#96 Ein Brief

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*nächster Tag*

*Matteos Sicht*

Lächelnd blicke ich zu Luna, die neben mir liegt. Sie schläft tief und fest, ebenfalls mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen.

Ich bin so froh, dass sie jetzt wieder zuhause ist. Hier geht es ihr bestimmt auch besser, auch psychisch. Ich werde schon darauf aufpassen, dass es ihr hier gut geht und vor allem, dass sie sich ausruht. Kann bei jemandem wie Luna schwer werden, aber... Irgendwie passe ich schon darauf auf.


Leise steige ich aus dem Bett und gehe nach unten, um Frühstück zu machen. Ich war vorgestern noch einkaufen, langsam muss sich der Haushalt wieder einpendeln. Aber auch das kriegen wir jetzt sicherlich wieder hin.

Ich toaste Toast, mache Kaffee und brate Eier mit Speck. Als alles fertig ist, decke ich den Tisch und stelle noch Aufschnitt und Obst dazu, dann ist alles fertig. Also gehe ich nach oben, um nachzuschauen, ob Luna noch schläft.

Was sie tatsächlich noch tut. Also muss ich sie wohl wecken, sonst wird das Frühstück kalt.

Sanft rüttele ich an ihr und streiche über ihr Haar. "Aufwachen meine Prinzessin, ich hab Frühstück gemacht.", flüstere ich in ihr Ohr, was dazu führt, dass sie sich murrend von mir wegdreht. "Lieferfee, du machst es mir auch echt nicht einfach.", seufze ich und beginne, sie zu kitzeln. Das hilft immer, wenn sie nicht aufwachen will, genauso wie bei Lia.

Sofort erhellt ihr Lachen den Raum. "Hör auf Matteo, hör auf!", japst sie zwischen den Lachern. "Ist ja gut, ich höre schon auf.", lache ich. "Ich bin Frühstück gemacht und irgendwie musste ich dich ja wach kriegen." "Mh... Ich komm gleich, gib mir noch fünf Minuten." "Na gut, dann gehe ich erstmal Lia wecken." Ich streiche über ihre Wange und gehe dann zu Lias Zimmer.


Unsere Maus ist schon wach und spielt in ihrem Bett mit ihren Plüschtieren.

"Papá!", ruft sie, als sie mich sieht, und ich hebe sie aus dem Bett. "Guten Morgen, mein Wirbelwind. Na, gehen wir frühstücken?" Lia nickt und ich gehe mit ihr auf dem Arm hinunter.

In der Küche setze ich sie in ihren Babystuhl und mache ihr ihren Frühstücksbrei warm. Aus dem Augenwinkel kann ich durch das Küchenfenster sehen, wie ein Postbote unsere Post in den Briefkasten legt.

"Papá ist gleich wieder da, ja?", sage ich zu Lia und gehe schnell zum Briefkasten, um die Post zu holen. Ein Brief sticht mir da besonders ins Auge... Vom Gericht. Nanu, was wollen die jetzt? Hab ich irgendetwas verbrochen?

Ich reiße den Briefumschlag auf und lese mir den Brief durch.


Sehr geehrte Senora Balsano, sehr geehrter Senor Balsano,

aufgrund Ihrer Entführung im letzten Jahr, Senora Balsano, und der Entführung Ihrer Tochter vor einigen Wochen, Körperverletzung und unzähligen anderen Verbrechen, die Senorita Emilia Mansfield begangen hat, kommt es am 16. Januar im neuen Jahr zu Gerichtsverhandlung. Natürlich werden Sie beide als Betroffene und Zeugen aussagen müssen.

Zu dem fordert der Anwalt von Senorita Camila Torres die vorzeitige Entlassung.

Bitte kommen Sie zum Tag der Verhandlung pünktlich um 10 Uhr ins Amtsgericht Buenos Aires.

Maximiliano Pentro, Richter.


Ich schluckte fest. Sie wollen Camila früher aus dem Gefängnis entlassen? Bruno ist schon seit zwei Jahren wieder raus, glaube ich. Aber Camila? Nein, das kann man Luna nicht antuen. Sie würde verrückt werden, wenn Cami wieder draußen ist. Ich muss das irgendwie zu verhindern wissen.

Ich werde mit Francisco reden, er war damals Lunas Psychologe und kann die Richter bestimmt mit irgendeiner psychologischen Diagnose überzeugen.

Und wir brauchen einen Anwalt. Vielleicht wieder Ninas Mutter Ana, wie bei der Verhandlung bei Camila und Bruno damals. Dann muss ich wohl mal mit Gastón reden.

Aber... Wie soll ich Luna das mit der Verhandlung überhaupt sagen? Sie wird langsam wieder richtig glücklich, da will ich sie nicht sofort mit so einer Nachricht runterziehen. Nein, ich werde  ihr es erst kurz davor sagen.


Als ich wieder drinnen bin, verstecke ich den Brief schnell im Wohnzimmer in einem Schubfach, da wird Luna ihn schon nicht finden. Die restliche Post lege ich auf den Couchtisch und gehe dann wieder in die Küche.

Luna sitzt bereits in ihrem Morgenmantel am Tisch neben Lia und beobachtet sie lächelnd beim Essen. "Na, meine Prinzessinnen?", sage ich und setze mich auch hin, trinke einen Schluck Kaffee aus meiner Tasse. "Komm, iss, sonst wird es kalt.", meine ich zu meiner Ehefrau und sie nickt. "Endlich nicht mehr dieses eklige Krankenhausessen.", sagt sie und schiebt sich eine Gabel mit Rührei in den Mund.

"Mh, hast du in diesen zwei Monaten etwa kochen gelernt?", fragt sie grinsend. "Hey, das konnte ich auch vorher schon!", verteidige ich mich. "Jaja, definitiv...", murmelt sie und ich schlage leicht gegen ihren Arm. Luna grinst und nimmt sich eine Erdbeere. "Mund auf, Snob." Ich verdrehe grinsend die Augen und mache, was sie verlangt. Meine Ehefrau schiebt mir die Erdbeere in den Mund und ich höre Lia lachen.

"Lia auch, Lia auch!", ruft sie und Luna nimmt sich noch eine Erdbeere, schneidet sie vorher in Stück und gibt sie Lia, welche sie mit Freunde aufisst.

"Lia Papá uttern!" Luna grinst wieder und setzt Lia auf ihren Schoss, gibt ihr eine Erdbeere in die Hand. "So, bittschön, jetzt kannst du auch Papá füttern." Lia nickt energisch. "Und auf, Papá!" Ich lache und öffne wieder meinen Mund, meine Tochter schiebt mir die Erdbeere in den Mund und klatscht dann begeistert. Ich schüttele nur grinsend den Kopf.

"Ihr seid doch gestört.", sage ich und gebe etwas Marmelade auf meinen Finger, tippe jeweils auf Lunas und Lias Nase.

"Hey!", ruft meine Ehefrau und Lia lacht wieder nur. "Na komm Lia, dann müssen wir dich wohl sauber machen." Sie nimmt die Kleine auf ihren Arm und geht mit ihr ins Bad, aber nicht ohne sich nochmal zu mir umzudrehen und mir den Mittelfinger zu zeigen. Mit einem unschuldigen Bild zeige ich ihn zurück.


Als sie dann im Bad sind, muss ich nochmal über den Brief  und die Verhandlung nachdenken.

Ich kann es Luna wirklich nicht sagen. Sie ist jetzt so glücklich, endlich, nach einem so langen Weg, der aber auch immer noch nicht vorbei ist... Sie würde sich wieder so viele Sorgen und Gedanken über die Gerichtsverhandlung machen, dass würde sich nur wieder auf ihre Gesundheit auswirken... Das kann sie nicht gebrauchen.

Es ist wirklich besser für sie, wenn sie erstmal nichts von der Verhandlung weiß...



Natürlich muss Emilia noch ihre Strafe bekommen... Und Camila taucht auch gleich wieder auf. Ob die Verhandlung so wohl überhaupt gut gehen wird? Und macht es Matteo wirklich richtig, wenn er es Luna verschweigt?

Lutteo - Alles perfekt, oder doch nicht?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt