22|„Jetzt ist sie weg und du versuchst nach ihr zu greifen."

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„Ja ich hatte.. Ich weiß auch nicht. Das ist mir so rausgerutscht und ich hatte Panik! Vielleicht wollte ich sie auch verletzen, weil sie das bei mir tat.", murrte er und stand plötzlich auf,„Wie auch immer. Na los jetzt hau ab. Ich habe noch nichts gegessen." Er scheuchte mich vor sich her und ich ließ ihn in der Küche alleine zurück.

~

Baran

„Jetzt hör doch auf!", meckerte ich Seren an, die weiterhin in den Spiegel der Sonnenblende sah und ihren pfirsichfarbenen Lippenstift nachzog.

„Konzentrier dich auf die Straße nicht auf mich.", meckerte sie, doch lachte kurz,„Auch wenn das ganz schön schwer ist." Sie klopfte sich stolz auf die Schulter und ich verdrehte lachend die Augen.

„Selbstverliebte..", kommentierte ich und bog auf den Parkplatz der Universität.
Es kam mir so unendlich lange vor, dass ich zuletzt hier war, dabei war ich das letzte Mal an meinem Abschluss vor fünf Monaten hier.
Wie schnell alles doch verging. Sie klappte die Sonnenblende zu und trommelte auf dem Armaturenbrett herum.

„Wünsch mir viel Spaß!", freute sie sich und lehnte sich vor, um mir einen Kuss auf die Wange zu geben, wie ich vermutete, doch stattdessen leckte sie quer über meine Wange und sprang sofort aus meinem Auto.

„Du bist so widerlich!", rief ich noch, doch sie winkte wie ein kleines Kind und zog ihren Rucksack an. Glücklich eilte sie in das Innere der Universität während ich über meine Wange wusch und fluchte.
Sie konnte froh sein, dass sie meine kleine Schwester war und ich sie liebte sonst hätte ich ihr eine reingehauen.

Ich war so froh, dass Seren und ich uns so nah standen. Kenans Abgang hatte also doch etwas gutes. Anstatt sowie früher, sich wieder zurückzuziehen ließ sie mich an sich ran und schlief sogar Tagelang bei mir, weil sie in ihrem Zimmer kein Auge zubekam.
Sie hatte viel zu oft Alpträume, von denen sie mir nie erzählte, aber immer wenn ich sie aufweckte weinte sie bloß.

„Wichser!", knurrte ich und krallte meine Hand um das Lenkrad. Er hatte meine kleine Schwester zerstört. Ihr Herz herausgerissen und in Stücke zerfetzt.
Mir war von Anfang an klar, dass er sie verletzen und sie niemals für immer zusammen bleiben würden. Kenan war schon immer so ein Bastard, der mit den Mädchen spielte.
Ob er auch mit Seren geschlafen hatte? Wütend schlug ich gegen mein Lenkrad. Ich hatte Seren nicht gefragt, ich konnte es einfach nicht.

Aber ich konnte es mir nicht anders erklären, weshalb er einfach ging. Er hatte nun wirklich zwei Jahre mit ihr verbracht und war zehn Monate lang mit ihr in dieser.. Beziehungssache. Würde Kenan denn all diese Zeit und den Aufwand betreiben bloß um mit ihr zu schlafen?
Der Gedanke daran brachte mich um den Verstand! Er konnte sie nicht angefasst haben! Nein! Es ging einfach nicht!
Für einen kurzen Zeitraum hatte selbst ich ihm geglaubt, aber dann bewies er auch wieder, dass ich es nicht tun sollte.

Könnte ich ihn doch nur sehen und ihn so lange würgen bis er keine Luft mehr kriegen würde.
Ich schnaubte auf und sah wieder hoch. Während ich den Rückwärtsgang einlegen wollte sah ich hoch und erkannte ihn. Kenan! Er war hier. Scheiße der studierte auch noch?
Kenan sah auf seine Armbanduhr und seufzte während er die Augen verdrehte.
Sofort nutzte ich die Chance und stieg aus dem Auto.

„Kenan!", rief ich über den Platz. Er blieb stehen und drehte sich zu mir um. Mit schnellen Schritten ging ich auf ihn zu. Er verdrehte erneut die Augen und ich ballte schon Fäuste, doch je näher ich an ihn trat desto klarer wurden Serens Worte, dass ich ihm nichts tun solle.

„Na? Lange ist es her.", grinste er und provozierte mich damit unglaublich. Das wusste er genau.

„Leider nicht zu lange.", knurrte ich und er räusperte sich,„Was willst du hier?" Er zeigte auf die Universität.

„Studieren.", antwortete er und steckte seine Hände in die Hosentaschen,„Die Frage ist, was du hier willst. Du studierst doch gar nicht mehr." Er konnte mir keine Fragen stellen.
Ich war derjenige, der ihn zur Rechenschaft ziehen sollte!

„Ich sage es nur einmal.", fing ich an und trat einen Schritt vor während ich den Finger hob und vor seiner Nase hielt,„Halt dich von Seren fern. Du weist gar nicht was sie durchgemacht hat, während du, wer weiß wie viele, Frauen dort gefickt hast. Ihr geht es tausend Mal be-.."

„Ich..", knurrte er und drückte meine Hand weg,„habe keine Frauen gefickt während ich weg war! Dein erster Fehler. Der zweite ist, dass ich mich auf keinen Fall von ihr fern halte. Außerdem brauchst du es gar nicht sagen, denn ihr geht es nicht besser ohne mich, das weiß ich. Sie braucht mich genauso wie ich sie." Ich sah schon vor meinem geistigen Auge, wie ich seinen Kopf gegen die Stufen schlug, aber immer wieder fielen mir Serens Worte ein. Verdammt konnte ich das nicht abschalten? Sie stand mir damit im Weg und all meine Wut sammelte sich schon in meinen Fäusten.

„Was denkst du dir eigentlich?", fauchte ich und zeigte abwertend auf ihn,„Du verpisst dich, kommst wieder und ich lasse auch noch zu, dass du ihr wieder näher kommst? Du bist ein kranker Wichser, der bloß mit ihr gespielt-.."

„Ich habe nie mit ihr gespielt!", unterbrach er mich wütend und packte mich am Kragen,„Es geht dich einen Scheiß an, ob ich mit Seren rede, sie ignoriere oder küsse. Wir Freunde, Fremde oder Verliebte sind. Ich werde tun was ich will und das ist momentan mit ihr reden. Ich habe viel Scheiße gebaut, das weiß auch ich, aber egal was auch passiert, ich habe niemals mit ihr gespielt! Ich liebe-.."

Wütend holte ich aus und schlug ihm in die Magengrube. Er zuckte zurück, doch ließ mich noch nicht los. Ich riss seine Hand von mir und fasste nun an seinen Kragen.
Er konnte es nicht wagen nun auch noch von Liebe zu sprechen!

„Als sie weinend vor dir stand, hat es dich nicht interessiert.", keifte ich und er spannte sich überall an,„Jetzt ist sie weg und du versuchst nach ihr zu greifen. Aber soll ich dir mal was sagen?" Ich näherte mich ihm und spürte wie er Fäuste ballte.

„Egal wie weit du greifst, du wirst nicht an sie rankommen.", flüsterte ich ihm ins Ohr und entfernte mich wieder,„Denn auch Seren hat eingesehen was für ein Bastard du bist. Du selbst hast es am Ende verkackt. Allein du. Egal wie viel wir auch getan hatten, schuld bist du." Er sagte nichts, doch schlug meine Hand von sich.

„Wir werden sehen wer am Ende wieder bei ihr ist.", forderte er mich heraus,„Ich würde ja gerne weiter plaudern, aber ich muss rein. Wir werden uns von nun an noch öfters sehen Baran." Mit einem teuflischen Grinsen drehte er sich um und ging ebenfalls hinein.

Wütend ging ich zu meinem Auto und schlug mit beiden Fäusten auf die Motorhaube. Ich bin jetzt noch wütender als davor.
Er konnte doch nicht schon wieder versuchen ihr Leid zuzufügen. Man Seren.. Wegen ihr konnte ich ihn nicht vernünftig zusammenschlagen. Es kitzelte in meinen Fingerspitzen.

Tatsächlich bloß ein kleiner Schlag in den Magen. Baran bemüht sich😌
Aber wollen wir nicht langsam ein Gespräch zwischen Kenan und Seren? 🌚
Ich habe keinen Plan wie das ablaufen soll 😂

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