89|Träume, Haargummis und.. Bekanntschaften?

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„Redet ihr in Ruhe. Ich grüße Mama und Papa von euch.", verabschiedete ich mich und gab beiden einen Kuss auf die Wange,„Hab euch lieb." Während ich zur Haustür ging zog ich mir die braune Jacke und den schwarzen Schal an. Ihre gedämpften Stimmen waren zu hören während ich in die Boots schlüpfte, doch als ich die Haustür zuzog war ganz deutlich Barans freudiges Lachen.

~

Nachdem ich geduscht und meine Haare geföhnt hatte legte ich mich ins Bett und starrte hoch zur die Decke.
Meine Nachttischlampe war noch an und ich grübelte seit ich von Alina wiederkam über das Baby nach.

Es würde bestimmt ein Junge werden. Ich wollte einen Neffen.
Aber eine Nichte wäre ebenfalls cool. Oh wow das wäre so schön. Ich würde Teepartys mit der Kleinen machen und ihr so viele Kleider kaufen. Ne ich wollte eine Nichte.
Aber auch einen Neffen. Ich wollte beides. Es sollten Zwillinge werden.

Das Baby würde bestimmt Alinas grüne Augen bekommen und Barans dunkelbraune Haare. Es würde so ein schönes Baby werden.
Zufrieden seufzte ich und knipste mein Nachtlicht aus.

Während ich mich zur Seite drehte veränderte sich meine Miene schlagartig.
Ich würde niemals Babys haben.
Diese Erkenntnis tat noch immer unglaublich weh, aber was sollte ich tun? Kenan wollte keine Kinder und ich konnte ihn auch nicht dazu drängen. Ihn anzulügen und schwanger werden war keine Option. Er wäre so sauer und ich hatte keine Ahnung was er dann mit mir tun würde.

Aber ich wollte Kinder.
Ich wollte ein kleines Kind, für das ich verantwortlich war und welches als erstes zu mir rannte, wenn es weinte.
Wofür ich aufpassen und sorgen würde.
Vielleicht würde Kenan anders denken, wenn er seinen Eltern nahestehen würde. Wenn sie ihn nicht im Stich lassen würden.
Vielleicht würde Kenan dann doch Kinder wollen. Ich musste aufhören mich selbst zu bemitleiden. Wir hatten noch Zeit und ganz vielleicht könnte ich ja irgendwann seine Meinung über Kinder ändern.
Aber ich hatte nicht wirklich viel Hoffnung und Vertrauen darauf.

Wenn ich Kenan wollte, gab es keine Kinder für mich.
Ein entweder oder und momentan könnte ich Kenan nur schweren Herzens verlassen. Er sollte bei mir bleiben und ich wollte ihn auf keine Fall verlieren.
Aber es war nicht so schlimm.
Ich hatte dann ja meine Neffen und oder Nichten. Sie könnte ich genauso lieben wie mein eigenes Kind.

Meine Augen brannten und ich schloss sie.
Es wäre schon okay.
Es war nicht so schlimm.

*
„Nein die blauen will ich!", rief sie und eilte zwischen all den Spielzeugen zu der Kommode. Sie musste sich ganz schön strecken um an die blauen Haargummis darauf zu kommen.
Ich lächelte ihr hinterher und sie kam wieder angerannt zu mir.

„Ein Zopf oder zwei?", fragte ich meine Tochter und sie sah nachdenklich auf ihre Faust.
Ich strich ihre braunen Haare nach hinten und griff nach dem Kamm mit der Krone darauf.

„Zwei!", rief sie und hielt zwei Finger hoch. Ich stimmte zu und fing an ihre Haare sanft zu kämmen.

„Mami ich will auch heute einen Apfel mitnehmen okay?", erinnerte sie mich um hundertsten Mal seit gestern daran, dass sie unbedingt einen Apfel mit in den Kindergarten nehmen musste.
Dabei mochte sie Äpfel nicht besonders.

„Ist gut mein Schatz ich gebe dir noch einen Apfel mit.", stimmte ich zu und teilte ihre Haare in zwei Teile ein. Ihr Haar war noch so dünn und glänzend und reichte ihr über den Rücken.
Ich umfasste die linke Hälfte und kämmte sie hoch um den Zopf höher zu setzen.

Sie fing an zu Summen und streckte ihre Beine auf dem Boden aus, die sie dann zum Takt wippte. Ich nahm das blaue Haargummi und band es darum. Als ich daran zog zuckte sie zusammen und legte ihre kleinen Hände darum.

„Aua Mami!", quengelte sie und strich über ihre Haare.

„Schuldige.. Komm wir müssen uns beeilen du darfst nicht zu spät kommen.", hetzte ich sie und sie hüpfte auf der Stelle mit ihrem Oberkörper. Ich band auch die andere Seite hoch und stand auf.

„Okay komm wir müssen schnell machen.", merkte ich an und suchte nach ihrem pinken Rucksack, welches irgendwo unter dem Haufen Spielzeuge lag,„Wenn du wiederkommst werden wir hier erstmal aufräumen meine Liebe." Sie quengelte wieder, doch rannte in dem Zimmer umher und suchte ihren Rucksack.

„Gefunden!", rief sie und kletterte unter den kleinen Plastiktisch in ihrer Höhe, welcher mitten in ihrem Zimmer stand. Ihre Kuscheltiere saßen auf Stühlen und hatten einen gedeckten Tisch für die Teeparty, welche sie heute noch veranstalten wollte.
Sie kletterte wieder hinaus und ich nahm ihre kleine Hand in meine.

„Na los komm beeil dich!", rief ich und sie rannte panisch aus dem Zimmer. Ich lachte, doch eilte ihr hinterher, dass sie nicht noch umfiel, wie sonst auch immer.
Mein Mädchen war wirklich ein Tollpatsch, schon in dieser Größe.
*

Ich zuckte zusammen und die Sonnenstrahlen schienen mir ins Gesicht. Es dauerte einige Minuten bis ich mich aufsetzte und auf meinen Wecker sah. Es war neun Uhr und in einer halben Stunde musste ich raus.
Ich sah wieder verschlafen auf meinen Schoß und es dauerte bis diese Erkenntnis mich traf.

Augenblicklich riss ich die Augen auf und rannte ins Badezimmer. Wieso hatte denn mein Wecker nicht geklingelt?
Es dauerte fünfzehn Minuten bis ich mich fertig machte und als ich nach der Wimperntusche griff zog ich ein Haargummi mit. Verwirrt sah ich darauf. Ich konnte mich kaum an meinen Traum erinnern, aber er beinhaltete ein Haargummi, das wusste ich. Was war es?

In der Universität suchte ich nach Lewis, der sich nicht unbemerkbar machte, als ich seine Rufe hörte. Ich ging um die Ecke und erkannte ihn und eine Frau von hinten, Enisa.
Was machte sie hier?
Sofort eilte ich zu ihnen und Lewis sah sie genervt an.

„Du kannst nicht einfach meine Zigaretten nehmen und sie wegwerfen!", rief er hysterisch und zeigte auf den Mülleimer,„Wer bist du überhaupt?" Enisa sah ihn kochend wütend an.

„Das ist egal! Man sollte nicht rauchen, das ist nicht gut und krebserregend. Achte mal etwas mehr auf dich selbst.", fauchte sie. Lewis fuhr sich überfordert übers Gesicht und sah zu mir.

„Sag diesem Mädel sie soll sich um ihren eigenen Kram kümmern!", keifte er nun mich an. Enisa sah ihn entsetzt an und blinzelte.

„Mädel?", rief sie nun in unangebrachter Lautstärke und ihr Blick fiel auf mich,„Oh Gott Seren Danke! Kannst du diesem Idioten mal sagen er sollte etwas dankbarer sein?" Ich sah beide überfordert an.

„Äh.. Guten Morgen?", grüßte ich sie. Lewis schüttelte den Kopf und stieß empört die Luft aus. Enisa trat einen Schritt zurück.
Ich war ein klein wenig überfordert mit der Situation, vor allem da ich keine Ahnung hatte was hier passierte. Bevor ich auch etwas weiteres sagen konnte schlangen sich Arme um meinen Bauch.

„Na?", brummte Kenan und drückte mir eine. Kuss auf den Hals. Ich lächelte und sah wieder zu den anderen beiden. Enisa sah uns verwirrt an, doch regelte das wieder und lächelte.
Doch dann hob Kenan den Kopf um die beiden anzusehen und das Lächeln war auf einen Schlag weg.
Kenans Arme um meine Bauch wurden stocksteif und er spannte sich an.

„En-..", wollte Kenan sagen, doch sein Blick fiel auf mich und er änderte wohl die Meinung. Wollte er gerade Enisa sagen?
Sie wurde kreidebleich und ich fühlte mich wie in einem falschen Film. Beim Paintball war sie zwar auch, doch Kenan hatte sie gar nicht gesehen und überhaupt hatte ich ihren Namen gar nicht genannt.

Also woher kannte Kenan sie?

Die arme Seren.. keine Kinder für sie.
Jetzt gibt es kein Zurück mehr haha
Obwohl doch.. eigentlich schon, aber ich ziehe es jetzt durch. Drama ist loading 😏😏
Ich bin voll in Fahrt hehe seit gestern wieder mehrere Kapitel. Geilo

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