tagen mit einer Frau schlief?
War er deswegen so ruhig?
Und schon wieder hatte ich an ihn geglaubt.. auch, wenn es nur ein kurzer Moment war. Seit wann war ich so naiv?

„Was redest du da Serdar? Ich glaube dir kein Wort!", fauchte ich und er schüttelte empört den Kopf.

„Frag ihn doch selbst.", sagte er und machte mich mit dieser Aussage unglaublich nervös,„Frag Kenan ob eine Frau an diesem Abend an ihm hing. Die Jungs sind weggegangen und ich war alleine mit ihm. Eine Frau ist gekommen und hat sich an ihn rangemacht. Danach ist er mit ihr auf die Toiletten verschw-.."

„Okay!", schrie ich ihn regelrecht an und spürte die Tränen aufkommen. Ich konnte Serdar nicht glauben, aber dadurch, dass er mir sagte ich solle ihn selbst fragen, verunsicherte es mich. Wenn es nicht stimmen würde, weshalb sollte er das vorschlagen?
Ich schluckte und Ella kam aus den Toiletten. Sie zuckte hoch, als sie Serdar sah, doch er lächelte kurz und sah mich nochmal an.

„Überlegs' dir gut, wem du hier all die Chancen gibst.", sagte er noch und ging. Ich sah entsetzt hinter ihm her. Ella nahm ihre Tasche.

„Was meint er?", fragte sie, doch ich schüttelte bloß den Kopf. Ich wollte es ihr nicht erzählen. Erst musste ich es selbst verdauen, dass er eine andere Frau berührte während er mich um Vergebung bat.
Ella sah nicht aus als hätte sie sich übergeben, aber vielleicht müsste ich das ja tun.

Ella schleifte mich noch zu den restlichen Vorlesungen, denen ich nicht aufmerksam folgte sondern bloß daran denken musste, dass Kenan mit anderen Frauen schlief.
Es machte mir wirklich sehr zu schaffen obwohl ich das gar nicht wollte. Egal wie ich mich ablenken wollte ich bekam die Bilder nicht aus dem Kopf, dass er an einem Tag eine Frau vögelte und am nächsten dann zu mir kam. Ich hoffte so sehr, dass es nicht stimmte.

Ich musste noch zu meinem Spanischkurs, den ich erst vor Kurzem belegte und der sofort ausfiel, weil die Spanischlehrerin privat Probleme hatte.
Ella hatte diesen nicht belegt, weshalb ich alleine blieb. Auch alle anderen waren weg, wenn ich mich recht erinnerte. Ich lernte einige neue Vokabeln, für den Rest war ich nicht anwesend genug. Es machte mich so wütend, weil er nicht einmal mein Freund war, dass ich mir so den Kopf darüber zerbrach! Diese Sache konnte mir egal sein, aber sie war es nicht und dafür hasste ich mich selbst. Wieso konnte ich nichts anderes tun als daran zu denken?

Nach dem Kurs verließ ich schnell den Raum und eilte zum Ausgang. Meine Bahn kam in sieben Minuten, das würde ich schaffen. Somit verlangsamte ich meinen Gang und sobald ich durch die Tür ging fiel mir auch Kenan auf, der gegen die Wand lehnte.
Er bemerkte auch mich und stellte sich auf, doch ich ging geradewegs an ihm vorbei. Kenan schien das nicht zu gefallen, denn er griff nach meinem Arm und rief:„Hey!" Ich zerrte noch an meinem Arm, aber er ließ nicht locker.
Ich drehte mich zu ihm und er sah verwirrt aus.

„Wieso.. siehst du so wütend aus?", fragte er und ich zerrte erneut an meinem Arm um eine Distanz zwischen uns zu bringen, die er anscheinend nicht wollte, denn sein Griff blieb fest.

„Warst du am vergangenen Wochenende im Klub?", fragte ich monoton woraufhin er schluckte und allein das reichte mir schon,„Fass mich nicht an." Ich zerrte erneut, doch er legte nun auch seine andere Hand auf meinen Arm.

