90|kein Wettkampf

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Also woher kannte Kenan sie?

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„Ehm.. Egal.", fasste Enisa sich und sah nervös von mir zu Lewis,„Mit diesem Idioten schlage ich mich jetzt nicht rum." Sie drehte um und ging schnell weg. Kenan war noch immer angespannt und ich drehte mich zu ihm um.

„Sie nennt mich einen Idioten?", vergewisserte Lewis sich und sah uns beide entsetzt an,„Wer war das überhaupt? Die ist einfach zu mir gekommen und hat meine Packung Zigaretten weggeworfen!" Ich sah zu Kenan, der nachdenklich auf den Boden sah und an irgendetwas ganz anderes denken zu schien.

„Lewis.", machte ich ihn aufmerksam auf mich und deutete mit den Augen, dass er gehen sollte, doch natürlich verstand er es nicht,„Lewis!" Er rüttelte den Kopf und winkelte die Arme an. Enisa hatte absolut recht, damit, dass er ein Idiot war. Ich kniff meine Augen zu Schlitzen und formte mit dem Mund Raus. Es dauerte etwas, doch er verstand es letztlich und ging augenverdrehend.

Sofort drehte ich mich wieder zu Kenan, der mich nun ansah und wieder anwesend zu sein schien. Ich verschränkte die Arme vor der Brust.

„Was wolltest du eben sagen?", kam ich sofort auf das Thema zu sprechen. Er kratzte sich am Nacken und das verriet ihn schon, dass da etwas war. Eine blöde Angewohnheit von ihm.

„En.. dlich. Endlich sehe ich dich wieder.", log er mir dreist ins Gesicht und wollte mich wieder in den Arm nehmen, doch ich wich zurück.
Ich war doch nicht blöd. Er wollte gerade zu hundert Prozent Enisa sagen. Von wo kannte er sie verdammt?

„Das wolltest du nicht sagen.", fasste ich auf und er seufzte,„Kenan.." Er sah an mir vorbei und kaute auf seiner Unterlippe herum.

„Könnten wir bitte ein anderes Mal darüber reden?", fragte er und nun war es für mich schon wie unterzeichnet, dass da was war,„Ich muss gleich zum Seminar und will vorher noch etwas Zeit mit dir verbringen. Und zwar nicht indem wir über irgendwelche anderen Frauen reden." Ich sah ihn unschlüssig an. Er wollte es verschieben, aber ich wollte Antworten und zwar jetzt.

„Du kannst nicht einfach Gespräche verschieben. Ich möchte jetzt darüber sprechen. Woher kennst du sie?", fragte ich und Kenan grummelte. So ganz langsam wurde ich wütend. Wieso antwortete er mir nicht einfach? Was sollte ich denn schon großartig tun? Oder was war denn so großartig passiert?

„Hey Kenan.", ertönte es plötzlich und wir beide sahen nach links. Alissa lächelte ihn an und winkte ihm zu. Meine Nasenflügel bebten und ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen um nicht laut aufzukreischen.
Es reichte mir mit seinen ganzen Frauen.

„Wir sehen uns gleich.", sagte sie und als ich wieder aufsah ging sie plötzlich hinter ihm lang und streifte mit diesen rotlackierten Fingernägeln über seine Schulter. Ohne mich auch nur anzusehen ging sie einfach weiter.

„Ich reiß ihr den Kopf ab.", knurrte ich und wollte schon los, doch Kenan hielt mich sofort zurück. Ich wehrte mich und wollte auf sie drauf springen, doch er legte einen Arm um mich und zog mich ganz weit zurück.

„Wieso hälst du mich auf? Ich werde ihr qualvolle Schmerzen bereiten, dann versteht sie vielleicht, dass sie aufhören soll immer und immer und immer und immer wieder in deiner Nähe zu sein. Ich teile dich nicht Kenan! Egal mit wem. Du gehörst mir verstanden? Und wenn es sein muss werde ich riesige Plakate über die Stadt hängen, damit jeder das endlich in die Köpfe kriegt!", keifte ich ihn an und er schmunzelte. Er brachte mich um den Verstand. Jedes Mal, wenn ich mich aufregte lachte er. Entsetzt sah ich ihn an und zwickte mich in die Nasenwurzel während ich meine Augen schloss.

„Kenan geh lieber zu deinem Seminar, denn sonst trete ich dir in die Eier.", drohte ich ihm, doch hörte statt seiner Schritte erstickendes Lachen. Sofort riss ich die Augen auf und schlug ihm auf die Brust.

„Du schießt dir damit nur ein Eigentor.", meinte er grinsend und presste seine Lippen zusammen um nicht wieder zu lachen. Mein Auge zwickte.

„Noch nicht. Noch ist es kein Eigentor.", merkte ich an und drückte ihn sanft einen guten Meter von mir entfernt,„Und jetzt geh endlich zu Alissa, wie du es sonst auch immer tust." Sein Lächeln verschwand und ich verschränkte trotzig die Arme vor der Brust.

Kenan hatte zu viele Frauen in seinem Leben. Wie ging das? Wieso? Er hatte vor mir nie eine Freundin gehabt, das hatte er selbst einmal gesagt. Aber woher wusste ich denn, dass es die Wahrheit war? Er hatte mir noch nie von den Frauen erzählt und ich kannte bloß Alissa, leider. Also woher wusste ich denn, dass er über seine Vergangenheit nicht log?
Ich musterte ihn von oben bis unten.
Was wusste ich denn überhaupt von seiner Vergangenheit?

„Ich wusste doch, dass du deswegen sauer bist.", sprach er und ich sah wieder in sein Gesicht.

„Was erwartest du denn? Du lässt mich für die einfach sitzen und das nicht zum ersten Mal!", fauchte ich. Er kam wieder näher, doch ich trat zurück. Kenan blieb nicht stehen, sondern kam immer näher.

„Ich habe doch schon gesagt, dass ich bloß versuche, dass sie aufhört mich krankhaft zu wollen. Es ist ja nicht so als würde ich hinter ihr her rennen, weil es mir Spaß macht.", verteidigte er sich. Ich verdrehte nun die Augen und sah an ihm vorbei.

„Wie auch immer. Geh jetzt endlich zu deinem Seminar, denn ich habe überhaupt keine Lust mehr hier mit dir zu diskutieren. Bringt ja eh nichts.", giftete ich ihn an und wollte vorbei, doch er packte meinen Arm beim Vorbeigehen und zog mich zurück. Ich sah ihn wütend an, doch sein Blick war weich und kein bisschen aufgebracht.
Dieser Blick ließ meine Wut bröckeln, egal wie sehr ich daran festhielt.

Ich habe aber keine Lust jetzt so von dir wegzugehen.", betonte er und ließ meinen Arm los, streifte dabei zu meiner Hand runter, hielt sie aber nicht fest,„Es gibt keinen Grund jetzt zu streiten." Ich kniff meine Augen zusammen.

„Es gibt sogar zwei!", brummte ich und hielt zwei Finger hoch,„Erstmal, dass du Enisa kennst und mir nicht sagen willst von wo und dann noch dein Psychoweib, die dich niemals in Ruhe lassen wird und gegen die ich anscheinend für den Rest meines Lebens antreten muss." Kenan legte den Kopf schief und atmete tief durch.

„Du musst gegen niemanden antreten. Das ist kein Wettkampf.", redete er mir ein,„Ich sehe niemand anderen als dich Schatz. Für mich gibt es nur dich und nur für dich ist hier Platz." Er nahm meine Hand und legte sie auf seine Brust. Ich sah auf unsere beiden Hände und spürte seinen rhythmischen Herzschlag unter meiner Hand.
Unwillkürlich zog ich die Augenbrauen zusammen und presste meine Lippen aufeinander.

„Ich weiß nicht..", murmelte ich und Kenan nahm meinen Kinn zwischen seine Finger. Sanft hob er meinen Kopf an, dass ich in seine karamellbraunen Augen sah.

„Das solltest du aber wissen.", sagte er klar und lehnte sich vor,„Ich liebe dich Seren. Nur dich und das für immer." Ich konnte nichts mehr darauf erwidern, nur meine Augen schließen und auf den Kuss warten.
Ich spürte Kenans warmen Atem an meinen Lippen, aber hörte dann auch Erkans Stimme.

„Seren-..", rief er und verstummte. Ich öffnete die Augen wieder und Kenan hatte den Kopf schon in seine Richtung gedreht. Erkan blieb stehen und sah uns beide stumm an.
Wieso war Erkan hier? Er studierte nicht einmal mehr.

„Ja?", fragte ich und blieb in der Haltung, mit Kenans Hand an meinem Kinn. Erkan sah uns misstrauisch an und dann Kenan.
Ohne auf das einzugehen was er gerade sah wendete er sich wieder mir zu.

„Ich wollte zu Baran und Alina und dich unterwegs abholen.", erklärte er sein Auftauchen,„Deine Mutter hat mir gesagt, dass du gerade Zeit hast." Ich nickte und löste mich aus Kenans Umarmung. Er sah zu mir und ich zu ihm auf.

„Wir sehen uns.", sprach ich kühl und ging auf Erkan zu,„Bitte komm." Erkan nickte und sah nochmal hinter mich zu Kenan, ehe er mit mir ging.
Dieses Mal durfte ich ihm nicht verfallen. Dieses Mal konnte Kenan nicht mit meinen Gedanken spielen.

Ein kleines Geheimnis?
Seren will einer Gehirnwäsche nun entkommen. Ob sie es schafft? Gerade hörte sie fast verloren..
Was sind eure Vermutungen zu Kenan und Enisa? 🤨

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