98|„Du schadest ihr!"

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Ich hatte einen Freund verloren, war mein erster Gedanke. Aber einen falschen, der zweite Gedanke und dieser ließ mich gut fühlen.
Enes war endgültig aus meinem Leben.

~

Kenan

Vielleicht war es nicht ganz überlegt was ich tat, aber in letzter Zeit hatte ich schon genug überlegt, also passte es schon.
Mein Kopf dröhnte noch von dem gestrigen Lernen mit Serdar gemeinsam. Zum Glück wurde ich nach dem ganzen mein eigener Chef und konnte es erstmal ruhig angehen lassen.
Hoffentlich.

Aber jetzt waren meine Sorgen ganz woanders. Vielleicht würde ich hier mit einem Bruch rausgehen. Vielleicht schaffte ich es auch gar nicht, weil ich tot war oder ich.. Etwas anderes fiel mir nicht ein.
Gewalt war zu hundert Prozent mit drinnen, aber was sollte ich tun? Es einfach belassen? Ne ne.
Ich wollte keine Geheimniskrämerei.
Es wäre bestimmt auch besser gewesen, wenn ich Seren vorher von meinem Plan erzählt hätte, aber wir konnten gestern nicht nochmal telefonieren, wie wir es vorhatten, weil Serdar bis spät in die Nacht bei mir blieb und ich Seren nicht wecken wollte.
Ich hatte ihr aber noch eine Nachricht gesendet für den Fall, dass sie noch wach sein könnte.
War sie nicht, denn die Nachricht bekam nur ein Häkchen.

Ich betrat die Praxis und eine junge Frau sah von dem Empfang aus zu mir. Ein Lächeln breitete sich aus.

„Guten Morgen.", begrüßte sie mich und ich stellte mich zu ihr und ihrer Kollegin.

„Ist Baran da?", fragte ich und sie nahm ihr Telefon.

„Herr Dr. Bulut müsste im Haus sein.", meinte sie und hielt es sich an ihr Ohr,„Herr Dr. Bulut? Sie haben Besuch von-.." Sie hielt ihre Hand auf den Sprecher und sah zu mir auf um meinen Namen herauszufinden.

„Ok Danke.", winkte ich ab und ging nach rechts zu den Behandlungszimmer. Also war er hier. Ich sah zwischen den sechs Türen umher und überlegte hinter welcher er wohl stecken könnte.

„Entschuldigung Sie dürfen nicht einfach rein!", rief die Frau und trat hinter dem Empfang hervor. Ich warf ihr bloß einen Blick über die Schulter ehe ich durch die weiße Tür trat und in einem kleinen Behandlungszimmer stand.
Baran stand mit dem Rücken zu mir und sah nachdenklich in eine Akte, die vor ihm lag.

„Ja?", brachte er abwesend hervor und sah langsam nach hinten zu mir. Sein Ausdruck veränderte sich schlagartig und jetzt war ich mir wirklich sicher, dass er mich umbringen würde. Die blonde Frau trat neben mich in das Zimmer und krallte ihre Nägel in meinen Arm.

„Sie dürfen nicht einfach ein Behandlungszimmer betreten! Ich bitte Sie raus zu gehen!", fauchte sie und versuchte mich rauszuziehen. Ich schenkte ihr keine Beachtung.

„Schon gut Lydia. Das wird nicht lange dauern.", brachte Baran verärgert hervor und winkte sie raus. Diese Lydia zögerte noch einen Moment, doch verließ anschließend den Raum und zog die Tür zu.
Baran drückte sein Kittel zurück und steckte die Hände in seine Hosentaschen.

„Was willst du?", fragte er schon total abgekratzt, blieb aber auf Abstand. Ich hatte auch nicht vor näher zu treten.

„Seren.", antwortete ich und er lachte innerlich auf,„Und ich habe sie auch schon. Der Grund wieso ich hier bin ist, dass ich wollte, dass du es weißt." Es dauerte auch nicht mehr lange und Baran kam auf mich zu.

„Was redest du da für einen Scheiß?", knurrte er und ich ging an ihm vorbei in die Mitte des Raumes. Ich war noch nie hier, dabei arbeitete mein bester Freund hier.

„Ich meine.. Seren und ich sind wieder zusammen und ich wollte, dass du es weißt, damit Seren sich nicht wieder schlecht fühlt oder sich selbst den Druck macht es dir zu sagen. Auch, damit du nicht auf sie losgehst, wenn du es zufällig herausfindest.", berichtete ich und sah ihn kühl an,„Es wäre besser, wenn du dich daran gewöhnst mich bei ihr zu sehen. Ich werde Seren nämlich nicht wieder loslassen." Baran hob sein Kinn hervor und drehte sich in meine Richtung.