„J-Ja. Die Jungs hatten das geplant als eine Art Willkommensparty. Woher weißt du das?", erklärte er, doch ich sah ihn immer noch kühl an. Kenan würde das nicht tun.
Man wieso war ich so? Wieso beschützte und redete ich ihn noch gut?

„War dort eine Frau?", fragte ich und seine Gesichtsmuskeln lockerten sich. Er antwortete mir nicht. Ich biss mir auf die Unterlippe und wendete den Blick von ihm. Schwächlich versuchte ich mich von ihm zu befreien, aber er ließ mich einfach nicht los.

„Bist du mit ihr mitgegangen?", fragte ich weiter, doch auch jetzt antwortete er nicht. Mein Brustkorb hob und senkte sich, doch ich verzog mein Gesicht nicht. Verzweifelt riss ich seine Hände von mir und eilte die Treppen hinunter.
Verdammtes Arschloch! Was dachte ich mir überhaupt? Wieso sollte er denn nicht mit anderen Frauen schlafen? Wir waren nicht zusammen und er konnte tun und lassen was er wollte genau wie ich!

„Seren warte!", rief er und sofort drehte ich mich um, dabei ging ich ein Schritt vor ohne zu wissen, dass er mir schon so nah war. Ich hielt den Atem an und sah zu ihm hoch. Er sah mich stumm an und sofort trat ich zurück.

„Ist mir scheißegal was du tust!", fauchte ich,„Wir beide sind ja auch nicht mehr zusammen, es geht mich also nichts an. Tu was du nicht lassen kannst." Ich drehte wieder um und wollte gehen, aber er stellte sich vor mich. Ich ballte Fäuste und krallte den Stoff meines Rockes hinein.

„Ich werde mich vor dir rechtfertigen, denn für mich bist du immer noch wichtig und dich verlieren will ich nicht.", sagte er und ich fing an zu lachen. Er hatte wirklich Nerven!

„Mich verlieren? Mich verlieren?", rief ich und hielt mich so zurück weder zu kreischen noch zu weinen,„Du hast mich schon verloren und ich habe dir sogar so oft die Chance gegeben wieder zurückzukommen! Bevor du gingst habe ich dir die Wahl gestellt und als hätte es nicht gereicht habe ich all meinen übrig geblieben Stolz beiseite gelegt und dich sogar angerufen! Du weißt es. Ich habe dich angerufen Kenan. Jeden Monat und das ein verdammtes halbes Jahr lang." Tränen kamen mir auf, aber ich hielt sie zurück. Es stimmte. Das war so erbärmlich und dennoch tat ich es jedes Mal bis ich irgendwann einsah, dass er wirklich nicht rangehen würde.

„Du bist nie rangegangen.", brach meine Stimme ab, doch ich sprach weiter,„Aber ich weiß, dass du die Anrufe gesehen hast." Er sah auf den Boden, denn es stimmte nun mal. Wieso sprach ich noch mit ihm? Er hatte mich ignoriert, kam plötzlich wieder, schlief mit anderen Frauen und immer noch stand ich hier und musste mich dem hingeben.

„Ich habe nicht mit ihr geschlafen.", kam er auf das anderes Thema zu greifen und ich atmete tief durch,„Ja ich bin mit ihr gegangen, aber ich bin sofort aus dem Klub gestürmt und habe sie nicht angefasst. Ich schwöre es dir. Wie könnte ich eine andere Frau anfassen? Ich will niemand anderen als dich." Er wollte seine Hände um meine Arme legen, aber ich wich zurück.

„Nicht.", flüsterte ich und hob meine Hände an,„Seitdem du wieder da bist geht es mir beschissen. Mir ging es auch davor beschissen, keine Frage, aber ich habe keine Lust oder Kraft für diese Spielchen. Jetzt bitte, lass mich gehen." Er sagte nichts und ich ging an ihm vorbei..
zu spät für meine Bahn.

Seren hat die Bahn (den Zug *hust*) verpasst 🌚😉
Kenan hat nicht mit der Frau geschlafen.
Ich werde irgendwann eine Lesenacht machen, wann wäre es gut für euch, denn ich habe keinen Plan haha

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