77|ihre persönliche Droge

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„Na warte!", rief er und ich rannte quietschend weg während er mir hinterherrannte und in den Schnee warf.
Wir lachten beide und ich hatte keine Ahnung wie lange wir beide im Schnee spielten.

~

„Ich bin dann mal weg!", krächzte ich und riss die Haustür auf, dabei richtete ich meinen Schal. Ich hatte unglaubliche Halsschmerzen und es würde nicht lange dauern, bis ich eine Erkältung hatte.
Es war doch nicht so schlau mit Kenan im Schnee zu spielen, wenn ich eine hauchdünne Leggings trug.
Doch bei dem Gedanken an den gestrigen Abend biss ich mir auf die Unterlippe um nicht zu Grinsen. Das war mir Abstand einer der schönsten Nächte und auf jeden Fall der Beste in letzter Zeit.

Zu meinem Glück warteten meine Eltern nicht an der Tür um mich abzufangen sondern in der Küche. Sobald ich hineinkam rannte meine Mutter auf mich zu und ich hoch in mein Zimmer.
Sie schrie mich eine geschlagene Stunde an, dass sie die Polizei schon angerufen hatte und ich sie wenigstens hätte anrufen können, wenn ich nicht nachhause kommen konnte.
Mein Vater schwieg die ganze Zeit über und fokussierte sich bloß auf die Tatsache, dass ich in Schnee eingehüllt war. Dank der Uhrzeit konnten sie sich nicht weiter mit mir rumschlagen und ließen mich in Ruhe duschen.

„Komm wenigstens dieses Mal pünktlich nachhause!", rief meine Mutter und ich trat mit dem Fuß auf die Türschwelle, dabei trat ich an etwas.
Sofort sah ich hinunter und mein Stiefel lag auf einer Rose. Augenblicklich trat ich hinunter und sah verwirrt über die Straße. Ein Rose? Niemand war zu erkennen, also hob ich es auf und suchte sah mir die einzelne Rose an, ohne Kärtchen oder sonstiges.

„Wer bist du denn?", fragte ich abwesend und schüttelte den Kopf. Ich musste meinen Bus schaffen und nicht mit Rosen sprechen.
Würde Kenan mir eine Rose vor die Türschwelle legen? Auch wenn, wieso war er nicht hier?
Ich legte sie im Haus auf die Kommode und eilte zur Bushaltestelle. Der Bus kam perfekt und ich kramte mein Ticket hinaus um es vorzuzeigen.
Der Busfahrer nickte mir zu und ich setzte mich in die dritte Reihe neben eine ältere Frau.

„Seren Bulut?", ertönte es hinter mir. Ich drehte mich um und eine blonde Frau streckte mir lächelnd eine Rose hin.
Woher kannte diese Frau meinen Namen?

„Ja?", gab ich unsicher von mir. Sie sah mich freudig an und deutete auf die Rose.

„Für dich.", sagte sie. Zögernd nahm ich die Rose und der Bus hielt an. Die Frau stand auf und verließ den Bus. Ich blieb mit der roten Rose in der Hand sitzen und starrte auf den leeren Platz hinter mir.
Wer war das denn?

Langsam setzte ich mich wieder aufrecht hin und roch an der Rose, sah sie dann nachdenklich an.
Das musste doch von Kenan kommen. Meine Mundwinkel zuckten hoch und ich Sittiche über die Rosenblätter.

Die ganze Fahrt über kam nirgendwo mehr eine fremde Person um mir Rosen zu überreichen. Ich kam an der Universität an und das sogar zehn Minuten zu früh.
Lewis würde sich verspäten, das war klar.
Dabei wohnte er genau eine Straße weiter in den Wohnheimen der Universität.
Immer kamen die Personen zu spät, die am nächsten wohnten.

Ich ging mit gesenktem Kopf die Stufen hoch und sah blaue Turnschuhe vor mir. Sofort sah ich hoch und ein Mann, mit zwei Piercings um die Lippen, blieb vor mir stehen.
Er lächelte breit und wirkte ganz schön harmlos, trotz des Metalls im Gesicht und den erkennbaren Tätowierungen, die sich an seinem Kragen hochschlagen.

„Für dich.", sagte er und streckte mir eine weitere Rose hin. Ich lächelte und nahm sie entgegen.

„Vielen Dank.", bedankte ich mich kichernd. Er trat an die Seite und ich trat in die Universität. Eine junge Frau mit gelocktem Haar kam zu mir und streckte mir die Rose hin, die ich annahm und sie anlächelte.
Ohne ein Wort rannte sie weiter und ich ging mit den drei Rosen in der Hand die roten Treppen hoch in die zweite Etage.
Oben angekommen kam wieder eine Frau auf mich zu, die unglaubliche Kurven hatte. Sie legte mir die Rose sanft in die Hand und eilte die Treppen hinunter ehe ich etwas tun konnte. Ich sah auf meine Hand und schüttelte grinsend den Kopf.
Was sollte das werden?

„Jo Seren!", ertönte Ricos Stimme und er kam mit einer Rose zwischen den Lippen auf mich zu. Er breitete die Arme aus und ich lachte herzhaft, legte dabei die Hand vor den Mund. Er kam vor mir zum Stehen und bückte sich, dass ich die Rose nahm, was ich dankend tat und einen Hofknicks abtat.

„Ich danke dir.", sagte ich kichernd und er nickte nur, beugte sich dazu noch vor.

„Nichts zu danken.", winkte er ab und klopfte mir beim Vorbeigehen auf die Schulter. Ich sah ihm hinterher, doch wurde schon von einer Frau mit rotbraunem Haar angerempelt, die mir eine Rose reichte.
Sie verschwand und ich kam ganze drei Schritte weiter bis mir wieder eine Rose zugedrückt wurde. Irgendwann kamen sie nicht mehr auf mich zu sondern riefen mich zu sich, damit ich die Rose nahm.

„Hier.", sagte der große, schlanke Mann und reichte mir plötzlich eine weiße Rose. Alle anderen Rosen waren rot und mittlerweile ein unzähliger Stapel auf meinem Arm. Ich konnte sie nicht mehr in einer Hand halten.

„Dankeschön.", bedankte ich mich und mein Kiefer tat schon vom ständigen Lächeln weg. Er streckte eine Hand durch die offen stehende Tür. Ich ging hindurch und kam auf die riesige Terrasse des ersten Obergeschosses.
Meine Kinnlade klappt auf und ich hielt sofort die Hand vor den Mund.

„Seren gehört an Kenans Seite!", jubelten alle und mein Herz raste wie ein Raubtier auf Jagd. Sie alle jubelten und pfiffen während ich fassungslos hinunter starrte zu den Hunderten Rosen, die ein »U + I« bildeten. Die Hälfte des Hofes war damit besetzt.
Kenan stand lächelnd daneben und streckte die Arme aus während er zu mir hoch sah.

„Schau mal wie kitschig ich wegen dir werde!", rief er hoch, was mir ein Lachen entgleiten ließ. Meine Sicht verschwamm und ich starrte ihn weiterhin an. Der war verrückt. Ganz eindeutig verrückt!
Sofort eilte ich zurück und reichte beim vorbeigehen dem schlanken Kerl alle Rosen in meiner Hand. In Windeseile rannte ich hinunter um auf den Hinterhof zu gelangen. Kenan stand dort und alle Studenten hinter ihm, die mich lächelnd ansahen.

„Du bist ein Idiot.", rief ich rüber, als ich aus der Tür trat. Er zuckte mit den Schultern.

„Du bist schuld.", beschuldigte er mich und ich lachte wieder. Ich hielt das nicht länger aus.
Dieser Abstand wirkte für mich viel zu lang und ich rannte zu ihm, sprang ihm um den Hals und lauter Beifall ertönte.
Kenan drehte mich im Kreis und kam langsam wieder zum Stehen.

„Sind wir wieder?", fragte er und stellte mich wieder auf den Boden. Ich sah ihn strahlend an.

„Wir waren doch nie wirklich auseinander.", flüsterte ich und drückte ihm sofort meine Lippen auf seine, ehe er etwas erwidern konnte. Der Beifall wurde größer und all meine Sinne waren aktiviert. So viel Adrenalin am Morgen war ganz sicher nicht gut für einen Menschen, aber momentan fühlte es sich wie das Beste überhaupt an.
Wie schaffte er es nur mich immer wieder so endlos glücklich zu machen?

Ich war so krankhaft verliebt in ihn, das es schon fast an Sucht grenzte. Dieser Mann war meine ganz persönliche Droge und ich wollte sie nie absetzen.
Auf diesem Rausch zu sein gefiel mir unheimlich gut und das könnte ich mein Leben lang bleiben.

Kenan wird ein kitschiger Romantiker 😂😉
Wir haben ganz offiziell unser Pärchen wieder. Irgendwie fühlt sich das hier gerade wie ein Ende an, aber versprochen das ist es lange noch nicht Hahahaha

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