„Was willst du von ihr, Alter?", keifte er,„Du tust meiner Schwester nicht gut und wirst es auch nie! Ich weiß doch wie sehr sie wegen dir gelitten hat und es auch wieder tun wird. Lass sie verdammt nochmal in Ruhe!" Seine Worte streiften an mir vorbei, weil ich wirklich schon zu oft gesagt bekommen hatte, dass ich Seren nicht gut tat.
Sehr oft hatte auch ich das Gefühl, aber wenn es wirklich stimmen sollte, wieso sollte sie dann noch bei mir bleiben? Dieses Strahlen in ihren Augen wäre doch dann nicht mehr da, aber das war es und wie sie mich ansah reichte mir aus als Zeichen, dass es nicht stimmte und sie mich genauso sehr liebte wie ich sie.

„Ich habe sie verletzt, da hast du recht, aber von nun an werde ich das nicht mehr tun. Seren-..", wollte ich wieder sagen, doch Baran unterbrach mich indem er wieder vor mich trat und wütend eine Faust ballte.

„Wen willst du damit verarschen? Seitdem sie dich kennt hat sie immer wieder irgendeine Scheiße durchgemacht!", schrie er schon fast,„Du hast sie so oft verlassen und.. Weißt du eigentlich wie es ihr ergangen ist als du sie ohne ein weiteres Wort verlassen hast? Sie hat unter Depressionen gelitten verdammt! Wegen dir! Meine Schwester ist depressiv geworden, weil du, Wichser, es nicht auf die Reihe bekommen hast sie anständig zu lieben oder die Finger von ihr zu lassen! Sie hat sich von ihrer Familie abgeschieden, ist abgehauen, hat sich selbst gehasst, Drogen zu sich genommen und, egal wie viel Zeit auch vergehen wird, du hast sie fast ertrinken lassen! Das werde ich niemals vergessen. Du schadest ihr!"

„Das interessiert mich nicht, glaubst du mir das?", brachte ich ihn um den Verstand und schon packte er mich am Kragen und drückte mich gegen die Liege,„Seren verzeiht mir und das ist das einzige was mich interessiert. Ob du mich leiden kannst geht mir am Arsch vorbei." Er zog mich von der Liege weg nur um mich ein erneutes Mal dagegen zu knallen.

„Was willst du hier dann?", brüllte er mich an. Ich wollte den Mund aufmachen und was sagen, doch die Tür flog auch sofort auf und Emin kam im Kittel hinein.

„Kenan?", brachte er verwundert hervor, doch ließ sich nicht beirren und drückte uns beide auseinander,„Ihr wollt mich doch verarschen! Da draußen sitzen Patienten und man kann alles hören! Hört auf mit diesem Mist und wenn ihr euch prügeln wollt tut es woanders, aber nicht hier. Jetzt geht mir nicht auf die Eier und hört auf euch anzuschreien." Er zog mich am Ärmel, dass ich in Richtung Tür ging. Baran zog an seinen Haarspitzen und sah nochmal zu mir.

„Ich will einfach nicht, dass Seren traurig wird, weil wir uns nicht leiden können.", sagte ich noch und er sah entsetzt und bestürzt zu mir,„Also mach sie nicht traurig." Er wollte auf mich los, doch Emin hielt ihn sofort zurück.

„Das sagst du mir? Du?", schrie er und versuchte Emins Griffen zu entkommen. Ich drehte mich um und verließ den Raum. Lydia sah über den Empfang zu mir und beobachtete mich mit Argusaugen bis ich die Tür erreichte und sie öffnen wollte.
Da sprang mir plötzlich Ella entgegen.

„Was tust du hier?", fragte ich und sah an ihr hinunter. Ella sah aus wie immer. Sie stockte erst einmal, doch zog dann ihren Ärmel hoch. Ihr gesamter Unterarm war rot und angeschwollen. Ich verzog kurz das Gesicht.

„Das juckt ununterbrochen und hat sich entzündet. Emin meinte er würde es sich ansehen.", antwortete sie und ich nickte.

„Okay. Wir sehen uns noch.", verabschiedete ich mich von ihr und strich kurz, doch sanft über ihr Haar ehe ich hinausging.
Ich spürte noch Ellas Blicke in meinem Rücken, doch erst als ich in meinem Auto saß fiel mir ein, dass sie es Seren erzählen würde.
Na super.

Kenan hat eine super Plan haha
Was denkt ihr wird Baran tun? Ich denke dieses Buch wird noch einen 4. Teil haben. Welches dann auch das Ende wäre. Hui! Ich bin mir aber unschlüssig wie ich diesen Teil beenden soll. Es gibt 2 Varianten in meinem Köpfchen haha

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