Es fühlte sich an als hätte ich eine Last weniger auf den Schultern. Erneut stieß ich erleichtert die Luft aus und lachte, doch Tränen bildeten sich in meinen Augen.
Meine Unterlippe bibberte und ich sah vor mich auf die leere Straße. Es war noch vier Uhr und gleich würde die Sonne untergehen.
Ich war endlich nicht mehr verlobt.~
Ich brauchte Erkan. Er würde, ohne mich zu verurteilen, an meiner Seite stehen und mich ablenken.
Doch gleich mit Emin gemeinsam wäre es Ablenkung pur. Somit stand ich schon im Flur und folgte Emin ins Innere des Hauses. Seine Familie war unterwegs und sobald ich im Wohnzimmer landete schmiss ich mich neben Erkan, der sein Glas abstellte.„Was treibt ihr so?", fragte ich und machte mir nicht einmal die Mühe mich aufzurappeln. Wie eine tote Robbe lag ich auf den Sofa und starrte hoch an die Decke. Emin nahm Platz neben mir und ich lag zwischen den beiden Männern, die mich beide skeptisch musterten.
„Gar nichts.", antwortete Emin schon fast enttäuscht,„Ich wollte nicht raus und Erkan wollte einen Gesprächspartner also dachte ich mir ich wäre der perfekte Mensch dafür." Ich kniff meine Augen zusammen und drehte meinen Kopf zu ihm.
„Du? Als Gesprächspartner? Das ich nicht lache!", machte ich mich über ihn lustig und Erkan lachte leise während Emin mir ein Kissen ins Gesicht warf. Ich warf es zurück und setzte mich nun auf.
„Wieso bist du überhaupt hier? Solltest du nicht auf einem Geburtstag sein?", fragte Emin beleidigt und griff nach einem Glas Wasser. Ich seufzte und zog den Reißverschluss meiner Jacke auf.
„Ja ich war da.", antwortete ich und zuckte mit den Schultern,„Aber ich wollte wieder gehen." Emin schmunzelte und ich könnte tausend Euro darauf verwetten, dass er sich einen miesen Kommentar gerade verkniff.
„Worüber habt ihr denn so geredet?", lenkte ich vom Thema ab. Deshalb war ich ja auch hier. Ich wollte ablenken.
„Wir haben nur bisschen über die Hochzeit nächsten Monat geredet und über Emins Umzug.", erklärte Erkan mir. Ich sah wieder zu Emin. Mir war klar, dass er ausziehen wollte. Wem auch nicht? Bei jeder Gelegenheit erwähnte er wie ätzend es war zuhause zu wohnen, mit einer sechsjährigen Zicke und Eltern, die andauernd vom neuen Enkel sprachen. Dann noch wie das Thema immer bei ihm landete und dass er weder eine Freundin noch einen Beruf hatte, was sich mittlerweile geändert hatte, da er schließlich Arzt war.
Ich hatte Emin wirklich gut kennengelernt, doch warum er Arzt war konnte ich mir nicht einmal selbst erklären.„Hast du denn schon was gefunden?", fragte ich ihn. Er hob die Unterlippe hervor und schüttelte den Kopf.
„Es ist viel schwerer eine Wohnung zu finden als ich dachte. Dann noch eine in der Gegend der Innenstadt. Ich habe keine Lust auf einen langen Weg zur Arbeit.", erklärte e schnaubend und wir unterhielten uns für eine kurze Zeitspanne über Wohnungen, die zu ihm passen würden, die Stile, der Wohnungen und wie lange er dort leben würde.
Ob er noch eine Frau finden würde bevor er dreißig wurde. Es war noch immer unglaublich, dass wir uns alle so den höheren Altern näherten. Mein erster Tag an der Universität kam mir noch vor wie gestern, dabei waren es nun schon drei Jahre.Unser Thema wechselte von Emins Traumfrau zu der Traumhochzeit, die stattfinden sollte. Die Anzahl der Gäste war schon klar und es wären schätzungsweise zweihundert.
Der Saal wurde auch schon gebucht und war zur Hälfte im Freien, was vielleicht nicht ganz so praktisch war, da wir dann den Dezember hätten, doch was soll's?
Es wäre eine bedeutungsvolle Feier und für die würden wir auch einige Minuten im Freien auskommen können. Momentan müssten die beiden ihre Flitterwochen buchen. Sie wollten direkt nach der Hochzeit wegfliegen und mich alleine zurücklassen.
Immerhin blieb Erkan ebenfalls hier.„Wir fangen übermorgen schon an für das Brautkleid zu suchen.", erzählte ich und sah beide misstrauisch an,„Darf ich euch überhaupt sagen wie das Kleid aussieht?" Perplex sahen sie mich an.
„Wieso solltest du nicht?", fragte Emin und sah mich ahnungslos an. Ich zuckte mit den Schultern.
„Vielleicht bringt das ja Pech.", merkte ich an und Erkan lachte, doch ich meinte es ernst,„Nein nein. Ich behalte die Idee bei mir und riskiere nicht, dass ihr Pech widerfährt, weil ich euch von ihrem Kleid erzählte."
Emin schüttelte den Kopf und holte einen Kontroller hinaus, schaltete den Fernseher an und streckte sich. Dabei rutschte sein Sweatshirt ein Stück hoch und ich erkannte die Haarlinie an seinem Bauchnabel.
Er lockerte sich wieder und richtete sein Oberteil. Emin könnte ebenfalls mein Bruder sein. Er war genauso breit und beharrt wie Baran. Vielleicht verstanden sie sich deshalb so gut. Sie wirkten genau gleich, bloß war Emin noch im Partyjunge-Modus.„Ich finde die hätten noch warten können.", warf Erkan ein und nun war ich diejenige, die perplex zu ihm sah. Stirnrunzelnd musterte ich ihn.
„Warten? Nein nein. Das ist perfekt so. Klar, die Hochzeit könnte sehr wohl nächstes Jahr sein, aber was soll's? Die beiden sind alt genug.", stimmte ich ihm nicht zu.
Ehe er noch etwas sagen konnte klingelte es erneut und Emin schnaubte auf, doch stand auf und verschwand durch die Tür.
Ich griff nach meinem Telefon und sah zum ersten Mal, seitdem ich Enes Wohnung verließ auf mein Telefon.
Kein Anruf.
Keine Nachricht.
Er versuchte es nicht einmal. Das machte mich wirklich unglaublich traurig, denn das zeigt wohl, dass er wirklich nur mit mir gespielt hatte. Ich hatte ihm vertraut. Ich dachte ich würde ihm etwas bedeuten, auf freundschaftliche Weise, aber wie es schien bildete ich mir da nur was ein.„Das neue Spiel nh?", rief Emin freudig,„Ja alter ich habe das! Das wird jetzt sofort ausgemacht!" Er kam lachend hinein, hinter ihm Koray und anschließend Kenan.
Ich sah zu ihm auf und er sah zu mir. Kenans Bart war irgendwie voller als sonst, dabei hatte ich ihn bloß für drei Tage nicht gesehen.„Oh. Ups.", murmelte Emin als er uns beide ansah. Kenan deutete mit seinen Augen zur Tür.
„Könnten wir kurz spazieren oder so?", fragte er ruhig. Ich nickte und stand auf. Die anderen drei blieben stumm und sahen zu wie ich meine Tasche nahm und an Kenan vorbei zur Tür ging. Er folgte mir und kurz darauf waren wir beide aus Emins Haus raus.
Ich liebe all meine Babys
Ich weiß nicht wieso, aber ich habe einen totalen Liebesflash auf Emin und Erkan. 😍❤️
Soo jetzt sind Kenan und Seren wieder alleine. What are your thoughts?
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ALL I NEED
Teen Fiction1. Teil: all I hate [ehemals voller Leidenschaft] 2. Teil: all I want [ehemals voller Hoffnung] 3. Teil: all I need [ehemals voller Sehnsucht] HIER 4. Teil: all I love [ehemals voller Liebe] *SEHR SEHR schlau erstmal die ersten beiden Teile zu lesen...