#88 Merkwürdiges Gefühl

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*Matteos Sicht*

Nach ein paar Stunden, die ich bei Luna war, meint eine Krankenschwester zu mir, ich müsse jetzt gehen. Die Besuchszeit auf der Station hier ist eingeschränkt und anders, als auf den anderen Stationen.

Also verabschiede ich mich von Luna, aber ich merke dabei, das irgendetwas mit ihr nicht stimmt. Sie war die ganze Zeit anders drauf, viel fröhlicher... Jetzt ist sie so... Anders. Ich weiß gar nicht, wie ich es beschreiben soll...

"Luna, hast du was?", frage ich und sehe sie besorgt an. "Hm? Achso nein, alles gut..." Eigentlich war ich schon halb aus der Tür, aber ich setze mich jetzt nochmal zu ihr ans Bett. "Du hast irgendetwas, das merke ich." Luna kaut auf ihrer Unterlippe herum, so wie immer, wenn sie lügt, und weicht meinem Blick aus. "Hast du irgendwelche Beschwerden? Soll ich irgendjemanden holen, damit man dich untersucht oder dir Medikamente gibt?" Luna hebt ihren Kopf wieder. "Okay, ich sag's dir ja schon... Mein Herz... Es schlägt so unregelmäßig, mal schneller, mal langsamer..." Ich ziehe besorgt meine Stirn kraus. "Aber mach dir keine Sorgen, ich sage gleich selber einer Krankenschwester Bescheid, die gibt mir dann bestimmt irgendwelche Medikamente, die das wieder normalisieren." "Sicher? Ich kann auch schnell zu jemandem gehen und Bescheid sagen." "Sicher, Matteo. Ich mach das gleich selber, es kommt gleich eh jemand, weil meine abendliche Dosis fällig wird. Fahr du ruhig nach Hause und Lia musst du ja auch noch abholen." Ich nicke langsam. "Na gut. Aber du rufst mich später an und sagst mir, was jetzt hier Sache ist!" "Mach ich, mein Schatz.", versichert sie es mir.

Als ich dann zum zweiten Mal halb aus der Tür bin, hält Luna mich nochmal auf. "Matteo, ich liebe dich, vergiss das nie." Etwas verwundert darüber, dass sie es jetzt einfach so aus dem nichts sagt, lächele ich sie an und nicke. "Ich liebe dich auch, für immer, meine Prinzessin."


Mit Lia auf dem Arm schließe ich etwa eine Dreiviertelstunde später unsere Haustür auf. Die Kleine wimmert die ganze Zeit und ist so anhänglich, ich glaube, sie bekommt wieder Zähnchen. Das war schon einige Male so und jedes Mal sind ihr dann Zähne gewachsen.

"Mäuschen, hast du Hunger?", frage ich meine Tochter, als wir drinnen sind. "Ja, Lia Unger!" Ich schmunzele und gehe mit ihr in die Küche. "Gut, dann schaut Papá jetzt, was wir zu essen haben." Ich setze Lia in ihren Hochstuhl und suche nach was Essbarem, da ich aber seit Tagen nicht mehr einkaufen war, finde ich nur noch ein paar Scheiben Brot und Aufschnitt. "Dann gibt es wohl ein paar Sandwiches...", seufze ich. Wenn Luna nicht hier ist, ist der Haushalt echt aufgeschmissen. Ich kann keine Wäsche waschen und viele saubere Klamotten sind nicht mehr im Schrank, ich vergesse es immer, einkaufen zu gehen und das Haus richtig geputzt wurde auch lange nicht mehr, nur das nötigste. Ich sollte das vielleicht mal die Tage in Angriff nehmen...


Nachdem wir dann gegessen haben, spiele ich noch ein wenig mit Lia, bevor ich sie bettfertig mache und ins Bett bringe. Als sie schläft, gehe ich selber auch schon mal duschen und Zähne putzen. Ich bin echt fix und alle und will eigentlich nur noch schlafen.

Bevor ich aber ins Bett gehe, checke ich noch kurz meine sozialen Medien, überall wird mein Song bis zum Himmel gelobt. Aber es gibt auch viele Spekulationen, was mit Luna sein könnte, weil ich mich nicht dazu äußern wollte in dem Interview. Auch über Lias Entführung wird viel geschrieben, alle sind entsetzt.

Ich entschließe mich dazu, eine kurze Instastory  zu posten. Nicht mit mir selber, ich schreibe nur kurz etwas.

Vielen Dank für euer positives Feedback zu meinem neuen Song! Vergesst nicht, in ein paar Stunden, um Punkt null Uhr, könnt ihr No te voy a fallar auf allen Musik-Streaming-Diensten streamen!


Nachdem die Story gepostet ist, will ich Luna anrufen und fragen, was jetzt mit ihrem Herzen ist. Das mache ich auch, allerdings geht sie nicht ran. Eigentlich wollte sie mich ja auch anrufen... Komisch. Aber vielleicht schläft sie einfach schon und hat es vergessen, wäre typisch für sie...

Mit einem etwas ungutem Gefühl im Magen lege ich mein Handy beiseite und schalte das Licht aus, ehe ich mich in mein Kissen kuschele und bald auch im Land der Träume versinke...



Es ist düster draußen, alles grau und verregnet, als würde die ganze Welt traurig sein und weinen. Ich betrete das Krankenhaus, es ist niemand hier. Ich gehe hoch, zu ihrem Zimmer.
Auf dem Gang zu ihrem Zimmer ist es windig, warum auch immer. Auch hier ist keiner, also gehe ich auf ihr Zimmer zu. Ich klopfe an der Tür, es kommt keine Antwort, also trete ich einfach ein.

Ich bekomme noch mit, wie ihr Körper nach oben schwebt und durch einen Lichtstrahl verschwindet. Eine Gestalt in einem schwarzen Gewand mit einer Sense steht neben dem leeren Krankenbett. "Warum?!", rufe ich verzweifelt, meine Stimme zittert, ich bekomme eine Gänsehaut. "Es war an der Zeit.", sagt die Gestalt, sie hat eine dunkle Stimme. Schon im nächsten Moment verschwindet sie ebenfalls durch einen Lichtstrahl und ich stürze mich auf das Bett, auf dem jetzt wie aus dem nichts ein Kreuz liegt. Ich weine und weine, mein Leben ist vorbei. Der Boden wurde mir unter den Füßen weggezogen.

Sie ist tot. Sie ist weg, für immer.



Ich schlage meine Augen auf. Was war das bitte für ein Traum?! Luna ist gestorben...
Ich wische mir mit der Hand über mein Gesicht. Ich habe doch tatsächlich im Schlaf geweint. Gut, bei solchem Albtraum ist das ja kein Wunder... Ich meine, ich habe gerade geträumt, wie Luna gestorben ist! Nein, das...
Warum träume ich sowas?! Wollte der Traum mir meine größte Angst zeigen? Oder ist es ein Zeichen?
Quatsch, was für ein Zeichen?! Was denkst du da, Matteo?! Luna wird nicht sterben!

Plötzlich spüre ich so ein merkwürdiges Gefühl in mir... Ein Gefühl aus Leere und Schmerz. Es fühlt sich so an, als würde mein Herz gerade in tausend Stücke zerbrechen und mich die unbändige Trauer erfassen.


Das Gefühl verschwindet nach ein paar Sekunden wieder und ich umfasse unbewusst meinen Ehering...



Haben Matteos Traum und dieses komische Gefühl, was er gespürt hat, etwas zu bedeuten?


Lutteo - Alles perfekt, oder doch nicht?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt