#30 Sorgen

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Lesenacht 19/10/19 - 7|10

*einige Tage später*

*Matteos Sicht*

Seit der Vorrunde der WM sind nun einige Tage vergangen. Wir arbeiten schon fleißig an der neuen Choreografie, unser Gegner im Achtelfinale ist Brasilien, auch ein sehr starkes Team. Sie waren in ihrer Gruppe B Zweitplatzierter, mit 29 Punkten. Juliana, die ja aus Brasilien kommt, kennt das Team, sie hat es für eine kurze Zeit mal trainiert.

Luna schläft noch, und ich mache mir unten in der Küche bereits meinen Kaffee. Ich werde sie gleich wecken müssen, da wir schon bald ins Roller zum Training müssen. Irgendwie bereitet mir Lunas Zustand immer mehr Sorgen... Solche Schwindelattacken, wie bei unseren Flitterwochen und einmal zuhause, hatte sie zwar nicht mehr, aber nach dem Training ist sich sichtlich erschöpft und schwitzt verdammt viel, das war früher nie so. Manchmal höre ich im Training sogar, wie sie nach Luft ringt. Ich glaube, ich sollte sie mal dazu überreden, zum Arzt zu gehen, und das dringend. Langsam glaube ich nämlich nicht mehr, dass sie nur ab und zu Kreislaufprobleme hat... Und selbst wenn es nur Kreislaufprobleme wären, sollte man die abklären lassen.

"Morgen." Ich fahre herum. Luna steht verschlafen in der Küche. "Morgen, Lieferfee. Gut geschlafen?" Luna nickt. "Machst du mir auch einen Kaffee?", fragt sie mich. Ich nicke und hole ihr eine Tasse aus dem Küchenschrank. "Wie geht's dir?", frage ich, während ich ihre Tasse unter die Kaffeemaschine stelle und sie anmache. "Mir? Mir geht's gut.", antwortet sie. Ich höre, dass sie meine Frage irritiert, beziehungsweise verwundert, hat. "Warum fragst du?" "Darf ich meine Ehefrau nicht einmal mehr fragen, wie es ihr geht?" Ich drehe mich zu Luna um. "Ehm, doch, natürlich... Sag mal, machst du dir schon wieder unnötige Sorgen?" "Unnötig sind sie nicht." "Gott Matteo, dein Aufpassermodus nervt.", brummt sie. "Hey, ich sehe doch, dass du nach dem Training ungewöhnlich stark erschöpft bist. Und manchmal im Training ringst du richtig nach Luft. Denk nicht, dass ich das alles nicht bemerke!" "Du bildest dir was ein." "Sicher?" Natürlich glaube ich ihr nicht. "Zu 100%. Mir geht's super! Sag mal, haben wir was zu Essen?" Ah, ich merk schon, sie will vom Thema ablenken. "Wir haben Toast und Obst, mehr nicht. Ich gehe später einkaufen.", antworte ich und gehe einen Schritt auf sie zu. "Sicher, dass ich dir das glauben soll?" Ich nehme ihre Hände. "Matteo, was soll das?! Mir geht's gut, und wenn es mir schlecht gehen würde, würde ich es dir sagen!" So, würde sie das? Ich glaube nämlich nicht. "Und besser, du lässt das Thema jetzt, sonst werde ich sauer. Und wenn ich am Morgen schlechte Laune habe, ist der ganze Tag versaut." Sie geht an mir vorbei zur Kaffeemaschine und nimmt sich ihren Kaffee. Ich verdrehe meine Augen. Sie ist so stur! Warum gibt sie nicht einfach zu, dass es ihr nicht gut geht?!

Während Luna dann den Toaster anschmeißt und die Toastscheiben toastet, gehe ich nach oben, um Lia zu wecken. Das ist aber nicht mehr nötig, sie sitzt in ihrem Bett und spielt mit ihren Kuscheltieren. Ein paar Minuten beobachte ich sie vom Türrahmen aus, bis sie mich dann aber bemerkt. "Papá!" Ich gehe lächelnd zu ihr. "Guten Morgen, mein Wirbelwind. Na, schön gespielt?" Lia nickt und drückt ihr Lieblingskuscheltier, ein Einhorn, an sich. "Na gut, dann wollen wir dich aber mal fertig machen, es geht später wieder zu Oma und Opa." Es tut mir in meinem Vater-Herz verdammt weh, Lia jeden Tag bei Maria und Francisco abzuladen. Deshalb probieren Luna und ich auch, nach dem Training so viel Zeit wie möglich mit ihr zu verbringen. Wir wollten demnächst mal gucken, dass Mika und Lia beide während des Trainings im Roller sind und Nina vielleicht auf sie aufpasst, wenn sie einverstaden ist, was ich aber nicht bezweifle.

Ich ziehe Lia um, mache ihr ihr Medallion um, käme ihr kurz ihre Löckchen und gehe dann mit ihr runter, gemeinsam mit ihrem Einhorn. Das wollte sie nicht aus der Hand geben. "Mamá!", ruft sie, als sie Luna sieht. Diese ist bereits am Essen. "Guten Morgen, Mäuschen.", sagt sie. Ich setze Lia in ihren Babystuhl und mache ihr ihre Milch warm, die sie am Morgen immer trinkt. Als ich die Flasche mit der Milch in die Mikrowelle gestellt habe, werfe ich einen unauffälligen Blick zu Luna. Sie sieht blass aus, und richtig Appetit scheint sie auf einmal auch nicht mehr zu haben, sie hat von ihrem Toast nur ein paar Mal abgebissen, jetzt liegt er vor ihr auf ihrem Teller... Irgendetwas stimmt hier doch ganz gewaltig nicht.

Lutteo - Alles perfekt, oder doch nicht?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt