108|die Gespräche unter Männern

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„Ich habe Emin geküsst!", platzte es plötzlich aus Ella.
Alles stoppte und unsere Köpfe schellten in ihre Richtung. Hatte ich richtig gehört? Ella hatte Emin geküsst? Anscheinend hatte ich ein total falsches Bild von ihr. Ella war doch nicht so zurückhaltend und ruhig wie ich dachte.

~

Emin

Es war zwar meine Idee, dass die Jungs und ich uns in der Bar treffen, aber jetzt bereute ich es einigermaßen.
Meine Gedanken schweiften immer wieder zurück zu Ella, die.. die mich einfach geküsst hatte. Das kam so plötzlich und bevor ich auch nur etwas sagen konnte rannte sie schon aus dem Behandlungszimmer. Ich glaubte sie war genauso überrascht davon wie ich.

„Alter Flugzeuge können eben fliegen!", merkte Kenan an und legte sein Glas auf dem Tisch ab. Ich sah nach links zu meinem besten Freund. Zu ihrem Cousin. Verdammt ich hatte die Zunge im Hals seiner Cousine. Ich biss mir auf die Unterlippe und dachte daran wie ihre weichen Lippen sich anfühlten. Noch nie zuvor hatte ich so über Ella gedacht. Manchmal, wenn sie früher über die Ferien bei Kenan war, trafen wir uns als Kinder, weshalb ich sie schon länger kannte und seitdem sie auch hier wohnte war sie.. einfach Ella. Das nette, süße Mädchen. Die Freundin meiner Cousine, die Cousine meines besten Freundes. Eine Freundin von mir.
Das brachte mich total durcheinander.

„Wieso denn? Elefanten können es auch nicht! Das ist doch krank.", meinte Serdar und nahm den letzten Schluck der braunen Flüssigkeit.
Ich sah nach rechts zu ihm.

„Wie kannst du nur studieren, Mann?", fragte ich und er zeigte mir abweisend den Mittelfinger um die heiße Diskussion mit Kenan fortzuführen. Ich schweifte in Gedanken wieder zurück zu ihr und verdammt nochmal ich könnte mir selbst ein reinhauen, dass mich dieser Kuss -dieser verflucht heiße Kuss- so durcheinanderbrachte.
Ella war viel schärfer -eigentlich.
Sie war gar nicht so schüchtern -eigentlich.
Ach verflucht!

„Okay schau.. Ein Flugzeug hat ein Motor-..", fing Kenan an es ihm sachlich zu erklären, doch Serdar wollte es anscheinend gar nicht hören.

„Und tausende Kilo!", beschwerte Serdar sich und klopfte auf die Bartheke,„Barkeeper bring mir eine Whiskeyflasche!" Der Barkeeper seufzte und griff unter die Theke. Ich runzelte die Stirn und sah beide abwechselnd an.
Kenan rieb sich überfordert über die Stirn und in seinen Augen schimmerte die Hoffnung, dass ich ihm helfen würde, aber heute Abend konnte er auf mich verzichten.
Ich war hier um mich zu betrinken und vielleicht auch eine süße Blondine mitzunehmen. Oder Brünette. Mir egal. Solange sie einen Mund, zwei lange Beine und eine Persönlichkeit, die für einen Abend reichen würde, hatte ging sie klar.

Kenan sah wieder mal auf sein Telefon und Serdar schüttete sich Whiskey in das Glas. Ich zog die Augenbrauen zusammen und versuchte auf sein Bildschirm zu schauen, doch er drehte sein Telefon seufzend um.
Ich glaubte er und Seren hatten sich gestritten. Er kam gestern, wie aus dem Nichts zu mir und wollte trainieren. Das tat er bis in die Nacht auch, wobei ich auf halbem Weg eingeschlafen war.

„Worauf wartest du?", fragte ich und Kenan reichte Serdar sein Glas, dass er auch ihm etwas einschüttete. Serdar nahm es in die Hand und sah keinen von uns beiden an.

„Ist das nicht offensichtlich? Der arme Kerl wartet auf eine Nachricht seiner Freundin.", antwortete Serdar für ihn. Ich sah nun zu ihm und Serdar reichte ihm, ohne ihn anzusehen, sein Glas.
Ich hatte immer den Verdacht, dass Serdar eifersüchtig auf Kenan war. Er starrte ihn und Seren immer an, sprach in betrunkenem Zustand über die beiden, wenn wir alleine waren und sobald wir anfingen über Kenans Beziehung zu sprechen wurde er still. Aber es waren nur Vermutungen und ich wollte unsere Freundschaft nicht zerstören. Serdar hatte seine Chance. Kenan hatte mir davon erzählt, dass Seren ganz zu Anfang erst Serdar mochte, sich aber dann in Kenan verliebt hatte, worüber er sichtlich erleichtert war.
Aber diese Sache ging mich nichts weiter an.

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