24|„Du bist es nicht wert."

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„Ah Seren! Wie geht es dir denn Süße?", fragte sie und sofort änderte sich ihr Gesichtsausdruck,„Oh Seren.." Durch die Tür kam ein Mann. Dieser Mann. Verdammte Scheiße Kenan! Das konnte nicht wahr sein.
Ich sprang sofort auf und er sah mich mit riesigen Augen an.

~

„S-Seren..", stotterte er und ich griff nach meiner Tasche, wendete den Blick von ihm und umarmte Ella.

„Ich sollte gehen.", ignorierte ich ihn,„Gute Besserung. Wir sehen uns noch Ezgi." Ellas Mutter bestand darauf, dass ich sie beim Vornamen nannte, denn sie wollte sich nicht alt fühlen. Ich spürte wie Ella ihrer Mutter böse Blicke zuwarf, die verteidigend die Arme hob.
Ihre Mutter wusste, dass Kenan mich einfach stehen ließ. Sie hatte sich mehr über Kenan aufgeregt als ich.

Gerade als ich an ihm vorbeigehen wollte griff er nach meinem Arm, dass ich neben ihm stehen blieb. Seine warme, raue Hand ließ mich erschaudern. Seine Berührung löste noch immer etwas in mir aus und dafür hasste ich mich selbst.

„Lass mich los.", knurrte ich und sah gebunden auf den Boden, dabei zerrte ich an meinem Arm, doch er drückte nur noch mehr um mich auf keinen Fall loszubekommen,„Lass los." Er kam mir etwas näher.

„Ich lasse dich nicht gehen.", flüsterte er und ein riesiger Kloß bildete sich in meinem Hals. Ich spürte seinen Atem an meinem Ohr und hatte viel zu sehr Angst mich zu bewegen.
Meine Wut stieg nur noch mehr, doch die Nervosität war zu groß.

„Ich habe dich auch gehen lassen.", zitterte meine Stimme und ich ballte mit der rechten Hand eine Faust um nicht schwach zu klingen. Wieso konnte ich meinen Körper einfach nicht kontrollieren, wenn er vor mir war?
Widerwillig ließ er meinen Arm schon los und ich eilte auf die Haustür zu. Als würde ich fliehen riss ich die Tür auf und achtete nicht darauf ob ich sie noch hinter mir schloss.

Ich musste Enes schreiben. Er sollte gar nicht erst hierherkommen. Ich würde selbstständig nachhause fahren und wir würden ein anderes Mal etwas unternehmen. Gerade als ich die kleine Holztür aufziehen wollte hörte ich Kenan rufen:„Warte! Seren warte bitte!" Augenblicklich blieb ich stehen.
Wieso machte er es mir so schwer?

Gegen meinen Willen ließ ich die Tür los und drehte mich um. Kenan stand vor mir und atmete zwei Mal tief durch.
Ich musterte ihn genauer, wie ich es die letzten Male nicht tun konnte. Seine Haare sahen noch dunkler aus als in meinen Erinnerungen und sein Bart wirkte genauso wie früher. Vielleicht ein winzig kleines Stück länger.
Doch seine Augen.
Die goldbraunen Augen waren genauso anziehend wie immer.

Sofort schüttelte ich den Kopf und sah von ihm ab. Hör auf Seren!, ermahnte ich mich.
Er war der Grund für schlaflose Nächte und regelrecht monatelange Depressionen.
Kenan sah an mir vorbei, als würde er sich die Worte genau zurechtlegen.

„Willst du noch was sagen?", fauchte ich,„Wenn nicht, dann lass mich jetzt bitte gehen. Ich habe besseres zutun als hier mit dir zu stehen." Er sah sofort wieder zu mir und schien nervös. Kenan sollte nervös sein?
Weshalb denn?

„J-Ja. Also ich will was sagen.", fasste er und räusperte sich,„Äh.. Also.. Fuck!" Er fuhr sich durch die Haare und ich verschränkte die Arme vor der Brust.
Ich hatte nichts besseres zutun, aber hier zu stehen brauchte ich wirklich nicht. Ich machte Ansätze umzudrehen, aber Kenan machte sofort einen Schritt auf mich zu.

„Es tut mir leid!", platzte es aus ihm heraus und ich blieb in meiner Bewegung stehen,„Alles. Mir tut das schrecklich leid Seren. In dem Moment habe ich gar nicht darüber nachgedacht was das alles bedeutet. Ich will es wieder gut machen." Mit zusammengezogenen Augenbrauen sah ich ihn an und krallte meine Fingernägel in meine Arme.

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