102|„Diese Frau war alles für mich."

4.1K 202 65
                                    

Es war mein Ernst.
Sobald ich alles bestanden hatte würde ich hier ausziehen und wenigstens einem Teil dieser dreckigen Familie entfliehen können. Ach scheiß auf das Studium. Ich würde auf jeden Fall ausziehen, egal was passieren mochte.

~

Diese Frau sah in wirklich allem gut aus. Sie trug eine enge Lederjacke, eine dunkle Jeans und einen Pullover in dem knalligsten Gelb überhaupt und es sah wundervoll aus. Ihre Boots hatten einen Absatz und ihre hellbraunen Haare hatte sie zu einem Pferdeschwanz gebunden.

Es war gar nicht beabsichtigt, doch auch ich trug eine Lederjacke und dunkle Jeans. Mein Pullover war jedoch auch schwarz und nicht gelb. Seren warf einen flüchtigen Blick zu mir und griff nach meiner Hand. Unsere Finger verschränkten sich ineinander und sie zog mich durch die überfüllte Menge nach vorne. Wieso hörten sich so viele Leute diesen Müll an?
Ich konnte einfach nicht fassen, dass ich mir das jetzt tatsächlich antun würde.

Sie blieb vorne stehen und drehte sich wieder zu mir. Ich strich mit dem Daumen über ihren Mundwinkel und traute mich nicht ihre Lippen auch nur zu berühren, da sie einen Lippenstift in bordeauxrot trug und mir sicherlich den Schädel einschlagen würde, wenn ich diesen verschmieren würde.

„Du kannst wirklich froh sein, dass Baran nicht wütend war.", kam sie wieder auf meinen Besuch zu sprechen. Ich verdrehte die Augen und sie sah mich mahnend an.

„Können wir aufhören darüber zu sprechen? Er hält sich jetzt raus und alles ist gut.", beendete ich diese Sache und legte die Arme um ihre Taille,„Wie lange geht dieser Mist nochmal?" Sie verengte die Augen und legte die Hände auf meine Brust um mich wegzudrücken, doch schaffte es nicht.

„Raub mir nicht die Lust.", ermahnte sie mich und winkte hinter mich,„Geh und hol mir was leckeres zum Trinken." Ich hob eine Augenbraue, doch sie drehte sich lächelnd von mir weg. Ich seufzte und sah sie weiterhin an. Seren sah über die Schulter zu mir, doch lächelte nicht weiter.

„Wir müssen auch noch über etwas sprechen.", klärte sie auf und ich zog die Augenbrauen verwundert zusammen,„Aber nicht heute. Das kann bis morgen warten." Was hatte sie getan? Ich winkte ab und verschwand nach links um zur Bar zu gelangen.
Etwas alkoholfreies für uns beide. Ich musste fahren und Seren.. sie brauchte das nicht.

[...]

„Du liebscht diese Musik doch auch Keni!", schrie Seren in mein Ohr und hüpfte freudig zur Musik auf und ab.
So viel zum Thema kein Alkohol für sie. Ich hatte ihr auch alles alkoholfreie bestellt! Aber irgendwann musste ich natürlich auf die Toilette und Seren wurde natürlich in so einem Moment durstig und musste natürlich drei Gläser eines Cocktails trinken.
Und jetzt musste ich natürlich mit dieser betrunkenen Frau zu scheußlicher Musik tanzen.

„Nein die sind immer noch grottenschlecht.", rief ich und sie lachte, dabei war es mein voller Ernst. Sie nahm meine Hand und drehte sich. Ich lächelte bei ihrem breiten Lächeln und dem benebelten Blick. Sie sah selbst süß aus, wenn sie betrunken war.

„Du lügst doch!", rief sie kichernd und drehte sich erneut, dabei knallte sie gegen meine Brust. Ich stand hinter ihr und sie legte meine Hand auf ihrem Bauch ab. Seren schloss die Augen und legte ihren Kopf zurück.

„Du magst die Musik, aber weil isch sie mag sagst du, du magst die nicht, damit ich denke du magst die nicht, obwohl du sie magst und ich schon schecke, dass du sie magst. Vielleicht tust du das, damit ich disch auch nicht mag oder doch nicht und ich mag dich. Also mag ich dich noch. Dein Versuch mich loszuwerden nützt wohl oder übel nischt.", plapperte sie nuschelnd, dass ich nur die Hälfte ihrer Sprachfehler verstand.

ALL I NEEDWo Geschichten leben. Entdecke jetzt